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Ein Werk aus Albert Oehlens neuester Serie „unverständlich braune Bilder.“

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Gallery Weekend in Berlin: Der kleine Pelikan

Abstrakte Trickspiele: Albert Ohlen zeigt zum Gallery Weekend neue Bilder bei Max Hetzler.

Quantität und Qualität. Zuerst zur Quantität: Es ist die 28. Ausstellung des also nicht mehr ganz so „Neuen Wilden“ Albert Oehlen mit seinem Galeristen Max Hetzler in 40 Jahren. Alle 20 Bilder entstanden im hochproduktiven Corona-Jahr 2020/ 21. Die Kaufpreise sind offenbar so schwindelerregend, dass darüber lieber der Mantel des Schweigens gehüllt wird.

Oehlen werde, so wird geraunt, in einer nicht so fernen Zukunft den Staffelstab von Gerhard Richter übernehmen, der die Kunstkompass-Weltrangliste der lebenden Künstler über lange Jahre anführte. „The most resourceful abstract painter alive“, hat der New Yorker bereits vermerkt. Das ist ein Qualitätsurteil.

[Galerie Hetzler, Bleibtreustr. 15/16, bis 14. August.; Anm.: www.maxhetzler.com]

Aber was heißt hier: abstrakt? Man möchte doch meinen, dass es Oehlen – anders als Richter – nicht um den behänden Wechsel zwischen gegenständlicher und abstrakter Malerei geht. Sondern dass er solche Zuschreibungen längst hinter sich gelassen hat. Und dass sein Erfindungsreichtum darin besteht, seine aus einem fortlaufend erweiterten Setzkasten aus Referenzen und Selbstreferenzen sich bedienende Bildsprache fortzuschreiben.

Zum Beispiel „Ö-Norm 6“: „unverständliche braune Bilder“ heißt die Schau. Der Titel von 14 der 20 Bilder enthält das Akronym „u.b.B.“. Brauntöne, auch bunte Farbschichten: Übermalungen, Überschreibungen. Die übrigen sechs Werke ordnet Oehlen der Serie „Ö-Norm“ zu. „Ö-Norm 6“: Ein realistisch dargestellter kleiner Pelikan ist Teil einer braun-blau-grün-gelben Komposition mit filigranen Verästelungen, wie sie zuvor in Oehlens Baumbildern zu sehen waren.

Macht der Pelikan das Bild zu einem gegenständlichen? Kann ein Bild gleichzeitig gegenständlich und abstrakt sein? Was hat es mit den Collage-Anteilen auf sich? Mit dem Schriftzug: „So I wanna check the canvas“? Der Maler prüft die Möglichkeiten der Malerei. Ein Klischee, aber selten so zutreffend wie bei Oehlen, der mit seiner Malerei außerdem die Möglichkeiten des Betrachters prüft. Mit den Titeln bekommt der gesagt, dass er sie nicht verstehen wird.

Jens Müller

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