zum Hauptinhalt
Ein Fastfood-Restaurant in Moskau.

© AFP/NATALIA KOLESNIKOVA

Ukraine-Invasion, Tag 844:  So wenig treffen die Sanktionen die russischen Bürger

Moskau kündigt Veränderungen seiner Atomdoktrin an, US-Rüstungskonzern will Munition in der Ukraine produzieren. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

Dass die Sanktionen gegen Russland eher begrenzt Wirkung zeigen, haben Experten immer wieder verdeutlicht. Eine aktuelle Umfrage zeigt, wie sich die Strafmaßnahmen auf das Leben der Menschen im Land selbst auswirken. Ergebnis: Sie spüren immer weniger davon, wie der „Kyiv Independent“ berichtet (Quelle hier).

Laut der Umfrage des russischen Meinungsforschungsinstituts Lewada Center, das von Moskau übrigens als „ausländischer Agent“ eingestuft wurde, sagen nur elf Prozent der Russen, dass die Sanktionen sie oder ihre Familie persönlich betreffen. Zu Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine waren es demnach noch 30 Prozent. Seither sei die Zahl stetig gesunken, heißt es in dem Bericht.

Auch die Sorge in Bezug auf die Sanktionen hält sich bei den russischen Bürgern laut der Umfrage in Grenzen. Nur 29 Prozent der Befragten sagten, sie seien diesbezüglich sehr oder eher besorgt. Im März 2022 hatten noch 45 Prozent angegeben, sie seien besorgt. Selbst bei denjenigen, die nicht genug Geld für Lebensmittel haben, sorgten sich nur 34 Prozent. Unter denjenigen, die Russlands Präsidenten Wladimir Putin ablehnen, ist die Sorge allerdings deutlich höher: Dort stimmten 57 Prozent der Aussage zu.

Die Menschen wurden auch gefragt, wie sie die Sanktionen zu spüren bekommen. Ganz vorn dabei: die Abwanderung von Marken, die Schließung von Fabriken und Geschäften und dass bestimmte Produkte nicht mehr verfügbar sind. 29 Prozent nannten steigende Preise, 13 Prozent Einschränkungen bei Auslandsreisen und zwölf Prozent Schwierigkeiten bei Kartenzahlungen und anderen Bankgeschäften.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages:

  • Vor dem Hintergrund seines Angriffskriegs gegen die Ukraine plant Russland nach Angaben aus dem Außenministerium eine Änderung seiner Atomdoktrin. Die Erfahrung der „militärischen Spezialoperation“ und das Verhalten des Westens hätten gezeigt, dass einige in der Militärdoktrin beschriebene Parameter angepasst werden müssten, sagte der stellvertretende Außenminister Sergej Rjabkow. Mehr hier.
  • Ein in der Ukraine lebender kasachischer Oppositioneller und bekannter Blogger ist in Kiew angeschossen und verletzt worden. Aydos Sadykow sei nahe seiner Wohnung angegriffen worden, erklärten seine Frau Natalia Sadykowa und ukrainische Behörden. Sadykow wurde 2014 in der Ukraine Asyl gewährt. Mehr hier.
  • Northrop Grumman, ein US-amerikanischer Waffenhersteller, will offenbar mit ukrainischen Geldern Munition in der Ukraine produzieren. Das meldet „Kyiv Independent“ und beruft sich auf das Magazin „Breaking Defense“. Es wäre das erste Abkommen dieser Art zwischen einem US-Rüstungsunternehmen und der ukrainischen Regierung. Mehr in unserem Newsblog.
  • In der Ukraine ist ein auf einem Online-Dating-Chat von Russland angeworbener Spion festgenommen worden. Der Mann aus der nordostukrainischen Großstadt Charkiw sei in einem zur Partnersuche genutzten Kanal des Online-Diensts Telegram rekrutiert worden, erklärte der Inlandsgeheimdienst SBU am Mittwoch.
  • In der Stadt Donezk im Osten der Ukraine sind durch ukrainisches Artilleriefeuer ein Mann und eine Frau getötet worden, wie der von Russland eingesetzte Bürgermeister Alexei Kulemzin mitteilte. Zwei weitere Menschen, darunter ein Kind, seien schwer verletzt worden, ergänzt der Gouverneur der von Russland besetzten Donbass, Denis Puschilin.
  • China hat die Unterstützung Russlands beim Angriffskrieg gegen die Ukraine bestritten und die USA nach entsprechenden Vorwürfen durch US-Außenminister Antony Blinken scharf kritisiert. „Im Umgang mit der Ukraine-Krise hat China nie Öl ins Feuer gegossen oder versucht, von der Situation zu profitieren, und hat sich immer für Friedensgespräche eingesetzt“, sagte der chinesische Außenministeriumssprecher Lin Jian am Mittwoch.
  • Russland will seine Mitgliedschaft in der Parlamentarischen Versammlung der OSZE sowie die Zahlungen an das Gremium aussetzen. Die Chefin des russischen Föderationsrates, Valentina Matwijenko, teilte am Mittwoch laut russischen Staatsmedien mit, dass ein solcher Beschluss gemeinsam mit der Staatsduma vorbereitet werde. 
  • Der beim Staatsbesuch von Russlands Präsident Wladimir Putin in Nordkorea unterzeichnete Partnerschaftsvertrag zwischen beiden Staaten umfasst Putin zufolge gegenseitigen „Beistand“ im Fall einer „Aggression“ gegen einen der beiden Staaten. Russland schließe „für sich eine militärisch-technische Zusammenarbeit mit Nordkorea“ nicht aus, sagte Putin.
  • Bei nächtlichen russischen Angriffen auf den Westen der Ukraine sind nach ukrainischen Angaben Energieanlagen im Grenzgebiet zu Polen und im Zentrum des Landes beschädigt worden. „In der Nacht griff der Feind eine Energieanlage in einer zentralen Region an. Einige Anlagen wurden beschädigt“, teilte das Energieministerium in Kiew am Mittwoch mit. 
  • Russland setzt bei Militärübungen in der Barentssee nach eigenen Angaben auch Atom-U-Boote ein. Zur Nordflotte gehörende Kernenergie-betriebene Schiffe feuerten mit Raketen auf Ziele im Meer, wie russische Nachrichtenagenturen melden. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false