zum Hauptinhalt
Symboldbild: Unerlaubt eingereiste Migranten werden von Beamten der Bundespolizei bei einem Aufgriff nahe der deutsch-polnischen Grenze in Forst (Lausitz) bewacht.

© dpa/Patrick Pleul

Update

Afghanische Familie über die Grenze gebracht: Bundespolizei entschuldigt sich bei polnischen Behörden

Die Bundespolizei hat Asylbewerber über die Grenze gefahren und dort abgesetzt. Laut der Behörde war das zulässig, weil die fünfköpfige Familie polnische Bescheinigungen mitführte.

Die Bundespolizei hat eine geflüchtete Familie über die Grenze nach Polen zurückgebracht – und sich nach Kritik Warschaus nun entschuldigt.

„Der zuständige Inspektionsleiter der Bundespolizei hat sich bereits bei den polnischen Behörden für die entstandenen Irritationen entschuldigt“, teilte das Bundesinnenministerium am Dienstag auf Anfrage mit. Der Vorgang werde innerhalb der Bundespolizei und mit den polnischen Partnerbehörden „auf unterschiedlichen Ebenen nachbereitet“.

Die langjährige Zusammenarbeit der Behörden sei gut und vertrauensvoll, die Einhaltung der gemeinsam abgestimmten Verfahren dabei „von großer Bedeutung“, heißt es in der Mitteilung des Innenministeriums.

Einer Erklärung des polnischen Grenzschutzes zufolge sprach auch bereits dessen Chef mit jenem der Bundespolizei. Demnach bestätigen beide, dass das deutsche Vorgehen „nicht den anerkannten Verfahren für die Aufnahme und Überstellung von Personen in benachbarte Länder entsprach“.

Der zuständige Inspektionsleiter der Bundespolizei hat sich bereits bei den polnischen Behörden für die entstandenen Irritationen entschuldigt.

Bundesinnenministerium

Die polnische Internet-Nachrichtenseite „Chojna24“ hatte zuvor Aufnahmen veröffentlicht, wonach ein deutscher Polizeiwagen am Freitagmorgen auf polnisches Territorium fuhr und auf einem Parkplatz in Osinow Dolny fünf Geflüchtete aussetzte.

Nach Angaben von Augenzeugen, die von der Website zitiert wurden, fuhr der Transporter danach sofort wieder nach Deutschland. Passanten alarmierten die polnische Polizei und den Grenzschutz, welche die Menschen versorgten.

Polens Regierungschef kritisiert Vorfall

Der polnische Grenzschutz kritisierte das Verhalten der deutschen Behörden: „Die Verbringung von Ausländern nach Polen (in das Dorf Osinow Dolny) durch die deutsche Polizei erfolgte unter Verstoß gegen die Grundsätze der Zusammenarbeit zwischen den beiden Dienststellen und gegen das Überstellungsgesetz“, schrieb der Grenzschutz am Montag auf der Plattform X. „Die deutschen Behörden dürfen so eine Entscheidung nicht willkürlich treffen.“

Regierungschef Donald Tusk schaltete sich am Montagabend ebenfalls ein und kündigte im Onlinedienst X an, den „inakzeptablen“ Vorfall mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erörtern zu wollen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Der Bundespolizei zufolge stellte sich der Sachverhalt „nach Prüfung der Dinge tatsächlich etwas anders dar“. Im Rahmen der vorübergehend wiedereingeführten Binnengrenzkontrollen hätten Bundespolizisten in der Nacht zu Freitag im brandenburgischen Altmädewitz eine fünfköpfige afghanische Familie aufgegriffen, die versuchte habe, unerlaubt einzureisen. Diese habe polnische Asylbescheinigungen für die Erwachsenen und polnische Heimausweise für die Kinder mitgeführt.

Bundespolizei beklagt ausbleibende Reaktion Polens

Zur weiteren Bearbeitung seien die fünf in die Dienststelle mitgenommen worden. Ein Asylgesuch habe die Familie nicht formuliert, sie sei daher nach Polen zurückzuweisen gewesen. Um die Familie nicht unverhältnismäßig lange festhalten zu müssen, hätten die Beamten entschieden, den polnischen Grenzschutz über das Gemeinsame Zentrum in Swiecko zu informieren und diesem die fünf Menschen zu übergeben.

Da eine Reaktion der polnischen Seite für mehrere Stunden ausgeblieben sei, entschieden sich die Beamten den Angaben zufolge dafür, die Familie an die deutsch-polnische Grenze bei Hohenwutzen zu fahren, um sie von dort nach Polen zu entlassen.

Kurz vor Erreichen der Grenze klagten demnach die Kinder – vier, sechs und acht Jahre alt – über gesundheitliche Probleme, woraufhin die Bundespolizei die nächstgelegene Apotheke in Polen anfuhr. Da die Mutter ihr Handy in der Bundespolizei-Dienststelle vergessen habe, sei sie zeitgleich zur Dienststelle gefahren und anschließend wieder zurück zu ihrer Familie in Polen gebracht worden.

„Ein solcher Sachverhalt ist nach hiesiger Kenntnis erstmalig eingetreten“, erklärte die Bundespolizei. Den eingesetzten Beamten sei gemeinsam mit dem Vater „die zeitnahe Hilfestellung gegenüber den Kindern wichtiger gewesen, als weitere Reisestrecken und längere Zeiten ohne erste medizinische Versorgung in Kauf zu nehmen“. (AFP/dpa/tsp)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false