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Ermittler untersuchen Fässer mit beschlagnahmten Alkohol.

© Investigative Committee of Russia/Reuters

Dutzende in Kliniken: Mehr als 30 Menschen in Russland an gepanschtem Alkohol gestorben

Vergeblich versuchen Russlands Behörden bisher den Schwarzmarkt für Billigalkohol in den Griff zu bekommen. Aktuell gibt es einen besonders schlimmen Fall.

Nach der Massenvergiftung von Menschen mit gepanschtem Alkohol im Süden Russlands ist die Zahl der Todesopfer auf über 30 gestiegen. Die ersten Todesfälle waren am 7. Oktober bekannt geworden, inzwischen gebe es 32 Tote, teilte die Regionalregierung des betroffenen Gebiets Orenburg am Sonntag mit.

Viele der Opfer waren zwischen 36 und 73 Jahren alt. Die Zahl der in Krankenhäusern behandelten Patienten sei seither auf 64 gestiegen. Einige waren nach Behördenangaben an Herz-Lungen-Maschinen angeschlossen. Bisher seien neun Menschen festgenommen worden – wegen unerlaubter Herstellung und illegalen Handels mit verbotenem Alkohol.

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„Die Ärzte tun alles, um den Menschen das Leben zu retten“, sagte die Vize-Gouverneurin des Gebiets Orenburg, Tatjana Sawinowa, am Sonntag. „Aber bei vielen Patienten übersteigen Methanol-Werte die tödliche Dosis um einiges.“ Sie warnte die Menschen eindringlich, auf jeden Konsum von Alkohol zu verzichten.

In den sozialen Netzwerken im Internet kritisierten viele Bürger, es werde von den Behörden zu wenig getan, um den Schwarzmarkthandel mit illegalem Alkohol zu unterbinden. Das für seine verbreitete Armut bekannte Orenburg liegt rund 1200 Kilometer südöstlich der russischen Hauptstadt Moskau an der Grenze zu der zentralasiatischen Republik Kasachstan.

Flaschen mit Alkohol, die von Ermittlern entdeckt wurden.

© Investigative Committee/Russian Investigative Committee/Tass/dpa

Gouverneur Denis Pasler hatte großflächige Kontrollen von Verkaufsstellen in der Umgebung an gekündigt, um den gepanschten Alkohol aus dem Verkehr zu ziehen. „Bis zum Abschluss der Ergebnisse kann Alkoholkonsum lebensgefährlich sein“, warnte er. Mehr als 1200 Glas- und Plastikflaschen waren bereits beschlagnahmt worden. Das zentrale Ermittlungskomitee in Moskau, das die Ermittlungen leitet, teilte am Samstag mit, dass auch elf große Fässer sichergestellt worden seien. Demnach wurden Hunderte Liter der Flüssigkeit gefunden, die nun untersucht werden müssten.

Seit Tagen werden immer höhere Opferzahlen aus der Region gemeldet. Am Freitag war zunächst von 17 Toten die Rede gewesen. Gestorben seien nun weitere Menschen mit besonders schweren Vergiftungserscheinungen und Patienten im Koma, hieß es. Bei der Obduktion der Leichen wurde nach Angaben der Behörden reines Methanol nachgewiesen – „ein tödliches Gift“, wie es hieß. „In einigen Fällen wurde festgestellt, dass die Konzentration des Stoffes drei- bis fünfmal höher als eine tödliche Dosis war.“

Die mutmaßlichen Täter sollen die Getränke vor allem in der Großstadt Orsk in der Region Orenburg, aber auch in anderen Orten verkauft haben. Die Ermittler veröffentlichten Bilder von den Lagern mit den Fässern und Flaschen.

Wodka und anderer Alkohol dürfen in Russland nur mit offiziellen Kennnummern verkauft werden. Bei Verstößen drohen hohe Strafen. Trotzdem kommt es immer wieder zu schweren Alkoholvergiftungen besonders in der Provinz, weil dort Getränke bisweilen aus billigem, aber lebensgefährlichem Industriealkohol hergestellt werden. Bisweilen steht auch Polizei im Ruf, korrupt und teils selbst in Schwarzmarktgeschäfte verwickelt zu sein. Es handelt sich um einen der größten Fälle dieser Art der vergangenen Jahre. 2016 starben in Irkutsk 76 Menschen, nachdem sie Alkohol, der mit einem Glasreinigungsmittel versetzt war, getrunken hatten. (dpa)

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