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Luiz Inacio Lula da Silva, Präsident von Brasilien, gibt neben dem Bundeskanzler eine Pressekonferenz in seinem Amtssitz.

© dpa/Kay Nietfeld

„Mutter Natur braucht Geld“: Lula drängt reiche Länder zu Einhaltung von Finanzierungszusagen für Klimaschutz

Brasiliens Präsident hat zum Abschluss des Amazonasgipfels die reichen Länder in die Pflicht genommen. Notwendig sei eine jährliche Klimaschutz-Unterstützung in Höhe von 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat zum Abschluss des Amazonasgipfels die reichen Industriestaaten zur Einhaltung ihrer Finanzierungszusagen für den Klimaschutz gedrängt. Es ginge nicht darum, dass Brasilien, Kolumbien oder Venezuela Geld bräuchten, „Mutter Natur braucht Geld, weil die industrielle Entwicklung sie in den vergangenen 200 Jahren zerstört hat“, sagte Lula am Mittwoch vor Journalisten in brasilianischen Belém.

In einer gemeinsamen Erklärung brachten die Gipfelteilnehmer ihre Besorgnis darüber zum Ausdruck, „dass die Industrieländer ihren Verpflichtungen nicht nachkommen“. Dazu gehören demnach eine jährliche finanzielle Unterstützung in Höhe von 0,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts sowie eine jährliche Klimaschutz-Finanzierung in Höhe von 100 Milliarden Dollar (rund 91 Milliarden Euro) für die Entwicklungsländer.

Neben acht südamerikanischen Staaten unterzeichneten auch die eingeladenen Länder Demokratische Republik Kongo, Kongo-Brazzaville, Indonesien und St. Vincent und die Grenadinen die Erklärung.

Gastgeber Brasilien hatte zu dem ersten Treffen der Organisation des Amazonas-Kooperationsvertrags (Octa) seit dem Jahr 2009 eingeladen. Die Mitglieder der Gruppe - Bolivien, Brasilien, Kolumbien, Ecuador, Guyana, Peru, Surinam und Venezuela - hatten bereits am Dienstag in der an der Mündung des Amazonas gelegenen Stadt Belém eine gemeinsame Erklärung unterzeichnet, die einen Fahrplan zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung, zur Beendigung der Abholzung sowie zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens umfasst.

Umweltschützern und indigenen Gruppen gingen die Beschlüsse jedoch nicht weit genug. Diese hatten eine Zusage gefordert, dass Brasilien die illegale Abholzung des Regenwaldes bis 2030 beendet und dass Kolumbien keine neuen Ölbohrungen mehr vornimmt. „Es ist ein erster Schritt, aber es gibt keine konkreten Entscheidungen, nur eine Liste von Versprechungen“, sagte Marcio Astrini, Leiter von Climate Observatory, einem Zusammenschluss von NGOs in Brasilien.

Ein Fünftel des Regenwalds Brasiliens wurde bereits zerstört

Auch die Umweltschutzorganisation WWF zeigte sich enttäuscht von den Ergebnissen des Gipfels. Die Amazonas-Anrainerstaaten hätten „definitiv eine Chance vertan“, sagte der Brasilien-Experte des WWF Deutschland, Roberto Maldonado, dem Sender Phoenix. In der Abschlusserklärung seien keine verbindlichen Vorgaben gemacht worden, wie die Abholzung reduziert oder ganz gestoppt werden könne.

Der Amazonas gilt als „grüne Lunge“ des Planeten. Sein Regenwald nimmt in gigantischen Mengen Kohlendioxid aus der Erdatmosphäre auf und wirkt damit der Erderwärmung entgegen.

Wissenschaftler warnen jedoch, dass sich der Amazonas einem Kipp-Punkt nähert, von dem an seine Bäume absterben und das gespeicherte Kohlendioxid wieder in die Atmosphäre abgeben würde. Dies hätte katastrophale Folgen für das Erdklima.

Ein Fünftel des brasilianischen Regenwaldes ist bereits zerstört. Brasilien, auf dessen Staatsgebiet sich rund 60 Prozent des Amazonaswaldes befinden, hat versprochen, die illegale Abholzung bis 2030 vollständig zu verhindern. (AFP)

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