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Rafael Grossi, Generaldirektor der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Anfang März in Wien während einer Pressekonferenz zur Sitzung des IAEA-Gouverneursrats.

© dpa/Heinz-Peter Bader

Update

Fünf Kilometer vom Lager entfernt: In Libyen verschwundene 2,5 Tonnen Uran wieder aufgetaucht

Am Dienstag hatte die Internationale Atomenergiebehörde bemerkt, dass zehn Fässer waffenfähigen Urans verschwunden sind. Inzwischen sind sie wieder aufgetaucht.

| Update:

Die in Libyen verschwundenen 2,5 Tonnen Uran sind nach Angaben der Libyschen Nationalen Armee (LNA) wieder aufgetaucht. Die zehn Fässer mit dem Uranerz-Konzentrat seien etwa fünf Kilometer von ihrem ursprünglichen Lager entfernt gefunden worden, teilte LNA-Sprecher Chaled Mahdschub am Donnerstag mit.

Das Lager sei nahe der Grenze zum Tschad gelegen und 2020 von der UN-Atomaufsichtsbehörde IAEA versiegelt worden. Mahdschub äußerte die Vermutung, Diebe aus dem Tschad hätten das Lager ausgeraubt und die Fässer später liegen gelassen.

Am Mittwoch war von der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) gemeldet worden, dass die rund 2,5 Tonnen Uran aus einer Lagerstätte verschwunden seien. Das Natur-Uran sei „nicht dort, wo es nach Angaben der Behörden eigentlich sein sollte“, hieß es in einem Schreiben von IAEA-Chef Rafael Grossi an die Mitgliedsstaaten der UN-Organisation.

Fehlen war bei einer IAEA-Inspektion am Dienstag aufgefallen

Bei einer Inspektion am Dienstag hätten IAEA-Inspektoren festgestellt, dass zehn Fässer mit etwa 2,5 Tonnen sogenanntem Yellowcake in Form von Uranerz fehlten, heißt es in dem Schreiben. Wo genau im Bürgerkriegsland Libyen die Überprüfung stattfand, wurde nicht mitgeteilt. Dem Schreiben zufolge steht die Anlage nicht mehr unter staatlicher Kontrolle.

Weitere Überprüfungen sollten Aufschluss geben: „Die Atomenergiebehörde wird weitere Schritte unternehmen, um zu klären, unter welchen Umständen das Kernmaterial entfernt wurde und wo es sich derzeit befindet“, teilte ein IAEA-Sprecher mit. Der Gouverneursrat der IAEA sei informiert worden.

Bei „Yellowcake“ (deutsch: gelber Kuchen) handelt es sich um Uranverbindungen in Form von gelborangefarbenem, grobem Pulver. Uranerz-Konzentrat ist schwach radioaktiv. In dem Material kann aber keine nukleare Kettenreaktion ausgelöst werden.

Es kann in weiterverarbeiteter Form für Atomkraftwerke und in höher angereicherter Form auch für den Bau von Atomwaffen verwendet werden. Dafür wären aber eine Reihe komplexer Schritte in speziellen technischen Anlagen nötig.

Chaos im Land seit Gaddafis Entmachtung

Libyen hatte 2003 unter dem langjährigen Machthaber Muammar al-Gaddafi sein geheimes Programm zur Entwicklung von Atomwaffen aufgegeben. Seit dessen Sturz 2011 herrscht Chaos und politische Instabilität, das Land wird immer wieder von schwerer Gewalt erschüttert.

Seit 2014 ist Libyen zwischen rivalisierenden Bürgerkriegsparteien im Osten und im Westen gespalten. Es kommt immer wieder zu Versuchen eines Machtblocks, die ganze Macht im Land zu übernehmen. Die UN setzten 2020 einen Übergangs-Regierungschef ein, der eigentlich nur bis zu Wahlen an Weihnachten 2021 im Amt sein sollte. Kurz bevor sie stattfinden konnten, erklärte die Wahlkommission, die Lage im Land lasse keine Wahlen zu.

Die Milizen, die das Land im Griff haben, werden auch aus dem Ausland finanziert, etwa der Türkei auf der einen, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Russland auf der anderen Seite. Sie sind wegen der zahllosen Verflechtungen mit staatlichen Stellen auch an jenem Grenzschutz beteiligt, mit denen EU-Länder versuchen, Flüchtlinge von Europa fernzuhalten. Die libysche Küstenwache wird mit EU-Geld finanziert. (dpa/AFP/Reuters)

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