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Daniel Barenboim und die Berliner Philharmoniker Anfang Juni 2023

© Stephan Rabold

Doku über die Berliner Philharmoniker: Tiefe Einblicke in Musikerseelen

Wie alle anderen Berliner Orchester auch sind die Philharmoniker in der Sommerpause. Wer Sehnsucht hat, kann ihnen dank eines Dokumentarfilms ganz nahe kommen.

Eine Kolumne von Frederik Hanssen

Bis Ende August sind die Berliner Philharmoniker in der Sommerpause, am 25.8. werden sie dann einmal mit ihrem Chefdirigenten Kirill Petrenko zu erleben sein, bevor sie bis Anfang September auf Festivaltournee gehen nach Salzburg, Luzern. Paris und Luxemburg.

Wen jetzt schon die Sehnsucht plagt, dem bleibt nur die Digítal Concert Hall, also das Internet-Portal des Orchesters. Dort sind neben jeder Menge Live-Mitschnitte von Konzerten auch Dokus über die Philharmoniker zu finden. Der berühmteste dürfte „Rhythm is it“ sein, der Film über Royston Maldooms legendäres Tanzprojekt. Der bewegendste aber ist für mich „Trip to Asia“.

Intime Geständnisse fern der Heimat

Darin begleitet Regisseur Thomas Grubes die Musikerinnen und Musiker im November 2005 auf eine Gastspielreise, die nach Peking, Seoul, Schanghai, Hongkong, Taipeh und Tokio führt. Aus 300 Stunden Rohmaterial wurde am Schneidetisch ein überraschend intimes Porträt des einmaligen Berliner Künstlerkollektivs, für den die Kulturen Asiens lediglich einen farbenprächtigen Hintergrund abgeben.

So dicht wie Grube war bis dahin noch keiner an die Berliner Philharmoniker herangekommen: Da sind zum einen die extremen, aber nie aufdringlichen Nahaufnahmen der Aufführungen. Und zum anderen die Interviews mit 25 Orchestermitgliedern, von der Piccoloflöte bis zur Tuba, vom Mittzwanziger im Probejahr bis zum weisen Routinier kurz vor der Rente.

Freimütig berichten sie alle vom Leben auf der „Insel der Glückseligen“ namens Berliner Philharmoniker - aber auch von den Schattenseiten des Jobs, vom Konkurrenzkampf am Anfang der Karriere, vom Druck, der auch dann noch permanent auf ihnen lastet, wenn sie es geschafft haben. Und von der Schwierigkeit, in der einen Sekunde als Solist zu glänzen und sich in der nächsten wieder ins Ensemble einzufügen.

Da offenbaren sich suchende, zweifelnde, verletzliche Charaktere, und das lässt die Bewunderung für die künstlerischen Leistungen im Konzert nur noch mehr wachsen. Am Ende des Films möchte man in den Jubel der 25 000 Taiwanesen einstimmen, die das Konzert der Philharmoniker in Taipeh auf Großbildleinwänden verfolgt haben.

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