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"Noch Fragen, Kienzle?" Die Schlagabtausche, die sich Ulrich Kienzle (li.) und Bodo H. Hauser einst in der ZDF-Sendung "Frontal" geliefert haben, sind legendär. Nun bekommen auch die ARD-"Tagesthemen" eine "Pro & Contra"-Rubrik.

© Jörg Schmitt/dpa

Mehr Meinung für die „Tagesthemen“: Pro & Contra statt Für & Wider

Die „Tagesthemen“ werden um ein „Pro & Contra“-Format erweitert. Woran sich die ARD dabei orientieren könnte. Ein Kommentar.

Der Reißwolf im ZDF-Politmagazin „Frontal“ war legendär. „Was gibt’s Neues, Hauser?“, fragte Ulrich Kienzle, um dann gemeinsam mit Bodo H. Hauser erstaunliche Agenturmeldungen vorzulesen und zu schreddern. Stilbildend war auch der Schluss jeder „Frontal“-Sendung mit den beiden politisch so unterschiedlichen Fernsehgrößen. Mit dem Satz „Noch Fragen, Kienzle?“ wurde ein „Pro & Contra“ zu einer tagesaktuellen Debatte gestartet.
Eine „Pro & Contra“-Rubrik wird es künftig auch im spätabendlichen Nachrichtenmagazin der ARD geben. Wie Helge Fuhst, der zweite Chefredakteur von ARD aktuell, mitgeteilt hat, sollen die „Tagesthemen“ um solche Streitgespräche erweitert werden. „Hin und wieder wird ein Thema aus zwei unterschiedlichen Richtungen beleuchtet“, sagte Fuhst dem Evangelischen Pressedienst.

Das wäre dann schon die zweite Änderung innerhalb eines Monats. Anfang September hatte die ARD angekündigt, dass die Kommentare nach 42 Jahren nicht mehr Kommentare, sondern „Meinung“ genannt werden. Und, wie Fuhst nun erklärte, an einigen Tagen durch „Pro & Contras“ ersetzt werden.

"Na dann, gute Nacht!"

Warum die ARD gerade jetzt diese Neuerungen - und davon gibt es mehrere - beschlossen hat, ist unklar. Als seinerzeit der ehemalige BR-Chefredakteur Sigmund Gottlieb die bayerische Sicht auf die Welt in den „Tagesthemen“ kommentierte, hätte sich vermutlich so mancher ARD-Kollege einen deutlichen Hinweis gewünscht, dass es sich hierbei um eine persönliche Meinung und nicht um die offizielle Haltung der ARD handelt.

Andererseits machen gerade solche Kommentatoren eine Pro-&-Contra-Runde erst spannend; die Kombination Sigmund Gottlieb und Anja Reschke wäre sicherlich aufregend gewesen.

Noch steht weder fest, wie das neue Format aussieht, noch, wann es eingeführt wird. Man darf also weiter darüber fabulieren, ob die ARD nicht noch weiter gehen und die Sendergrenze niederreißen sollte. Warum nicht ZDF-Kollegen wie Dunja Hayali oder Theo Koll mit einbeziehen? Oder das Privatfernsehen?

Bei Hauser (gestorben am 22. Juli 2004) und Kienzle (der am 16. April 2020 verstorben ist) endete der Schlagabtausch übrigens häufig mit „Na dann, guten Abend!“. Hauptsache, dass es nach den ganzen Meinungsneuerungen nicht heißt: „Na dann, gute Nacht!“

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