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Heidelberg Stadtpanorama mit der alten Brücke, im Hintergrund das Heidelberger Schloss.

© imago images/U. J. Alexander

Ins Unesco Weltkulturerbe aufgenommen: Hip-Hop-Metropole Heidelberg

Mit Cora E., den Stieber Twins und Advanced Chemistry hat die Stadt einige Pionier*innen des Genres hervorgebracht. Dass die Unesco das anerkennt, ist eine feine Sache.

Eine Kolumne von Nadine Lange

Stuttgart, Hamburg, Berlin – an diese Städte denkt man sofort, wenn es um deutsche Hip-Hop-Geschichte geht. Gern mal vergessen wird Heidelberg, obwohl von dort entscheidende Impulse für die Etablierung der Rap-Kultur in Deutschland ausgingen. Um das endlich mal für die ganze Welt klarzustellen, hat die baden-württembergische Stadt einen interessanten Weg gewählt: Sie beantragte die Aufnahme des Heidelberger Hip-Hops ins Immaterielle Weltkulturerbe – und hatte damit Erfolg. Diese Woche wurde er ins entsprechende Verzeichnis der Unesco eingetragen.

Völlig zu Recht. Mit Cora E. startete zum Beispiel eine der wichtigsten deutschen Rapperinnen ihre Karriere in Heidelberg. Und als die meisten von Hip-Hop begeisterten Kids noch US-amerikanische Vorbilder imitierten, freestylte Frederik Hahn alias Torch schon auf Deutsch. Der 1971 in Heidelberg geborene Sohn einer aus Haiti stammenden Mutter und eines in Ostpreußen geborenen Vaters war auch Teil der bedeutendsten Heidelberger Hip-Hop-Pioniere, der Gruppe Advanced Chemistry.

Zunächst ein größeres Kollektiv brachte sie 1992 als Trio den epochalen Song „Fremd im eigenen Land“ heraus, den ersten politischen Rap-Song der deutschlandweit Gehör und Beachtung fand. Als direkte Reaktion auf die rassistischen Ausschreitungen in Rostock sprachen Torch, Linguist und Toni-L in ihrem Text auch darüberhinausgehende Missstände an. „Ist es so ungewöhnlich, wenn ein Afro-Deutscher seine Sprache spricht/ Und nicht so blass ist im Gesicht? / Das Problem sind die Ideen im System/ Ein echter Deutscher muss auch richtig deutsch aussehen“.

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Daran hat sich in den letzten 30 Jahren leider wenig geändert. Das Gefühl, das in den zentralen Zeilen „Nicht anerkannt, fremd im eigenen Land/ Kein Ausländer und doch ein Fremder“ beschrieben wird, dürften viele Deutsche mit Migrationsgeschichte weiterhin sehr vertraut sein.

Advanced Chemistry brachten nur ein Album heraus, das 1996 erschien. Doch ihre prägende Rolle für den deutschen Hip-Hop abseits von Spaß- und Straßenrap ist unbestritten. Die ungleich erfolgreicheren Beginner aus Hamburg nannten 2016 sogar ihr viertes Album nach den Heidelbergern.

Auch Torchs Solo-Debüt „Blauer Samt“ von 2000 wurde von Kollegen wie Marteria („Grüner Samt“) oder Sookee („Lila Samt“) gewürdigt. Und jetzt weiß auch die Unesco Bescheid, die es übrigens schon zwei Mal abgelehnt hat Heidelberg selbst als Stadt ins Weltkulturerbe aufzunehmen. Nun gibt’s dank Rap ein Happy End.

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