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Plötzlich reich?  Die Bande um Alidor Van Praet (Gene Bervoets, zweiter von links) plant einen Millionencoup.

© ZDF und Thomas Dhanens

Serie bei ZDFneo: „Ocean’s 11“ auf belgisch

„The Bank Hacker“, eine coole Serie bei ZDFneo. Eine Bande will mit einem Cyberangriff eine Bank um hunderte Millionen Euro erleichtern.

Diese coolen „Ocean's“-Filme von Steven Soderbergh funktionieren auch auf belgisch. Okay, der Maßstab ist ein anderer, doch der Ehrgeiz seiner Produzenten von VTM, der Autoren Kristof Hoefkens und Maarten Goffin plus der Regisseure Frank Van Mechelen und Joost Wynant, ist nicht geringer. In acht Teilen erzählt „The Bank Hacker“ von einem Cyberangriff auf eine Bank, der der Bande Hunderte Millionen Euro einbringen soll.

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Das jedenfalls ist der Plan von Alidor Van Praet (Gene Bervoets). Der Elegant-Gauner – kann so sexy lächeln wie George Clooney – ist Kopf einer Bande von Betrügern und Hochstaplern. Der vergangene Coup schien geglückt, doch eine Gesetzesänderung hat die geklauten Millionen „zurückbeordert“. Die Gang um Alidor Van Praet, Prince (Manuel Broekman), Andy (Joren Seldeslachts) und Souleymane (Claude Musungayi) muss wieder bei null anfangen. Ziel ist die Certus-Bank in Antwerpen, mittels Cyber-Attacke soll das „Geld nicht gestohlen, sondern neu verteilt werden“, wie Alidor den Klau/Clou umschreibt.

[The Bank Hacker“, ZDFneo, acht Folgen, in der Mediathek und ab Freitag im linearen Programm ab 20 Uhr 15]

Da braucht es einen Profi-Hacker, gefunden wird er im unbescholtenen IT-Studenten Jeremy Peeters (Tijmen Govaerts). Ein Nerd, ein Außenseiter, seine Sorge, ja Fürsorge gilt seiner Schwester Lily (Floor Van Boven) und seiner Mutter Anouk (An Miller). Die Familie steckt in existenziellen Schwierigkeiten, der Vater hatte viel Geld in Aktien investiert, der Totalverlust hat die Peters ruiniert und den Vater in den Tod getrieben. Das hat den Hass von Jeremy aufs Bankensystem provoziert, sieht er doch, wie der Bankdirektor schön fein wohnt, während die Peeters erleben müssen, wie der Insolvenzverwalter ihren Blumenladen leerräumt.

Welche Version stimmt?

Der Plan steht: Alidor kann Jeremy gewinnen, der besteht erste Bewährungsproben, ehe sich die Bande an den größten Coup ever macht. Viel davon wird in Rückblenden erzählt, der 19-Jährige ist in das Fadenkreuz polizeilicher Ermittlungen geraten und wird von der Staatsanwältin Erica DeBoek (Hilde De Baerdermaeker) vernommen. Jeremy wird zum Kronzeugen, doch mehren sich die Zweifel an seiner Version des Banküberfalls.

Bis die Story an diesen Punkt anlangt, wird einige Zeit (mit einigen Längen) auf die Vorbereitung des Coups verwendet. Durchaus verwickelt, komplex, unvorhergesehene Umwege müssen genommen werden, es gibt Spannungen in der Bande, so sieht sich Bart durch Jeremy aus der Position der rechten Hand von Alidor verdrängt, dessen attraktive und clevere Tochter Ada (Ella-June Henrard) muss sich auf eine Affäre mit einem Bankmitarbeiter einlassen, das Keine-Gewalt-Prinzip lässt sich nicht durchhalten.

Nur ein Mitläufer?

„The Bank Hacker“ bekommt da seine Spannung, weil das Gelingen des Coups mehr als einmal gefährdet ist, zudem die Rolle von Jeremy unklarer und damit interessanter wird. Nur ein Mitmacher, ein Mitläufer? Er wirkt traurig und belastet, doch hinter dem unsicher scheinenden Hacker verbirgt sich ein schlauer, gerissener junger Mann. Das Publikum sollte sich auf Überraschungen gefasst machen.

Drehbuch und Regie lassen keinen Zweifel daran, was das Ziel ihrer Leimspur über acht Folgen ist: den Zuschauer intelligent unterhalten, aufzeigen, was Menschen zu Kriminellen macht und zu kriminellen Handlungen treibt. Die Figuren sind mehr als „Funktionäre“, insbesondere Alidor Van Praet und Jeremy Peeters lassen Klischees schnell hinter sich.

Gangster mit Herz und Hirn

Gene Bervoets und Tijmen Govaerts stechen notwendigerweise aus dem Ensemble heraus. Bervoets Gangsterboss zeigt viel Hirn und ein wenig Herz, der alte weiße Mann ist raumgreifend in seinen Überlegungen und Schachzügen. Er vertraut Jeremy, der seinen Befehlen blind zu folgen scheint. Aber wie das so ist mit Nerds – sie werden unterschätzt.

Bertolt Brecht verkündete in seiner „Dreigroschenoper“, wieso eine Bank überfallen, wenn man eine gründen kann? „The Bank Hacker“ interpretiert den Klassiker auf spektakuläre Weise neu.

„The Bank Hacker“, ZDFneo, acht Folgen, in der Mediathek und ab Freitag im linearen Programm ab 20 Uhr 15

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