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Der Ex-US-Präsident Donald Trump vor Gericht.

© Getty Images via AFP/Pool

Kam das Urteil deshalb so schnell?: Welchen Rat der Trump-Richter den Geschworenen gab

Im Prozess gegen Donald Trump ging es darum, ob Schweigegeld absichtlich falsch verbucht wurde. Der Richter argumentierte mit der „Regenmetapher“ – und die Geschworenen wollten sie ein zweites Mal hören.

Im Kern geht es in dem Urteil gegen den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump um die Frage, ob dieser die Schweigegeldzahlung an eine ehemalige Pornodarstellerin mit Absicht falsch verbucht hat. Denn die Schweigegeldzahlung selbst ist nicht strafbar und eine versehentliche Fehlbuchung ist ein Bagatelldelikt, das höchstens mit einer Geldstrafe belegt wird. Doch der New Yorker Richter Juan Merchan argumentierte, dass es sich hierbei nicht um ein Versehen gehandelt haben konnte.

Zwar konnte Trump nicht direkt durch eine E-Mail oder ähnliches nachgewiesen werden, dass er die Falschbuchung veranlasste. Doch der Umstand, dass Trump kurz vor der Wahl 130.000 Dollar an eine Pornodarstellerin zahlte und diese dann in seiner Buchhaltung verschleiert wurde, lasse nur einen Schluss zu: Der damalige Präsidentschaftskandidat wollte wohl verhindern, dass Berichte über außerehelichen Sex auf einem Golfturnier seine Wahlaussichten trüben.

Dass seine Ehefrau Melania Trump damals von ihm schwanger war, hätte ihn in den Augen vieler konservativer Wähler noch zweifelhafter erschienen lassen.

Was zunächst plausibel klingt, ist aus juristischer Sicht komplizierter. Denn die eigentliche Straftat, das Verschleiern der Zahlung zur Beeinflussung der Wahl, konnte Trump nicht unmittelbar nachgewiesen werden. Vielmehr erschloss diese sich dem gesunden Menschenverstand der Geschworenen offenbar aus den vor Gericht verhandelten Umständen.

Tatsächlich war genau dies der Rat, den Richter Merchan der Jury gab, und den diese sich nach einer ersten Beratung explizit noch einmal vorlesen ließ und aufmerksam verfolgten, wie Gerichtsreporter von „Business Insider“ berichten.

Der Verteidiger des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump nimmt an einer Anhörung mit dem Staatsanwalt Matthew Colangelo vor Richter Juan Merchan teil.

© REUTERS/JANE ROSENBERG

Merchan erläuterte seine Argumentation mit der „Regenmetapher“: Wenn man Abends ins Bett gehe und es nicht regne, man morgens beim Aufstehen dann zwar keinen Regen sehe, aber dafür nasse Bürgersteige und Menschen in Regenmänteln, dann „kann es vernünftig sein, zu folgern, dass es in der Nacht geregnet hat“, erläuterte Merchan seine Argumentation.

„Mit anderen Worten, die Tatsache, dass es geregnet hat, während Sie geschlafen haben, ist eine Schlussfolgerung, die aus den bewiesenen Tatsachen der nassen Straße sowie von Menschen in Regenmänteln und mit Regenschirmen gezogen werden kann“, fügte er hinzu.

Er legte den Geschworenen damit nahe, aus den Begleitumständen des Falls darauf zu schließen, dass Trump die Zahlung bewusst vertuscht haben muss. Keine andere Interpretation sei plausibel. Offenbar überzeugte die Argumentation die Geschworenen, denn sie votierten einstimmig dafür, dass Trump in allen Punkten schuldig ist.

Die Regenmetapher wird vor US-Geschworenengerichten regelmäßig angewendet und bietet doch Angriffsfläche. Trumps Anwälte haben bereits angekündigt, in Berufung zu gehen. Und sie könnten versuchen, diese Argumentation Merchans, die die Geschworenen offenbar so entscheidend fanden, dass sie sich diese nochmals vortragen ließen, andersherum zu wenden: Dass nämlich der eigentliche Straftatbestand nicht nachgewiesen werden konnte.

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