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Blumen, Kerzen und handgeschriebene Trauerbekundungen stehen an einem Baum im Kurpark Bad Oeynhausen.

© dpa/STR/Uncredited

Gewalttat in Bad Oeynhausen: Bürgermeister spricht von „aggressiver und aufgeheizter“ Stimmung

Die tödliche Attacke auf einen 20-Jährigen in Bad Oeynhausen schockiert. Der Tatverdächtige sitzt in U-Haft. Die Ermittlungsarbeit geht am Wochenende weiter – ebenso eine politische Debatte.

Im Fall des tödlichen Angriffs auf einen 20-Jährigen im Kurpark von Bad Oeynhausen in Ostwestfalen-Lippe sind die Ermittlungen zum Tathintergrund am Wochenende fortgesetzt worden. „Wir bleiben am Ball“, sagte ein Sprecher der Polizei in Bielefelder am Samstag. Auch Zeugenaussagen würden weiter abgearbeitet.

Der 18 Jahre alte Beschuldigte, der wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung in Untersuchungshaft sitzt, habe sein mutmaßliches Opfer laut Staatsanwaltschaft vorher nicht gekannt. Auslöser und Motivlage der Tat blieben weiterhin unklar. Weitere Hinweise aus der Bevölkerung seien nach wie vor „unentbehrlich“, betonte der Polizeisprecher.

Debatte über Zuwanderung und Abschiebung

Der Fall hatte für bundesweite Bestürzung und Trauer gesorgt. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zeigte sich erschüttert. „Das ist wirklich sehr, sehr schrecklich“, sagte sie am Freitag in Berlin. Ihr Beileid gelte den Eltern des Getöteten. Der junge Mann war wenige Tage nach dem Angriff im Krankenhaus gestorben.

Nach bisherigen Erkenntnissen saß der 20-Jährige in der Nacht zum vergangenen Sonntag mit Begleitern zusammen auf einer Bank im Park, der beschuldigte Syrer habe in der Nähe mit mindestens zwei Begleitern gesessen. Er sei unvermittelt aufgestanden und habe sein Opfer attackiert.

Den Ermittlern zufolge war der Beschuldigte in der Vergangenheit bereits durch Gewalt-, Eigentums- und Betäubungsmitteldelikte aufgefallen, aber nicht vorbestraft.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) sagte, verantwortlich sei immer die Person, die eine Tat begehe, zugleich sei aber die Frage berechtigt, was dafür Ursachen und Hintergründe sein könnten. Er glaube nicht, dass das „nur eine Frage von nicht gelungener Integration“ sei, sagte Reul dem Nachrichtensender Welt-TV.

„Vielleicht kann Integration gar nicht gelingen, wenn man in solchen Mengen Menschen in unser Land kommen lässt.“ Die Bundesregierung müsse „klare Taten“ folgen lassen, wie man die Frage des Zuzugs gelöst bekomme.

Menschen trauern gemeinsam nach dem tödlichen Angriff im Kurpark.

© dpa/Sandra Knauthe

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hatte zuvor bei einer SPD-Veranstaltung - stellenweise ausgestrahlt bei Welt-TV - gesagt, dass der 18-jährige tatverdächtige Syrer auch ein Beispiel für eine „nicht gelungene soziale Integration“ sei. Der Täter müsse „mit aller Härte bestraft werden“, sagte die SPD-Ministerin der „Bild“.

„Klar ist bei jungen Straf- und Gewalttätern, dass es ein frühes Einschreiten braucht: Bevor sie immer gewalttätiger werden, brauchen sie klare Stopp-Signale durch schnelle Strafverfahren und spürbare Strafen. Wir arbeiten außerdem intensiv daran, neben konsequenter Strafverfolgung auch Abschiebungen von Straftätern nach Syrien wieder durchsetzen zu können.“

Stimmung in Bad Oeynhausen aufgeheizt

Der Bürgermeister der Stadt, Lars Bökenkröger (CDU), nannte die Stimmung in Bad Oeynhausen „aggressiv und aufgeheizt“. Im Interview des WDR sprach er von einer großen Emotionalität bei dem Thema. „Und das ist natürlich auch verständlich. Aber da werden oft schon Grenzen überschritten. Es wird natürlich sofort, ohne die Hintergründe zu kennen, politisch instrumentalisiert.“ Bökenkröger sagte: „Wir müssen aber auch offen reden.“

Und ergänzte: „Natürlich, ob es einen Zusammenhang zwischen Migration und Kriminalität gibt. Fälle hat es nun zuhauf gegeben, und das ist schon die Spitze des Eisbergs. Von daher darf es da auch kein Verbot geben, damit man solche Jugendliche abschieben kann und muss.“

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann sagte: „Dieser erneute Fall brutaler Gewalt macht deutlich: Eine ungebremste und ungesteuerte Flüchtlingszuwanderung überfordert uns nicht nur, sondern stellt ein ernstzunehmendes Sicherheitsrisiko dar.“ Es brauche klare Beschlüsse in den Bereichen Jugend- und Messerkriminalität sowie die Möglichkeit, Straftäter auch nach Afghanistan und Syrien abzuschieben, sagte er der „Bild“.

Bisherige Erkenntnisse der Ermittler

Es sei noch offen, ob man von weiteren Tatverdächtigen auszugehen habe – und um wie viele Personen es dann gehen könnte. Zunächst war seitens Polizei und Staatsanwaltschaft von einer Gruppe von etwa zehn Leuten die Rede gewesen, die man als Verdächtige suche.

Mehrere Begleiter des 18-jährigen Syrers – junge Deutsche – seien inzwischen befragt worden, sie würden nicht als Beschuldigte geführt, sondern als Zeugen, sagte der Staatsanwalt. Sie gaben an, dass der 18-Jährige den Angriff alleine begangen habe.

Die Obduktion des 20-Jährigen bestätigte die bisherigen Annahmen, dass der Mindener durch mehrere stumpfe Schläge und Tritte gegen den Kopf so schwer verletzt wurde, dass er später im Krankenhaus starb.

Der Tatverdächtige sei 2016 im Rahmen einer Familienzusammenführung nach Deutschland gekommen, habe zunächst in Pforzheim gelebt und sei im vergangenen Jahr nach Bad Oeynhausen gezogen, berichtete die „Bild“-Zeitung unter Berufung auf den zuständigen Staatsanwalt Christoph Mackel.

Laut „Westfalen-Blatt“ (WB) lebten der 18-Jährige und seine Familie dort als geduldete Flüchtlinge in einer Wohnung – ohne staatliche Leistungen, wie das Blatt unter Berufung auf die Stadt berichtete. Ein Strafrechtler, der die Verteidigung des 18-Jährigen übernommen habe, sagte dem WB, er halte es keineswegs für bewiesen, dass sein Mandant der Haupttäter gewesen sein soll.

Staatsanwalt Mackel zufolge sei der 18-Jährige den Behörden bekannt, aber bislang nicht vorbestraft. „Es gab Ermittlungsverfahren gegen ihn, die aber nie zur Verurteilung geführt haben“, sagte Mackel der „Bild“. (dpa, Tsp)

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