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Kultur: Gitarren und Wände

COUNTRY

Kenner sind vor der Zeit im Quasimodo , um die Texanerin Rosie Flores nicht zu verpassen. Eine kesse, zierliche Lady mit kurzen kastanienbraunen Haaren und Bluejeans, T-Shirt mit vom Ellbogen fledernden Mausärmeln, dunkelroten Lippen und blauer Akustikgitarre. Spielt einen „Rock-A-Bye-Boogie". Swingt mit Stimme und Körper. Singt über Elvis und Merle, jazzig bluesig. Lässt die kleine Gitarre schwer rocken zu Johnny Cashs „Country Boy". Nach einer halben Stunde stellt sie „the coolest rocking band from Germany“ vor – Norrin Radd . Häuptling Gandulf Hennig trägt eine schwarze Lederhose und eine dicke bunte Cowboy-Jacke, mit der man om dem Samstagabend ausreitet. Sie lässt ihn so wuchtig aussehen wie die Band wuchtig klingt. 12-saitige Rickenbacker und mehrstimmiger Harmoniegesang geben den kräftigen und melodiösen Songs von den beiden hervorragenden Alben „Where She Danced“ (2001) und „Monsters And Angels“ (2002) etwas byrdsig Ringeldingelndes. Drummer, Bassist und Organist rackern redlich. Doch das wahre Leben spielt auf der linken Bühnenseite: wo Rosie Flores zurückgekehrt ist als elektrisierende Gitarristin mit Stratocaster und knackigen Solos. Die linke Kante der massiven Gitarrenwand gibt Andreas Binder mit geschmackvoll telecasternden Riffs und Fills. Schön und sparsam, dass zwischen erlesenen Tönen immer noch genug Zeit bleibt, die Mütze auf dem Kopf zu ordnen. Ein scharfer Slider und cooler Twängler. Ein Trupp von Cowboyhüten marschiert aus der ersten Reihe im Gänsemarsch Richtung Ausgang. Wie die Daltons. Issnixfürdie. Besserso. „All I need is a shot Of love“ singt Gandulf. Und nochmal Rosie. Und beide im Duett: „Love Hurts".

H.P. Daniels

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