zum Hauptinhalt
Was ist mit Marco los? Anna (Michèle Brand) blickt sorgenvoll in die Zukunft.

© Armin Dierolf/hugofilm

"Drii Winter" auf der Berlinale: Die Schöne und der Klotz

Julia glaubt nicht an Gott. Sie glaubt an Sonne, Berge, Tiere, Bäume und Schnee.

Julia glaubt nicht an Gott. Sie glaubt an Sonne, Berge, Tiere, Bäume und Schnee. Wie sich das für eine kleine Schweizerin gehört. Ihr Dorf liegt in einem tief in den Fels eingekerbten Tal.

Umgeben von Bergen, die in den Himmel weisen. Bevölkert von rauschebärtigen Alpbauern, die mit krummen Rücken mähen, holzen, heuen und beim Schlachtent dampfende Schweinedärme in den Schnee rutschen lassen.

[Vorstellungen: 15.2., 17.30 Uhr Cubix 9, 16.2., 21 Uhr (Cinemaxx 6 u. 7), 18.2. (Berlinale Palast), 19.2., 15 Uhr (Urania)]

Julias Mutter Anna (Michèle Brand) liebt Marco (Simon Wisler), der beim Alpbauern Alois als Knecht arbeitet. Sie gehört als Gastwirtstochter, Postbotin und alleinerziehende Mutter fest in die von Laien gespielte Gemeinschaft. Der schweigsame Quadratschädel Marco steht als Neuzugang aus dem Flachland unter Beobachtung. „Zupacken kann er“, lautet alsbald das wohlwollende Urteil über den Kraftbolzen, der Kühe ebenso liebevoll behandelt wie Anna und Julia.

Bis zum Ende der schon ab der Hochzeit durch eine Erkrankung Marcos tragisch aus dem Ruder laufenden Liebe wird jedoch nicht recht plausibel, was die anmutige Anna in dem stiernackigen Klotz sieht und sucht. Das gute Herz, die reine Seele? „Drii Winter“ verrät es nicht.

Im Schnee. Marco (Simon Wisler) und seine Kuh Frieda.
Im Schnee. Marco (Simon Wisler) und seine Kuh Frieda.

© Armin Dierolf/hugofilm

Der Schweizer Filmemacher Michael Wolf hat sich mit dem im Wettbewerb von Locarno uraufgeführten Drama „Marija“ als Schöpfer stiller Sozialdramen empfohlen. „Drii Winter“ schließt da an, auch in der formalen Konzentration, die dem auf die Arbeit, die Dorfkneipe und das Autofahren auf Serpentinenstraßen reduzierten Leben entspricht.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Statt die zu jeder Jahreszeit überwältigende Landschaft in Cinemascope aufzuladen, füllt Koch das Quadrat des Academy-Formats mit Bauernarbeit, Felsbrocken, Annas fragenden Blicken und dem Schädel von Marco, der stets zu schwer für seinen Träger zu sein scheint.

Als strukturierendes Element im trägen Fluss der Bergzeit dient ein uniformierter Gesangsverein, der nach Art eines Griechischen Chors das Geschehen mit assoziativen Volksliedern kommentiert. Das bringt eine universelle Dimension in das Drama.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false