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Vor allem Frauen tragen den „Mental Load“, unabhängig davon, ob sie Vollzeit oder Teilzeit arbeiten.

© Imago/Westend61/Oxana Guryanova

Studie zu „Mental Load“: Frauen übernehmen Familienorganisation – auch wenn sie Vollzeit arbeiten

Es sind die unsichtbaren To-Do-Dinge des Alltagslebens, die vor allem Frauen belasten. Die Selbsteinschätzung von Männern sieht anders aus.

Von Gleichberechtigung keine Spur: Die Organisation des Alltags übernehmen bei Familien und Paaren überwiegend die Frauen, selbst wenn sie voll berufstätig sind. Dies berichtet der „Spiegel“ unter Berufung auf eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung.

Demnach ist es die erste quantitative Studie zu diesem Thema in Deutschland. Befragt wurden demnach mehr als 2200 erwerbstätige oder Arbeit suchende Personen.

Die Ergebnisse: Vor allem Frauen tragen den „Mental Load“, unabhängig davon, ob sie Vollzeit oder Teilzeit arbeiten. Eine Reduzierung der Arbeitszeit führt nicht dazu, dass sie den „Mental Load“ als weniger belastend empfinden.

Männer dagegen schätzen ihren Anteil an der kognitiven Arbeit im Haushalt stets gleich ein – egal, ob sie in Haushalten mit oder ohne Kinder leben, in Vollzeit oder Teilzeit arbeiten.

Frühere Studien haben gezeigt, dass Männer ihren Anteil an der Hausarbeit generell eher überschätzen.

 Yvonne Lott, Studienleiterin

In der Psychologie wird als „Mental Load“ die geistige und organisatorische Last bezeichnet, die ein Mensch tragen muss, um das alltägliche Leben am Laufen zu halten – also konkret etwa den Haushalt, die Kindererziehung oder den Familienbetrieb – wobei diese Form der Belastung meist für die anderen unsichtbar bleibt.

„Mental Load“ kann daher als psychische Belastung übersetzt werden. Der Begriff bezieht sich im Besonderen auf die Beziehungspflege sowie das Auffangen persönlicher Bedürfnisse und Befindlichkeiten.

Dass Frauen und Männer ihren Anteil an häuslicher Arbeit unterschiedlich einschätzen, überrasche sie nicht, sagte Studienleiterin Yvonne Lott: „Frühere Studien haben gezeigt, dass Männer ihren Anteil an der Hausarbeit generell eher überschätzen.“ Auch wenn die Partnerin die Hauptlast trage, neigten Männer eher zu der Behauptung: „Wir machen das gemeinsam.“

Im Februar hatte eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) gezeigt, dass Frauen im mittleren Alter mit rund neun Stunden mehr als doppelt so viel unbezahlte Sorgearbeit pro Tag wie gleichaltrige Männer leisten.

Unbezahlte Sorgearbeit umfasst dabei alle unbezahlten Dienstleistungen, die innerhalb eines Haushalts erbracht werden – die Betreuung von Kindern, diverse Hausarbeiten sowie die Pflege von Angehörigen.

In Deutschland leisten Frauen im Durchschnitt etwa eineinhalbmal so viel unbezahlte Sorgearbeit wie Männer, so die DIW-Untersuchung. Im weltweiten Vergleich liegt Deutschland damit im Mittelfeld. (lem)

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