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Palästinenser in einem zerstörten Viertel im Gazastreifen.

© ImaGO/APAimages/Omar Ashtawy

„Wer glaubt, wir könnten Hamas ausschalten, irrt“: Israels Militärsprecher Hagari stellt Kriegsziel infrage – und erhält Rüffel von Netanjahu

In einem Interview forderte Militärsprecher Daniel Hagari eine Vision für die Zukunft des Gazastreifens. Es müsse eine Alternative für die Hamas auf politischer Ebene gefunden werden.

Ein Sprecher der israelischen Armee hat in einem Interview eine politische Vision für die Zukunft des Gazastreifens gefordert. „Die Hamas ist eine Idee, sie ist eine Partei. Sie ist in den Herzen der Menschen verwurzelt. Wer glaubt, wir könnten die Hamas ausschalten, irrt sich“, sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Mittwochabend dem israelischen Sender Channel 13.

Es müsse eine Alternative für die Hamas auf politischer Ebene gefunden werden, um sie im Gazastreifen zu ersetzen, forderte Hagari in dem Interview weiter. Ansonsten werde die islamistische Terrororganisation weiterbestehen, mahnte er. Über die Zerstörung der Hamas zu reden, führe die Öffentlichkeit in die Irre.

Das Büro des israelischen Regierungschefs Benjamin Netanjahu, der den Gaza-Krieg nach eigener Aussage bis zu einer vollständigen Niederlage der Hamas führen will, wies die Äußerungen umgehend zurück. „Das von Ministerpräsident Netanjahu geführte politische Kabinett und das Sicherheitskabinett haben als eines der Ziele des Kriegs die Zerstörung der militärischen und Regierungskapazitäten der Hamas festgelegt“, hieß es in der Mitteilung. Die israelische Armee sei diesem Ziel „natürlich verpflichtet“.

Das Militär betonte daraufhin in einer Erklärung, dass sich Hagaris Äußerungen auf die „Ideologie“ der Hamas bezogen hätten. Demnach sei die Armee „bestrebt, die vom Kabinett definierten Kriegsziele zu erreichen“, darunter auch die Zerstörung der militärischen Fähigkeiten und der Infrastruktur der Hamas in Gaza.

Der israelische Militärsprecher Daniel Hagari bei einem Pressetermin im Dezember 2023. 

© dpa/Ariel Schalit

Bislang kein Plan für Wiederaufbau des Gazastreifens

Netanjahu hatte bislang keinen Plan für Verwaltung und Wiederaufbau des Gazastreifens nach einer Beendigung des Kriegs vorgelegt - wohl auch, um seine ultrarechten Koalitionspartner nicht vor den Kopf zu stoßen. Diese verfolgen Ziele wie einen höchst umstrittenen israelischen Siedlungsbau im Gazastreifen. Netanjahus politisches Überleben hängt aber von ihnen ab.

Aus der Armee kamen zuletzt vermehrt Klagen über eine fehlende politische Strategie für die Zeit nach dem Krieg. Ex-General Benny Gantz hatte kürzlich das Kriegskabinett verlassen, weil die Regierung keinen Plan für eine Nachkriegsordnung im Gazastreifen erarbeitet.

Militärsprecher Hagari warnte in dem Interview weiter, es sei nicht möglich, alle im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln durch Armeeeinsätze zu befreien. Seit Monaten laufen Bemühungen, durch indirekte Verhandlungen Israel zu einer Waffenruhe im Gazastreifen und die Hamas zur Freilassung israelischer Geiseln zu bewegen. (dpa, AFP)

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