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Erfinder des bayerischen Musikkabaretts: Fredl Fesl.

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Update

„Bayerische Folklore in D-Dur und höchster Vollendung“ : Zum Tod des Mundart-Liedermachers Fredl Fesl

Mit seinem Humor, seinen Gitarrenkünsten und Hits wie „Der Königsjodler“ oder dem „Fußball-Lied“ war er auch über den Freistaat hinaus berühmt. Nun ist der bayerische Barde Fredl Fesl gestorben.

Er war ein Urgestein, Bayer durch und durch: Der Liedermacher und Mundart-Barde Fredl Fesl ist nach jahrelanger schwerer Krankheit am Dienstag gestorben, wie seine Ehefrau Monika mitteilte. Fesl wurde 76 Jahre alt. Er litt über viele Jahre an Parkinson, seine Frau bezeichnete den Tod deshalb als „Erlösung“ für ihren Mann.

Der Musiker stammt aus einer Gastwirt-Familie aus Grafenau im Bayerischen Wald und wurde mit seinen lakonischen Wortspielen auch über den Freistaat hinaus berühmt. „Ich bin der Fredl, warum weiß ich nicht. Ich spiele bayerischen Folklore in D-Dur und in höchster Vollendung“, präsentierte er sich dem Publikum. Als junger Man trug er dazu eine Art Bubi-Frisur und stilisierte sich als Nerd, etwas langsam, vermeintlich schwer von Begriff, aber doch blitzgescheit und mit politischen Querschlägen. Die Philosophie des Understatement beherrschte er tatsächlich „in höchster Vollendung“.

Einer seiner bekanntesten Songs ist der „Königsjodler“. Darin trifft der König bei einem Ausflug im Wald auf einen Jodler, der seine Kunst allerdings überhaupt nicht beherrscht – was dem König gut gefällt. Fredl Fesl, der selbst sehr gut jodeln konnte, brachte sein Publikum dabei durch virtuoses Falschsingen zum Lachen.

Zu seinen Hits zählten auch das „Taxi-Lied“ über eine nächtliche Irrfahrt durch München und das „Fußball-Lied“: „44 Beine rasen hin und her, denn das Spielfeld ist begrenzt, und das macht’s besonders schwer“. Über Fußball äußert er sich darin mit der Distanziertheit eines Banausen.

Konnte wegen seiner Parkinson-Erkrankung seit 2006 nicht mehr öffentlich auftreten: Fredl Fesl.

© IMAGO/Sven Simon

Fredl Fesl spielte Gitarre, auch Tuba und Horn – und vor allem mit seinen Stimmbändern, in der Tradition eines Karl Valentin. Legendär waren nicht zuletzt seine Überleitungen zwischen den Songs, die von äußerst trockenem Humor durchsetzt waren. Oft fing er zunächst auf der Gitarre an und unterbrach sich dann für einen langen, assoziativen, von Pausen rhythmisierten Monolog. Von seiner Art des bayerischen Musikkabaretts ließen sich nach deren eigenen Worten auch Biermösl Blosn inspirieren.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder reagierte mit großer Trauer auf die Nachricht vom Tod des Liedermachers. „Er war ein bayerisches Original mit hintersinnigem Humor und brachte die Menschen gleichermaßen zum Lachen und Nachdenken“, schrieb der CSU-Politiker auf X (vormals Twitter). „Als vielseitiger Künstler in Wort und Musik war er einer der Wegbereiter des bayerischen Musikkabaretts, wie wir es heute kennen und lieben.“

Kreativ, wortmächtig und bayerisch im allerbesten Sinne – so werden wir Fredl Fesl dankbar in Erinnerung behalten“, so Söder weiter. Fesl habe seine schwere Krankheit, mit der er lange zu kämpfen gehabt habe, in bewundernswerter Geduld, Würde und der ihm eigenen Gelassenheit ertragen. Damit sei er auch ein Vorbild gewesen.

Fesl hatte bei der Bundeswehr Gitarre gelernt, er galt als Spaßvogel bei den Gebirgsjägern und hielt sich mit diversen Jobs über Wasser, nach eigener Aussage unter anderem als Kürschner, Modeschmuckverkäufer und Bierfahrer. Seine Karriere soll damit begonnen haben, dass er sich bei der Münchner Liederbühne Song Parnass mit seiner Gitarre kostenlos Eintritt verschaffte – und dann tatsächlich auftrat. Wegen seiner Erkrankung, die er schon früh öffentlich machte, hatte er seit 2006 auf seine Live-Auftritte verzichten müssen. (liM, mit dpa)

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