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Der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke sieht die ARD auf gutem Reformkurs.

© dpa/Henning Kaiser

ARD-Vorsitzender Kai Gniffke: „ARD 2.0“ wird jetzt Realität

Der Senderverbund verstärkt Kooperationen bei den Hörfunkwellen und bastelt an einem „Sporthub“. Aber reicht das alles für eine Reform, die diesen Namen verdient?

Soll keiner behaupten, die Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sei auf Seiten der ARD eine Schnecke. Der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke jedenfalls meinte nach der Sitzung der ARD-Intendantinnen und -Intendanten, niemand könne behaupten, dass „die ARD sich nicht oder zu langsam bewegt“. Die „ARD 2.0“ werde jetzt Realität.

Als Merkposten für den Reformeifer hatte Gniffke folgende Beschlüsse der Senderchefs mitgebracht: einen beim WDR angesiedelten „Sporthub“, der für alle ARD-Häuser Sportgroßereignisse produzieren wird, gemeinsame Sendungen für die rund 60 ARD-Radioprogramme im Bereich Musik, Jugend und für die ARD-Regionalwellen, ein KI-Netzwerk im ARD-Rund.

Zugleich kündigte Gniffke einen senderübergreifenden „Public Corporate Governance Kodex“ für eine gemeinsame Aufsichtsordnung in der ARD bis Ende des Jahres an. Bis dahin soll auch eine gemeinsame Betreibergesellschaft für die Mediatheken von ARD und ZDF starten.

„Sporthub“ beginnt im Januar

Der „Sporthub“ in Köln beginnt mit der Handball-WM der Männer im Januar. „Damit machen wir einen weiteren wichtigen Schritt auf dem Weg hin zu einer noch engeren Zusammenarbeit in der ARD“, sagte Gniffke. „Wir können so unsere Produktionskosten erheblich reduzieren und schaffen Raum für Innovationen.“

Aber bei allem Kooperationswillen bleiben die Zuständigkeiten der Sender für die jeweiligen Sportereignisse bestehen. So ist etwa der NDR federführend für die Olympischen Sommerspiele zuständig, für Fußball-Weltmeisterschaften der SWR. Soviel Eigenständigkeit, sprich Sender-Egoismus darf weiterhin sein.

Andere Regionalprogramme können Sendungen übernehmen

Auch bei den Radiowellen wird auf verstärkte Kooperation gesetzt, die so aussieht, dass man Programminhalte, die nicht unbedingt einen stark regional geprägten Charakter haben, nicht mehr mehrfach produziert, sondern sich ein gemeinsames Angebot teilt. Das soll vor allem in den Abendstunden passieren, wenn die Hörfunknutzung stark nachlässt.

Eine MDR-Landeswelle wird dafür eine live moderierte Radiosendung von 20 bis 23 Uhr mit Mainstream-orientierter Musik ausstrahlen, die die anderen ARD-Regionalprogramme übernehmen können, beim RBB wäre das Antenne Brandenburg, die eigene Nachrichten und Wetter in das übernommene Mantelprogramme einschießen würde. Eine zweite Landeswelle, SWR1, soll ein Alternativangebot aussenden mit musikjournalistischen Schwerpunkten etwa zu Rock, Country oder Soul an. Beide Sendungen sollen im zweiten Quartal 2025 starten.

Bereits jetzt kooperieren die ARD-Radiosender nach eigenen Angaben bei den Info- und Kulturwellen, den Schlagersendungen und beim Hörspiel. Keine Entscheidung trafen die ARD-Intendanten über die bereits beschlossene Einstellung von digitalen TV-Spartenkanälen wie One. Es gebe Überlegungen zu einer Lösung in dem für Oktober angekündigten Reformstaatsvertrag. Deshalb wolle die ARD abwarten, was in dem Regelwerk tatsächlich drinstehe, sagte Gniffke.

Mit dem Reformstaatsvertrag will die Rundfunkkommission den Sendern jene Strukturveränderungen auferlegen, deren Einsparpotenzial die Gebührenkommission KEF berechnet haben wird. Dahinter steht die Debatte, ob, wann und um wieviel der monatliche Rundfunkbeitrag von 18,34 Euro steigen soll. Keine wagemutige Prognose ist es, dass die Rundfunkkommission zu weit größeren Synergie-Maßnahmen kommen wird als ARD, ZDF und Deutschlandradio selbst. Ein heißer Herbst kündigt sich an. (mit dpa/epd)

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