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Demonstranten blockieren am „Tag des Widerstands“ Straßen und sogar den Hafen von Haifa und den Flughafen Ben Gurion.

© REUTERS/Ronen Zvulun

„Tag des Widerstands“: Israelis protestieren mit Straßensperren gegen umstrittene Justizreform

Die landesweiten Demonstrationen in Israel haben einen Höhepunkt erreicht. Oppositionsführer Lapid warnt vor einem Ende der Demokratie, sollte die Reform Realität werden.

Ein landesweiter „Tag des Widerstands“ als Protest gegen die Justizreform in Israel hat am Donnerstag mit zahlreichen Demonstrationen und Straßensperren begonnen. Demonstranten schwenkten blau-weiße Nationalflaggen und blockierten nach Medienberichten vorübergehend die zentrale Küstenstraße sowie eine Hauptverkehrsstraße im Zentrum von Tel Aviv.

Außerdem verriegelten sie als Zeichen des Protests die Eingänge zahlreicher Schulen mit Ketten. Der Protest fand auch zur See statt: Vor der Küste waren Teilnehmer mit zahlreichen Booten und Surfbrettern unterwegs. Sie sperrten nach Angaben der Veranstalter auch den Zugang zum Hafen von Haifa.

Die Demonstranten kamen auch zum internationalen Flughafen Ben Gurion bei Tel Aviv, um dort Zufahrtsstraßen zu sperren. Ziel ist es, eine Reise des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu nach Italien zu verhindern. Nach Medienberichten wollte der Ministerpräsident jedoch mit einem Hubschrauber zum Flughafen kommen, um die Straßensperren zu umgehen.

Es wird hier keine Demokratie mehr geben.

Oppositionsführer Jair Lapid

Die Reform schreitet trotz heftiger Proteste großer Teile der Bevölkerung voran. Laut Medienberichten könnte sie im Schnellverfahren bis April abgesegnet werden. Nach Plänen der rechts-religiösen Regierung Netanjahus soll es dem Parlament künftig möglich sein, mit einfacher Mehrheit Entscheidungen des Höchsten Gerichts aufzuheben.

Außerdem sollen Politiker bei der Ernennung von Richtern mehr Einfluss erhalten. Das Gesetzesvorhaben könnte dem Regierungschef auch in einem schon länger gegen ihn laufenden Korruptionsprozess in die Hände spielen.

Oppositionsführer Jair Lapid äußerte im Gespräch mit der Nachrichtenseite ynet die Sorge, nach Umsetzung der Reform könnte es in Israel „nie wieder Wahlen“ geben. „Es wird hier keine Demokratie mehr geben“, warnte Ex-Ministerpräsident Lapid, der im vergangenen Jahr die Wahl gegen Netanjahu verloren hatte. Experten haben auch vor katastrophalen Auswirkungen der Reform auf die israelische Wirtschaft gewarnt. (dpa)

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