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Das Bild „Unter dem Kronleuchter“ malte Lovis Corinth 1905 im Berliner Atelier von Oskar Moll.

© Neumeister

Besuch in Berlin: Das Münchner Auktionshaus Neumeister gastiert mit seinen Highlights

Die besten Bilder der kommenden Auktion von Lovis Corinth, Emil Nolde und Gustav Klimt hängen in der Berliner Repräsentanz.

Der Leuchter tanzt. Lovis Corinth scheint ihn auf seinem Bild ein wenig schräg arrangiert zu haben - ähnlich wie die beiden Gestalten, die unter dem schweren Lüster in ihren Stühlen hängen. Alkohol ist auf jeden Fall im Spiel, das zeigen die mit Rotwein gefüllte Karaffe und all die schimmernden Gläser auf dem runden Tisch. Und auch wenn sie schon ziemlich beschwipst wirken, prosten sich die Frau, Corinths Gattin Charlotte, und der Malerfreund Robert Richter im Halbdunkel des hohen Raumes entspannt weiter zu. Der leere Stuhl im Vordergrund wirkt, als warte er nur auf Corinth, der sich kurz von der Tafel verabschiedet hat, um die Szene in warmen Brauntönen festzuhalten.

Das Bild entstand 1905 im Berliner Atelier von Oskar Moll. Allein seine Geschichte macht es zu einem Los, dessen Reise von München in die Hauptstadt aus gutem Grund geschieht, bevor es Ende des Monats im Auktionshaus Neumeister versteigert wird: Möglichst viele Interessent:innen sollen das Gemälde „Unter dem Kronleuchter“ gesehen haben. Gern auch Museen, denn der Schätzpreis von 220.000-280.00 Euro ist moderat. 1991 wurde es schon einmal in das Münchner Auktionshaus eingeliefert, seitdem hin es in einer süddeutschen Privatsammlung.

Corinth fängt das karge Licht im Atelier gekonnt ein

Corinth lebte seit 1901 in Berlin, war frisch verheiratet und erfolgreich. Das Bild spiegelt ebenso seine eigene Zügellosigkeit wie die Verankerung des Künstlers im späten Impressionismus. In den Räumen der Galerie Bermel von Luxburg, wo sich auch die Berliner Repräsentanz von Neumeister befindet, lassen sich die schnellen, sicheren Gesten ebenso studieren wie jene Raffinesse, mit der der Maler das karge Licht von den Gläsern wie dem Wandspiegel in den Raum reflektieren lässt. Trotz aller Düsternis, die das Interieur prägt, geht ein Leuchten von dem lebensprallen Moment aus.

Flankiert wird das Highlight der kommenden Auktion von einigen weiteren Losen, die einen Besuch lohnen (Fasanenstr. 29, bis 19.3., jeweils 11-18 Uhr). Allen voran das Aquarell „Berganemonen“ von Ernst Ludwig Kirchner aus den 1920er Jahren: Ein ungewohnt einfaches, abstrahierendes Motiv, über das er selbst schrieb, es sei von allem „Nebensächlichem gereinigt.“ Erstaunlich ist auch der Preis: Gerade weil man Kirchner nicht sofort in jenem Motiv erkennt, rangiert es bei einem Schätzpreis von 10.000-15.000 Euro. Weit mehr sind für die beiden Aquarelle von Emil Nolde, eine Szene am Wasser und ein Blumenbild, angesetzt. Zwei typische, vom Künstler wie vom Publikum geliebte Themen, die er immer wieder aufgegriffen hat. Für „Kakteen und Tulpen“, das sich in einer Berliner Privatsammlung befand, erwartet Neumeister mindestens 40.000 Euro, das „Abendliche Meer mit Dampfer“ unter tief hängenden Wolken hat eine Taxe von 60.000 Euro.

Letzteres ist auch der Preis, den man für eine Zeichnung von Gustav Klimt anlegen muss. Das „Liegende Liebespaar“ aus derselben Zeit wie Corinths Gemälde entstand ein paar Jahre vor dem legendären „Kuss“ des Wiener Malers. Vielleicht handelt es sich bei Los 1506, so mutmaßt Neumeister, sogar um eine Vorzeichnung.

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