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Rauchwolken über dem Flughafen in der sudanesischen Hauptstadt Khartum.

© AFP/Uncredited

Update

Schwere Gefechte im Sudan: UN-Generalsekretär Guterres spricht mit Anführer der Paramilitärs

In der sudanesischen Hauptstadt wurde schweres Artilleriefeuer gemeldet. Es wird befürchtet, dass der Konflikt in einen Bürgerkrieg mündet. Der UN-Sicherheitsrat soll zur Lage beraten.

| Update:

Nach der Gewalteskalation im Sudan soll sich der UN-Sicherheitsrat am Montag mit der Lage in dem Krisenstaat beschäftigen. Großbritannien beantragte am Samstag eine Sitzung des mächtigsten Gremiums der Vereinten Nationen, wie mehrere Diplomaten der Deutschen Presse-Agentur sagten. Der 15-köpfige Rat wird sich planmäßig am Vormittag (Ortszeit) hinter verschlossenen Türen treffen.

Zuvor war ein seit Wochen schwelender Konflikt zwischen dem sudanesischen Militär und der mit der Armee rivalisierenden Rapid Support Forces (RSF) eskaliert. Die RSF nahmen nach eigenen Angaben den Präsidentenpalast und den Flughafen von Khartum ein.

Die sudanesische Armee widersprach dem auf Twitter. Hintergrund ist ein Machtkampf zwischen der Armee unter der Führung von al-Burhan und den Paramilitärs, die im Zuge eines politischen Übergangsprozesses eigentlich in die Streitkräfte integriert werden sollen. 

Zur Beruhigung der Lage telefonierte UN-Generalsekretär Antonio Guterres mit dem Anführer der beteiligten paramilitärischen Gruppe telefoniert. Guterres sprach am Samstag mit General Mohammed Hamdan Daglo, auch bekannt als Hemeti, von den Rapid Support Forces (RSF), wie die UN mitteilten. Ein Gespräch mit Armeechef Abdel Fattah al-Burhan sollte „so schnell wie möglich“ folgen.

Airlines setzen Flüge aus

In der sudanesischen Hauptstadt Khartum war es am Samstag bis in die Abendstunden weiter zu Gefechten gekommen. Aus mehreren Stadtteilen wurde schweres Artilleriefeuer gemeldet. Die Kämpfe zwischen der sudanesischen Armee und der paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF) fokussierten sich etwa auf den Flughafen, den Präsidentenpalast und den staatlichen Rundfunksender. Panzer und Kampfflugzeuge waren im Einsatz.

Angesichts der schweren Gefechte wollen Airlines aus Saudi-Arabien und aus Ägypten ihre Flüge in das Land vorerst aussetzen. Saudi Arabian Airlines stelle nach einem „Unfall“ eines ihrer Flieger am Flughafen von Khartoum bis auf Weiteres alle Verbindungen in den Sudan ein, teilte die Fluggesellschaft am Samstag mit.

Nähere Details zu dem Vorfall nannte sie zunächst nicht. Unklar blieb deshalb, ob der Unfall in direktem Zusammenhang mit den Kämpfen im Land stand. Auch die staatliche ägyptische Fluggesellschaft Egyptair kündigte an, angesichts der Sicherheitslage im Nachbarland für 72 Stunden alle Flugverbindungen von und nach Khartum auszusetzen.

Auswärtiges Amt spricht Reisewarnung aus

Das Auswärtige Amt gab aufgrund der „bewaffneten Auseinandersetzungen“ in Khartum und anderen Landesteilen eine Reisewarnung für den Sudan aus. Die Lage sei „unübersichtlich“, hieß es. Deutsche Staatsbürger, die sich bereits im Sudan aufhielten, wurden aufgefordert, Fahrten im Land zu vermeiden.

Der Sonderbeauftragte der Vereinten Nationen im Sudan, Volker Perthes, hat angesichts schwerer Gefechte in dem Land eine sofortige Einstellung der Kampfhandlungen gefordert. Beide Seiten müssten die Sicherheit des sudanesischen Volkes gewährleisten und auf weitere Gewalt verzichten, forderte er am Samstag.

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Auch der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell forderte ein sofortiges Ende der Gewalt. „Eine Eskalation wird die Situation nur weiter zuspitzen“, warnte er über Twitter.

Hintergrund der Gefechte ist ein Machtkampf zwischen der Armee und den Paramilitärs, die eigentlich in die Streitkräfte integriert werden sollten. Die RSF erklärten, Soldaten seien am Samstagmorgen in ihr Hauptquartier einmarschiert. Die Angaben beider Seiten konnten zunächst nicht unabhängig bestätigt werden.

Die RSF rief die Bevölkerung dazu auf, „sich ihr anzuschließen“. Ihre Aktionen richteten sich nicht gegen die Armee, „sondern gegen ihren Generalstab“. Dieser benutze die Armee, „um an der Macht bleiben zu können – selbst auf die Gefahr hin, die Stabilität des Landes zu gefährden“.

Zahlreiche Tote befürchtet

Paramilitärische Einheiten im Sudan haben nach eigenen Angaben den Präsidentenpalast und den Flughafen in der Hauptstadt Khartum unter ihre Kontrolle gebracht. Das teilte die mit der Armee rivalisierende Gruppe Rapid Support Forces (RSF) am Samstag mit, nachdem es zuvor Schüsse und Explosionen in mehreren Teilen der Hauptstadt gegeben hatte.

Offizielle Angaben zu Toten und Verletzten gab es zunächst nicht. Es wurden allerdings zahlreiche Tote bei dem seit dem Morgen andauernden Beschuss befürchtet. Das sudanesische Ärztekomitee sprach von einer großen Zahl von Opfern, die noch gezählt würden. Ein Mann starb in einem Auto, das von einem Panzer überrollt wurde, wie die dpa erfuhr. Mindestens vier Menschen starben beim Beschuss im Norden der Stadt. Einwohner zeigten online Bilder von Munition, die in Wohnräumen eingeschlagen war.

Spannungen zwischen militärischen Anführern

Der US-Botschafter im Sudan, John Godfrey, bestätigte auf Twitter, dass in Khartum Schüsse und Kämpfe zu hören waren. Er warnte, dass eine Eskalation der Spannungen zwischen militärischen Einheiten „extrem gefährlich“ sei. Die Botschaft rief ihr Personal und US-Bürger im Sudan auf, ihre Häuser nicht zu verlassen.

Seit dem Sturz von Langzeitmachthaber Omar al-Baschir im April 2019 hält das Militär unter der Führung von General Abdel Fattah al-Burhan die Macht im Land. Das Militär und das RSF unter Anführer Mohammed Hamdan Daglo hatten im Herbst 2021 gemeinsam erneut die Macht übernommen, in den vergangenen Monaten mehrten sich aber die Spannungen zwischen den beiden militärischen Anführern.

Der Streit verzögert den von Machthaber al-Burhan versprochenen Übergang zu einer zivilen Regierung. Bei einer Eskalation wurden gewaltsame Zusammenstöße befürchtet, die in einen Bürgerkrieg münden könnten. (dpa, AFP)

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