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Donald Trump und Joe Biden haben diskutiert.

© REUTERS/MIKE BLAKE

„Du hast die Moral eines Straßenköters“: So verlief das TV-Duell zwischen Trump und Biden

Der US-Präsident und sein Vorgänger haben sich vor der Präsidentschaftswahl schwere Anschuldigungen gegeneinander erhoben. Eine Umfrage des US-Senders CNN sieht Trump eindeutig als Gewinner.

Gut vier Monate vor der US-Präsidentschaftswahl haben sich Amtsinhaber Joe Biden und sein Herausforderer Donald Trump in einem ersten TV-Duell einen hitzigen Schlagabtausch geliefert.

In der auf 90 Minuten angelegten Debatte stritten sie am Donnerstag (Ortszeit) in Atlanta unter anderem über den Zustand der Wirtschaft, Abtreibung, die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen.

Biden klang oft heiser, wirkte zum Teil zaghaft und geriet bisweilen ins Stocken. Er warf Trump vor, zu lügen und zu übertreiben. Trump wies dies zurück und beschuldigte Biden, der schlechteste Präsident aller Zeiten zu sein. Außerdem sei er für eine Verbrechenswelle durch Einwanderer verantwortlich, weil er die Grenze zu Mexiko zu wenig abgesichert habe. Trump versprach zudem, im Falle eines Wahlsiegs den Krieg in der Ukraine zu beenden, noch bevor er vereidigt werde.

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Trump weigerte sich, das Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl im November bedingungslos anzuerkennen. Auf die Frage im Sender CNN in der Nacht zum Freitag, ob er das Ergebnis anerkennen werde, sagte der Republikaner, wenn es eine „faire“ Wahl sei, „absolut“. Trump hatte nach der Präsidentschaftswahl im Jahr 2020 vielfach und eindeutig widerlegte Vorwürfe des Wahlbetrugs erhoben.

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Trump sagte weiter, Gewalt bei der Wahl im November sei „völlig inakzeptabel“. Am 6. Januar 2021 hatten radikale Trump-Anhänger das Kapitol in Washington gestürmt, als dort Bidens Sieg bei der Präsidentschaftswahl 2020 bestätigt werden sollte.

Der für Unwahrheiten bekannte Trump bezichtigte seinen Nachfolger Joe Biden der Lügerei und Desinformation. „Ich habe noch nie jemanden so lügen sehen wie diesen Kerl“, sagte Trump. „Alles, was er tut, ist eine Lüge.“ Biden verbreite „Fehlinformationen und Desinformationen“, treibe die USA in den Abgrund, säe Zwietracht im Land. „Ich habe noch nie eine solche Wut in unserem Land gesehen.“

Auch Biden griff seinen Amtsvorgänger Donald Trump beim ersten TV-Duell der beiden hart an. Biden bezeichnete Trump mehrfach als Lügner. „Er übertreibt, er lügt“, sagte Biden mit Blick auf Trumps Aussagen zur Lage an der Grenze. Zu Äußerungen seines Konkurrenten über Veteranen sagte Biden: „Alles, was er sagt, ist eine Lüge.“ Der Demokrat bezeichnete Trump außerdem als „Verlierer“ und „Trottel“, in Anspielung auf eine angebliche Aussage Trumps über Kriegsveteranen während dessen Amtszeit.

2018 hatte ein Medienbericht für Aufsehen gesorgt, dass der damalige Präsident Trump anlässlich eines geplanten Besuchs eines amerikanischen Soldatenfriedhofs in Frankreich gesagt haben soll: „Warum sollte ich auf diesen Friedhof gehen? Er ist voller Verlierer.“ Später habe er die mehr als 1800 US-Marinesoldaten, die ihr Leben in der Schlacht im Wald von Bellau im Ersten Weltkrieg verloren hatten, als „Trottel“ bezeichnet.

Biden sagte bei der Fernsehdebatte, sein verstorbener Sohn Beau, der im US-Militär gedient habe, sei kein Trottel oder Verlierer gewesen. „Sie sind der Trottel. Sie sind der Verlierer“, warf er seinem Vorgänger vor.

Schlagabtausch über Anklagen

Biden und Trump lieferten sich außerdem einen heftigen Schlagabtausch zu Trumps Anklagen und Strafverfahren. „Die einzige Person auf dieser Bühne, die ein verurteilter Verbrecher ist, ist der Mann, den ich gerade anschaue“, sagte Biden.

Trump werde zudem noch vieler weiterer Verbrechen beschuldigt und müsse hohe Zivilstrafen zahlen, ergänzte Biden. „Milliarden Dollar dafür, eine Frau in der Öffentlichkeit belästigt zu haben, und für eine ganze Reihe anderer Dinge; dafür, Sex mit einem Pornostar gehabt zu haben, in der Nacht, in der deine Frau schwanger war“, sagte Biden und irrte im Detail: Melania Trump hatte bereits vier Monate vor dem fragwürdigen Termin Sohn Barron zur Welt gebracht. „Du hast die Moral eines Straßenköters“, sagte Biden.

Trump sagte ohne Belege, dass Biden möglicherweise bald ein verurteilter Verbrecher sein könne, „weil er viele Tote an der Grenze ausgelöst hat“.

Trump warf Biden vor, sich im Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen auf die Seite der Palästinenser zu stellen. „Er ist wie ein Palästinenser geworden - aber sie mögen ihn nicht, weil er ein sehr schlechter Palästinenser ist, ein schwacher“, sagte Trump. Biden weigere sich, Israel zu helfen, die Arbeit zu Ende zu bringen, fuhr Trump fort.

Die USA sind der größte Unterstützer Israels im Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen. Allerdings hat sich Biden in den vergangenen Monaten zunehmend kritisch über die israelische Kriegsführung geäußert.

Trump: „Ich denke, ich bin in sehr guter Form“

Trump und Biden debattierten beim TV-Duell außerdem darüber, wer besser Golf spielen kann. Er könne den Ball sehr weit schlagen, Biden hingegen könne den Ball keine 50 Yards weit schlagen, sagte Trump auf eine Frage zu seinem Alter. „Ich denke, ich bin in sehr guter Form“, betonte der 78-Jährige.

Biden sagte, er würde sehr gerne Golf mit Trump spielen, wenn der Republikaner seine eigene Tasche tragen würde. „Glauben Sie, das kriegen Sie hin?“, fragte Biden. Der 81-Jährige kritisierte Trump außerdem für sein hohes Gewicht.

Die Moderatorin hatte Biden zuvor nach seinem hohen Alter gefragt. „Dieser Typ ist drei Jahre jünger und viel weniger kompetent“, sagte der Demokrat an Trump gerichtet. Ansonsten wich er der Frage weitgehend aus. Trump brüstete sich damit, dass er zwei kognitive Tests gemacht habe. „Ich habe beide mit Bravour bestanden.“ Er wolle sehen, wie Biden bei so einem Test abschneide. „Machen Sie einen. Nur einen, einen ganz einfachen, nur die ersten fünf Fragen.“

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Das hohe Alter der beiden Kontrahenten ist ein Dauerthema im Wahlkampf. Biden zog als ältester US-Präsident aller Zeiten ins Weiße Haus ein und ist inzwischen 81 Jahre alt. Trump ist 78 und damit kaum jünger. Beiden unterlaufen bei öffentlichen Auftritten regelmäßig Fehler.

US-Politkommentatoren äußerten sich in ersten Einschätzungen zur Debattenleistung von Präsident Joe Biden entsetzt. Beim Sender CNN warfen mehrere Experten dem 81-Jährigen unklare Aussagen und verwirrtes Verhalten vor. „Es wird Diskussionen darüber geben, ob er weitermachen wird“, sagte David Axelrod, Chefstratege von Barack Obamas Präsidentschaftskampagnen, kurz nach dem Ende von Bidens Debatte mit Herausforderer Donald Trump.

Der Experte John King hatte die Analyse mit der Aussage eröffnet, dass das TV-Duell „eine tiefe, breite und sehr aggressive Panik in der Demokratischen Partei“ ausgelöst habe. „Bidens Antworten waren in vielen Fällen ohne Zusammenhang“, ergänzte Politikjournalistin Abby Phillip.

Selbst US-Vizepräsidentin Kamala Harris sprach nach dem Duell von einem „holprigen Start“. Eine Schnell-Umfrage des US-Senders CNN sah Trump eindeutig als Gewinner des Duells. Demnach votierten 67 Prozent der Befragten für Trump, nur 33 Prozent sahen Biden als Gewinner. (Reuters/dpa/AFP)

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