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Die App Clubhouse erlebte während der Corona-Lockdown-Zeit einen Hype.

© imago images/Future Image

Vom Hype überrollt: Was wurde aus Clubhouse?

Anfang 2021 wollten alle die audiobasierte App Clubhouse haben. Inzwischen gibt es kaum noch etwas zu hören – was ist passiert?

1 Der exklusive Club

Januar 2021: Die App Clubhouse ist in aller Ohren – und das wortwörtlich. In kurzer Zeit schafft es der audiobasierte Chat in die App-Charts. Clubhouse, das ist eine Art interaktiver Live-Podcast, der nicht aufgezeichnet wird. Einzelne Talks finden in verschiedenen Chaträumen statt. Alle Themen sind möglich.

Der Gedanke ist, dass hier immer top-aktuelle Themen in Echtzeit diskutiert werden. Wer nicht online ist, verpasst Wichtiges. Der Hype, den Clubhouse anfangs erzielt, ist riesig: Mitten im Lockdown gab es die Möglichkeit, wieder miteinander zu sprechen, auch mit fremden Menschen.

Direkter Dialog in der Pandemie. Politiker redeten mit Bürgern. Medienschaffende mit Influencern. Anfangs war die App nur für iPhone-Nutzer und mit Einladung zugänglich. Die exklusiven Mitglieder luden sich gegenseitig ein oder verlosten und verkauften ihre Zugänge.

Was zunächst nach künstlicher Verknappung aussah, hatte einen anderen Hintergrund: Der Server der Audio-App war schon längst an der Grenze seiner Kapazitäten. Und trotzdem, für kurze Zeit schien Clubhouse das Mittel gegen Corona zu sein.

2 Hype oder Massenphänomen?

So schnell wie Clubhouse kam, ging es auch wieder. Aber, war die App wirklich jemals groß? Mit Ende des Lockdowns bekam Clubhouse den größten Konkurrenten: die reale Welt. Die App benötigt Zeit, die außerhalb der Isolation kaum jemand zu haben scheint, zumindest nicht im Maße der anfänglichen Nutzungsfrequenz.

Für viele flachten außerdem die Diskussionsthemen ab, vieles wiederholte sich. Es gab keine Form der Moderation oder Einschränkungen durch die Clubhouse-Macher. Unangemessene Inhalte konnten nicht erkannt oder gesperrt werden. Auch beim Datenschutz gab es Probleme, es kursierte das Gerücht eines riesigen Datenlecks.

Clubhouse verlor immer mehr Nutzer. Personen, die täglich mehrere Talks veranstaltet haben, sprechen jetzt nur noch einmal die Woche. Da die App über Werbung finanziert wird, kann sie sich ohne User schlecht halten.

Clubhouse-Gründer Paul Davison sagte im Oktober 2021 in einem Bloomberg-TV-Interview, dass sie zu schnell gewachsen seien. Und, wenn man zu schnell wachse, könnten Dinge auch schiefgehen.

3 Zukunft der Audio-Chats

Clubhouse gibt es noch, aber es ist ruhiger geworden. Inzwischen haben andere Plattformen die Audiofunktion übernommen. Twitter hat zum Beispiel „Twitter Spaces“ eingeführt, um Live-Talks abzuhalten. Aber auch Spotify und LinkedIn haben aufgestockt. Denn das hat Clubhouse gezeigt, es existiert ein Wunsch, nach direktem Austausch.

Nachdem die App aus dem Fokus der Öffentlichkeit verschwunden ist, haben die Entwickler vieles verändert. Die Nutzer haben mehr Möglichkeiten, Chaträume zu eröffnen und diese Themen zuzuordnen.

Auch der Datenschutz wurde verbessert und eine Kontrolle über die Inhalte eingeführt. So werden die Unterhaltungen jetzt aufgezeichnet und zumindest temporär gespeichert. Äußern sich Nutzer zum Beispiel rassistisch oder beleidigend, kann dagegen etwas unternommen werden.

Clubhouse hat eine moderne Form des Networkings geschaffen: Menschen tauschen sich aus, bilden sich fort und vernetzen sich. Ob nach dem anfänglichen Hype und zwei Jahren Ruhe irgendwann wieder mehr auf der App gesprochen wird, bleibt abzuwarten.

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