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Palästinenser fliehen aus Rafah während einer israelischen Boden- und Luftoffensive.

© dpa/Jehad Alshrafi

Update

Israels Panzer offenbar im Stadtzentrum: Israel dementiert Angriff auf Zeltcamp mit 21 Toten nahe Rafah

Die israelische Armee ist Berichten zufolge tiefer in den Süden Gazas vorgedrungen. Im Stadtviertel Tal al-Sultan sollen Panzer im Einsatz sein. Scholz und Macron forderten ein Ende der Offensive.

Israelische Bodentruppen sind nach Augenzeugenberichten aus Rafah tiefer in die Stadt im Süden des Gazastreifens vorgedrungen. Demnach wurden am Dienstag Truppen auch im Stadtzentrum gesichtet.

Die israelische Nachrichtenseite ynet berichtete unter Berufung auf Quellen in Rafah, es seien in dem Stadtviertel Tal al-Sultan israelische Panzer im Einsatz. Dort seien Bodentruppen bisher nicht gewesen. Vonseiten der israelischen Armee gab es zunächst keine Bestätigung dieser Berichte.

Unbestätigten Berichten zufolge sollen in dem Zusammenhang bei einem Angriff Menschen getötet worden sein. Mediziner in dem palästinensischen Küstengebiet sprachen am Dienstag von mindestens 21 Todesopfern bei einem Angriff im Westen der Stadt. Demnach waren Zelte von Vertriebenen das Ziel. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren.

Israel dementiert Angriff auf Zeltcamp

Die israelische Armee dementierte, den Angriff ausgeführt zu haben. „Die israelischen Streitkräfte haben das humanitäre Gebiet in Al-Mawasi nicht angegriffen“, erklärte die Armee mit Blick auf das von ihr Anfang Mai zur „humanitären Zone“ erklärte Küstengebiet.

Die Armee hatte zuvor auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP erklärt, sie benötige zunächst den genauen Ort des nach palästinensischen Angaben erfolgten Angriffs. Wie der palästinensische Zivilschutz hatte auch die islamistische Palästinenserorganisation Hamas zuvor erklärt, bei einem israelischen Angriff in dem Gebiet habe es „dutzende Märtyrer und Verletzte“ gegeben. 

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Bei einem israelischen Luftangriff waren in Tal al-Sultan nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde am Sonntagabend mindestens 45 Menschen getötet und Dutzende verletzt worden, darunter Frauen und Minderjährige. Der tödliche Vorfall löste international Entsetzen und Empörung aus.

Deutschland und Frankreich fordern Ende der Offensive in Rafah

Deutschland und Frankreich haben nach den Berichten über Dutzende Tote bei der israelischen Bodenoffensive in Rafah eine Einstellung der Angriffe gefordert. Die Lage in Rafah sei „entsetzlich“, sagte Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron am Dienstag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Meseberg. „Die israelischen Operationen in Rafah müssen beendet werden.“

Auch Scholz verlangte: „Israel muss bei seinem Vorgehen das Völkerrecht achten.“ Der Kanzler nannte den Beschuss eines Flüchtlingslagers mit vielen Toten einen „tragischen Vorfall“. Premierminister Benjamin Netanjahu habe eine Untersuchung des Vorfalls angekündigt. „Das ist ebenso wichtig wie nötig“, betonte Scholz in Meseberg.

Emmanuel Macron und Olaf Scholz erneuerten am Dienstag zusammen ihre Forderungen an Israel die Rafah-Offensive zu stoppen.

© IMAGO/Bestimage/IMAGO/Ludovic Marin/Pool/Bestimage

„Dieser Fall zeigt einmal mehr, weshalb sich Deutschland wie viele andere Länder auch immer wieder gegen eine groß angelegte Bodenoffensive in Rafah ausgesprochen hat - weil es eben keinen ausreichenden Schutz von Zivilistinnen und Zivilisten dort geben kann.“ Es sei kein Szenario, keine Variante militärischen Vorgehens dort vorstellbar, „die nicht mit unverantwortlich vielen zivilen Opfern verbunden wäre“, betonte Scholz.

Netanjahu spricht von einem „tragischen“ Vorfall

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen teilte mit, es sei ein Lager für Vertriebene in einer als sicher deklarierten Zone getroffen worden. Die israelische Armee wies dies als „Lügen und Desinformation der Hamas“ zurück.

Der Angriff, der zwei ranghohen Hamas-Mitgliedern gegolten habe, habe nicht auf eine humanitäre Zone abgezielt. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach allerdings im Parlament von einem „tragischen“ Vorfall, aus dem man lernen werde.

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Nach Informationen des UN-Palästinenserhilfswerks UNRWA sind binnen drei Wochen rund eine Million Menschen wieder aus Rafah geflüchtet. „Dies ist passiert, während man nirgendwo sicher hingehen kann und während Bombardements, Mangels an Lebensmitteln und Wasser und ohne angemessene Lebensbedingungen“, schrieb UNRWA am Dienstag auf X. Es sei fast unmöglich, zu helfen.

Der Internationale Gerichtshof hatte Israel am Freitag dazu verpflichtet, den Einsatz in Rafah unverzüglich zu beenden. Es dürften keine Lebensbedingungen geschaffen werden, „die zur vollständigen oder teilweisen Vernichtung der palästinensischen Bevölkerung in Gaza führen könnten“, hieß es im Richterspruch.

Das Weltgericht ordnete aber keine Waffenruhe für Gaza an. Seine Entscheidungen sind bindend. Allerdings haben die UN-Richter keine Mittel, um einen Staat zur Umsetzung zu zwingen. (dpa)

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