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Eine Statue des Komponisten Ludwig van Beethoven.

© dpa / Oliver Berg dpa

Kolumne „Der Klassiker“ (Folge 16): Pflaster, Pläne, Partituren

Schön ruhig ist es in den Berliner Komponistenvierteln. Bach, Beethoven und Co werden hier geehrt. Komponistinnen fehlen - und für Richard Wagner gibt es natürlich eine Extrawurst.

Eine Kolumne von Frederik Hanssen

Hier hören Sie: fast nichts. Denn die Berliner Komponistenviertel liegen allesamt in ruhigen Wohngebieten. Hier ein Rasenmäher, dort ein Anwohnerauto, vielleicht Kinderlachen aus einem Garten, viel breiter wird die akustische Kulisse kaum in der feinen Ecke von Lankwitz, wo die Straßen nach Mozart, Bruckner und Beethoven heißen, aber auch nach Otto Nicolai (der mit den „Lustigen Weibern von Windsor“) und dem fast völlig vergessenen Peter Cornelius (der von 1824 bis 1874 lebte und mit dem „Barbier von Bagdad“ seinen größten Erfolg feierte).

Genau auf der anderen Seite der Stadt, fast noch weiter draußen, liegt das musikalische Mahlsdorf, mit dem Jacques-Offenbach-Platz und der Verdistraße nördlich der S-Bahn-Trasse und dem Quartier südlich davon, das Bach und Händel, Mozart und Beethoven, Schubert, Liszt, Strauß, Donizetti und den Singspiel-Spezialisten Albert Lortzing ehrt sowie Johann Nepomuk Hummel, einen Meister charmant-galanter Klaviermusik.

Von Johann Sebastian Bach bis Gustav Mahler

Erst spät kamen die Tonsetzer dagegen in Weißensee auf die Straßenschilder: Ursprünglich war der Kiez nach Schauplätzen des deutsch-französischen Kriegs benannt. Ab 1951 demonstrierte die DDR hier dann pazifistischen Geist und benannte die Straßen um, nach Komponisten aus beiden Staaten, Bizet und Gounod einerseits, Mahler und Meyerbeer andererseits, dazu kamen Puccini, Rossini, Smetana und Chopin.

Und Richard Wagner? Der hat eine eigene, angemessen breite Straße in Charlottenburg gleich an der Deutschen Oper – und natürlich noch drei eigene Viertel für Figuren aus seinen Musikdramen. In Nikolassee sind das Lohengrin, Tristan und Isolde sowie die Nibelungen. In Lichtenberg dreht sich alles um den Freiaplatz, wobei neben Siegfried, Wotan, Guther und Hagen mit Rüdiger, Gudrun auch Personen auftauchen, die so geschrieben werden wie in der literarischen Vorlage zum „Ring des Nibelungen§“, also dem mittelhochdeutschen Heldenepos.

In Friedenau schließlich liegt der Cosimaplatz in der Mittel des Wagnerviertels, benannt nach der Gattin und Gralshüterin des Bayreuther Meisters. Sie wird umringt von den Opernheldinnen Elsa und Ortrud, Brünnhilde und Sieglinde, Isolde, Kundry und Eva. Eine Straße, die nach einer Komponistin benannt wäre, hat Berlin meines Wissens nicht zu bieten. Oder habe ich da etwas überhört?

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