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Roscovitz (Klaas Heufer-Umlauf, l-r), Charlie Wagner (Leonie Benesch) und Alban (Oliver Masucci) mussten in der Serie „Der Schwarm“ nicht weniger als die Welt retten.

© dpa/Fabio Lovino

„Der Schwarm“ im ZDF: Wie reagiert die Schwarmintelligenz?

Die Serie hat die Primetime beherrscht - aber hat sie auch das Stammpublikum des linearen ZDF-Programms überzeugt?

Eine Kolumne von Joachim Huber

Dreimal Sieger in der Primetime, anfangs 6,82 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer, im Finale dann 4,58 Millionen. Das ZDF wird mit der Resonanz seiner Serie „Der Schwarm“ zufrieden sein. 40 Millionen Euro wurden investiert, 13 Millionen davon vom ZDF. Um die Summe zu stemmen, wurden Kooperationspartner gesucht und gefunden. France Télévisions, vor allem aber Hulu Japan beteiligten sich. Für diesen finanzkräftigen Partner wurde ordentlich „japanisiert“: neuer Handlungsstrang, neue Figuren - nicht nur an dieser Stelle wurde die Romanvorlage verfälscht.

Durchwachsene Kritiken

Die Kritiken waren entsprechend durchwachsen. Die Verfilmung geriet so empathisch stark wie thematisch unterkomplex - weit mehr„Herzkino“ als Ökothriller. Das ZDF wollte ZDF-Fernsehen, größer war der Ehrgeiz nicht. Für den öffentlich-rechtlichen Sender bedeutet Erfolg Marktführerschaft im deutschen Fernsehen, nicht Exzellenz im Vergleich mit der TV- und Streaming-Konkurrenz.

Aber natürlich steckt in diesem Programm mehr. Acht Folgen verteilt auf vier Fernsehabende um 20 Uhr 15, die Serie hinterlegt mit Dokumentationen, das „heute-journal“ in den späten Abend verdrängend. Ja, das Zweite hat etwas riskiert und im Finale des „Schwarms“ die Ausstrahlung im Linearen und Präsentation in der Mediathek nahezu parallelisiert. Das gewohnte Programm wurde „mediathisiert“.

War das klug, steckt Zukunft drin? Es ist längst nicht ausgemacht, wie das Publikum auf die Universen von Linear und Online reagiert. Wenn ein eigentliches Mediatheken-Produkt wie „Der Schwarm“ die gängige Fiktion von „Bergdoktor“ über Krimi bis zum „Bergretter“ im Hauptprogramm verdrängt, ist das Stammpublikum dann begeistert oder entgeistert?

Der öffentlich-rechtliche Sender will diesen Weg weiter beschreiten, er wird Millionen Euro vom linearen Programm in die Mediathek verschieben. Wer das traditionelle Angebot schwächt, handelt der vernünftig, richtungsweisend, eben zukünftig? Dem ZDF muss klar sein, dass hier massives Risiko drinsteckt. Der ZDF-Beitragszahler hat bislang nicht angezeigt, dass er die „Sokos“, die „Rosenheim-Cops“, die Pilcher-Schmonzetten oder den Montagskrimi leid ist. Hier haben sich Gewohnheiten und damit Erwartungen aufgebaut, die Mediathek bleibt ein Testfeld.

Und „Der Schwarm“. In der Auflösung steckt das Kapital für eine zweite Staffel. Und die Aufforderung zur Exzellenz.

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