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Kultur: Für eine Bühnenrevue über das Leben des Schauspielers schlüpft der 34-Jährige in die Rolle eines Clowns

Er spielt den Clown - auf der Bühne zumindest. "Dabei finde ich die stille Sprache der Clowns eigentlich gar nicht so interessant.

Er spielt den Clown - auf der Bühne zumindest. "Dabei finde ich die stille Sprache der Clowns eigentlich gar nicht so interessant. Ich mag Gespräche lieber", gibt der junge Mann offenherzig zu. Er hat es sich in seiner Garderobe bequem gemacht: Die Beine liegen auf der verschnörkelten Lehne des mit rotem Samt bezogenen Theatersessels, eine Flasche Mineralwasser steht in Reichweite, und die sympathischen dunklen Augen ruhen auf dem Besucher.

Christian Schodos ist Berlins neuer Heinz Rühmann: "Heinz Rühmann - der Clown" heißt das Stück, in dem der 34-Jährige seit Mitte November die Hauptrolle spielt. In der Inszenierung führt der Schauspieler in Gestalt eines Clowns zurück zu den Stationen von Rühmanns Leben. Erinnerungen an Filme und Schlager, aber auch die dunklen Seiten von Rühmanns Vergangenheit - seine Zeit als Starschauspieler der Nazis - vermischen sich zu einer bunten Revue. Für die Rolle hat es Christian Schodos nach Engagements in den Berliner Kammerspielen und der Neuköllner Oper ans Hansa-Theater verschlagen. "Reiner Zufall", beteuert Schodos, der zu dem Haus eine besondere Beziehung hat: Er ist im Dunstkreis des Theaters aufgewachsen. Gleich um die Ecke, in der Krefelder Straße, wohnten seine Eltern. Und in dem Backsteingebäude gegenüber vom Theater drückte Christian Schodos seinerzeit die Schulbank.

Es ist ein kalter Berliner Wintervormittag, draußen scheint die Sonne, und nebenan, im Scheinwerferlicht der Theaterbühne, probt eine Kollegin. Schodos hat Zeit - bis zum Abend zumindest, wenn er wieder in seine Rolle schlüpft. "Trotzdem habe ich den Rühmann immer im Hinterkopf, schon morgens, wenn ich aufstehe", sagt er. Acht Vorstellungen muss er in der Woche absolvieren. "Meine Persönlichkeit hat sich durch die Rolle aber nicht verändert", sagt er, und über sein Gesicht zieht ein schelmisches Lächeln.

Auf dem Tisch vor dem Spiegel liegt Theaterzubehör: Puderdosen, Haargel, und daneben die runde Brille mit schwarzem Metallgestell, die er während der Szene aus "Die Drei von der Tankstelle" trägt. Um Heinz Rühmann darzustellen, musste sich Schodos, der an der Berliner Hochschule der Künste Schauspiel und Gesang studierte, vor allem eines aneignen: Rühmanns Markenzeichen, den nölend-beiläufigen Ton. Dazu lauschte er den alten Schlagern und saß stundenlang vor dem Fernseher. "Nach drei Filmen hintereinander war ich aber von dem Tonfall richtig gestresst", gibt er zu. Dabei war das Stück seine Idee. Als ihn Regisseur Claudio Maniscalco, mit dem er einige Zeit am Kreuzberger Kama-Theater arbeitete, vor zwei Jahren nach seiner Wunschrolle fragte, kam Schodos spontan Heinz Rühmann in den Sinn. "Er gehört zu jenen Menschen, die sich über Jahrzehnte gehalten haben" - das sei Grund genug, seine Geschichte auf der Bühne zu erzählen. "Und beim Publikum war Nostalgie schon immer gefragt", sagt Schodos, der vermutet, dass man "in 30 Jahren vielleicht Madonnas Leben auf die Bühne bringen wird". Auch privat hat er eine nostalgische Ader. Die Marlene-Dietrich-Revue im Renaissance-Theater hat er bereits gesehen und war "berauscht" vom Reiz der Diva.

In seiner Garderobe zaubert er hinter Kerzenständern eine Flasche Sekt hervor: "Die hat mir ein alter Mann geschenkt. Der hat nach der Vorstellung vor Glück geweint", sagt Schodos gerührt. "Diese Generation verbindet Gefühle mit Rühmanns Schlagern. Für sie ist es die Zeit ihrer Kindheit und Jugend, die Zeit der ersten Liebe." Schodos spielt gerne vor diesen Menschen. Auch Silvester wird er auf der Bühne stehen: Drei Auftritte stehen auf dem Programm, um Mitternacht wird eine Pause eingelegt. "Mir ist der Stress erspart geblieben, nicht zu wissen, was ich machen soll", sagt Schodos und wirkt kein bisschen unglücklich dabei.

Johannes Metzler

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