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Am 1. Juni fand in Rheinsberg zum ersten Mal ein CSD statt. Etwa 400 Menschen kamen und demonstrierten für queere Rechte.

© imago/photothek/IMAGO/Thomas Imo

Nach Brandenburg, Thüringen und Sachsen: Queere Initiative organisiert Fahrten von Berlin zu kleinen CSDs

In drei ostdeutschen Ländern wird im September gewählt. „Pride Soli Ride“ organisiert nun Fahrten von Berlin zu dortigen Christopher Street Days, um queere Menschen zu unterstützen.

Gemeinsam in die ostdeutsche Provinz – das ist das Motto von „Pride Soli Ride“. Die Initiative organisiert solidarische Fahrten von Berlin zu Christopher Street Days (CSD) in Brandenburg, Thüringen und Sachsen, wo im September gewählt wird.

„Wir wollen die vielen queeren Menschen im ländlichen Raum unterstützen“, sagt Carolin Mothes, die „Pride Soli Ride“ im Mai gegründet hat. Es sei beeindruckend, wie viele CSDs es in Ostdeutschland mittlerweile gebe und wie engagiert viele Menschen auch in kleinen Orten seien. Allein in Brandenburg finden in diesem Jahr ein Dutzend Demonstrationen für die Rechte von queeren Menschen statt, drei zum allerersten Mal.

Gleichzeitig hätten Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans, inter und queere Menschen auf dem Land mit vielen Problemen, Hass und Gewalt zu kämpfen. Sichere Treffpunkte gebe es kaum – und die Bedrohung und die Übergriffe durch rechtsextreme Parteien und Gruppierungen nähmen zu, sagt Mothes.

Erst am vergangenen Wochenende störten mehrere Anhänger der Neonazi-Partei „Der III. Weg“ den CSD in Bernau. Unter anderem zeigten sie den Hitlergruß und riefen Naziparolen, die Polizei ermittelt. Auch queerfeindliche Aufkleber wurden in der Stadt verteilt.

Am 1. Juni fand in Rheinsberg zum ersten Mal ein CSD statt. Etwa 400 Menschen kamen und demonstrierten für queere Rechte.

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Das sei keine Seltenheit, sondern passiere bei vielen CSDs im Osten, sagt Mothes, die selbst in einem Dorf im Erzgebirge aufgewachsen ist, in Thüringen gelebt hat und selbst schon Vorfälle mit gewaltbereiten Neonazis erlebt hat. Gerade im Jahr der Landtagswahlen und dem drohenden Erfolg der AfD sei es wichtig, solidarisch mit den Menschen vor Ort zu sein. „Wir wollen ihnen zeigen, dass sie nicht allein sind“, sagt die 38-Jährige aus Berlin. Mehr Menschen würden einen CSD sicherer machen. Und manche queere Menschen würden sich sicherer fühlen, wenn sie gemeinsam in einer Gruppe zu einem CSD fahren als allein.

Deshalb organisiert „Pride Soli Ride“ zu einigen Christopher Street Days nun gemeinsame Fahrten von Berlin mit dem Zug. Auf Instagram auf @pride.soli.ride werden die genauen Ziele und Treffpunkte bekannt gegeben. Die Gruppe war bereits in Rheinsberg, Eberswalde und Bernau.

Als Nächstes geht es am Samstag, 29. Juni, nach Neuruppin in den Nordwesten Brandenburgs. Dort gibt es zum ersten Mal einen CSD. Im Vorfeld machten die Fraktionen Pro Ruppin und BVB/Freie Wähler Stimmung gegen die Pride Weeks und wollten verbieten, dass in Kitas aus Kinderbüchern, in denen es zum Beispiel um Regenbogenfamilien geht, vorgelesen wird.

Treffpunkt für die Fahrt nach Neuruppin ist am Samstag um 9 Uhr am Bahnhof Charlottenburg an Gleis 2. Von da aus geht es mit dem RE6 Richtung Wittenberge, am Nachmittag dann zurück nach Berlin. Auch zum CSD in Brandenburg an der Havel am 6. Juli will die Gruppe „Pride Soli Ride“ fahren. Im vergangenen Jahr wurde das Organisationsteam dort ebenfalls von Rechtsextremisten bedroht.

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Bis Ende September sind weitere Termine bereits in Planung, etwa eine Fahrt am 13. Juli nach Pirna, organisiert mit anderen Gruppen wie dem Bündnis „Gegen Rechts“. Die Stadt bei Dresden hat seit wenigen Monaten einen Oberbürgermeister, der von der AfD nominiert wurde und bereits mehrfach gegen queere Menschen gewettert hat. Auch Prominente wie Komikerin Carolin Kebekus, Entertainer Hape Kerkeling, Aktivist Fabian Grischkat und Moderatorin Bettina Böttinger rufen bereits zu Fahrten nach Sachsen auf, um die Menschen dort zu unterstützen.

Auch nach Pride-Saison und Landtagswahlen wollen Mothes und ihre Mitstreiter:innen weitermachen, etwa mit Vernetzungstreffen queerer Organisationen und Akteur:innen. Derzeit besteht die Gruppe aus fünf Personen und versteht sich als antifaschistisch, queer und feministisch. „Jeder, der uns unterstützen will, ist willkommen“, sagt Initiatorin Mothes.

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