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Muslimische Pilger ruhen sich am zweiten Tag der jährlichen Hadsch-Pilgerfahrt in Arafat in der Nähe der heiligen Stadt Mekka aus (Archivbild vom 15.06.2024).

© Rafiq Maqbool/AP/dpa

Extremhitze: Saudi-Arabien meldet insgesamt 1301 Tote bei Pilgerfahrt Hadsch

Viele Pilger haben aus finanziellen Gründen keine offizielle Lizenz erworben. Damit hatten sie keinen Zugang zu gekühlten Räumen.

Nach und nach wurden in den vergangenen Tagen Todeszahlen von der diesjährigen islamischen Pilgerfahrt Hadsch in Saudi-Arabien gemeldet. Nach Angaben von Staatsmedien sind insgesamt 1301 Menschen aufgrund der extremen Hitze ums Leben gekommen.

Viele Tote hätten keine Ausweisdokumente bei sich gehabt, weshalb es dauere, bis sie identifiziert seien und deren Familien informiert werden könnten, sagte der saudische Gesundheitsminister im Staatsfernsehen Al-Ekhbariya. „Die unregistrierten Pilger liefen über lange Strecken unter der Sonne ohne Schutz und Pause. Einige von ihnen waren älter und einige andere hatten chronische Krankheiten.“

Arabische Diplomaten hatten der Nachrichtenagentur AFP zuvor gesagt, dass 658 der Toten aus Ägypten stammten, 630 von ihnen waren demnach nicht offiziell registriert.

Das Land entsandte spezielle Teams nach Mekka, um nach Vermissten zu suchen. Des Weiteren wurde der Entzug der Lizenzen von 16 Reiseveranstaltern angeordnet, die illegal Reisen für nicht registrierte Pilger nach Saudi-Arabien organisiert haben sollen.

Viele Länder mit muslimischer Bevölkerung hatten am Wochenende Tote beim Hadsch gemeldet, darunter auch Indonesien, Indien, Jordanien, Malaysia, der Senegal und Pakistan. Aus ersten Berichten, dass viele der Toten nicht als Pilger registriert gewesen seien, zogen einige Länder bereits Konsequenzen.

Jordanien leitet Ermittlungen ein

Auch in Jordanien wurden laut der Nachrichtenagentur Petra Ermittlungen eingeleitet, um „die Umstände rund um die Reisen jordanischer Bürger nach Saudi-Arabien“ aufzuklären. Tunesiens Präsident Kais Saied ging noch einen Schritt weiter und entließ seinen Minister für religiöse Angelegenheiten, Brahim Schaibi.

Das fünftägige Großereignis in Saudi-Arabien gehört zu den fünf Säulen des Islam. Die Pilgerfahrt soll von jedem gesunden Muslim, der es sich leisten kann, mindestens einmal im Leben unternommen werden. Viele Gläubige nehmen aus finanziellen Gründen ohne die offizielle Pilger-Lizenz am Hadsch teil und wurden daher nicht von den saudi-arabischen Behörden registriert.

Im Vorfeld des Hadsch hatten die saudi-arabischen Behörden nach eigenen Angaben hunderttausende unregistrierte Pilger aus Mekka vertrieben – von denen offenbar jedoch viele trotzdem am Hadsch teilnahmen, der am 14. Juni begonnen hatte.

Ohne Lizenz keinen Zugang zu gekühlten Räumen

Diese nicht registrierten Pilger waren den Temperaturen von teilweise über 51 Grad besonders stark ausgesetzt. Ohne Lizenz hatten sie keinen Zutritt zu gekühlten Räumen, die von den Behörden für die 1,8 Millionen zugelassenen Pilger eingerichtet worden waren, um sich von den stundenlangen Fußmärschen und Gebeten unter freiem Himmel zu erholen.

Immer wieder geht die Wallfahrt von Menschenmassen in Gluthitze mit tödlichen Zwischenfällen einher. Im Jahr 2015 sollen hunderte Menschen im Gedränge eines Steinwurf-Rituals nahe Mekka zerquetscht oder erstickt sein. Dies führte zudem zu regionalen Spannungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, da die meisten Todesopfer Iraner waren.

Wenige Wochen zuvor stürzte ein Baukran während der Hadsch-Vorbereitungen bei starkem Wind in die Heilige Moschee in Mekka. Mehr als 100 Menschen kamen ums Leben.

1997 brach im Tal von Mina nahe Mekka ein Großbrand bei den Pilgerzelten aus und forderte mehr als 300 Tote. Im selben Areal waren im Jahr 1990 mehr als 1400 Menschen gestorben, als in einem überfüllten Fußgängertunnel die Belüftung ausfiel und Panik ausbrach. (AFP, dpa)

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