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Katrin Vernau, Verwaltungsdirektorin des WDR und neue Intendantin des Westdeutschen Rundfunks (WDR), steht nach ihrer Wahl im Gürzenich.

© dpa/Rolf Vennenbernd

Update

„Ein bisschen überwältigt“: Katrin Vernau ist die neue WDR-Intendantin

In einem spannenden Wahlrennen setzte sich die 51-jährige WDR-Verwaltungsdirektorin und ehemalige Interimsintendantin des RBB gegen Helge Fuhst durch. Vernau folgt auf Tom Buhrow.

Katrin Vernau ist zur neuen Intendantin des Westdeutschen Rundfunks (WDR) gewählt worden.

Im entscheidenden zweiten Wahlgang bekam die Verwaltungsdirektorin des Senders und ehemalige Interimsintendantin des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB) 36 der 54 abgegebenen Stimmen, ihr Konkurrent Helge Fuhst, Zweiter Chefredakteur von ARD-aktuell, erhielt 18 Stimmen.

Mit der 51-jährigen Vernau, die sich von ihrer Wahl „ein bisschen überwältigt“ zeigte, bekommt der größte und mächtigste ARD-Sender nach Monika Piel zum zweiten Mal eine Intendantin. Der WDR-Rundfunkrat blieb insofern der Sendertradition treu, als mit Vernau wie bei ihren Vorgängern eine Persönlichkeit aus dem Haus bestimmt wurde. Sie tritt ihr Amt am 1. Januar 2025 an.

Sachkompetenz und Durchsetzungskraft

Katrin Vernau wurde im Vorfeld allgemein große Sachkompetenz und Durchsetzungskraft bescheinigt. Ihre Bilanz als Interims-Chefin beim krisengeschüttelten RBB, den sie für ein Jahr nach der Absetzung von RBB-Intendantin Patricia Schlesinger bis zum Herbst 2023 führte, dürfte ebenfalls auf sie eingezahlt haben.

Bei der Vorstellungsrunde im Rundfunkrat betonte Vernau laut dwdl.de eben diese Erfahrung und Leistung: „Warum ich die richtige bin? Weil ich es schon einmal gemacht habe. Im RBB ist es gelungen, die Insolvenz abzuwenden und das Programm fundamental neu auszurichten.“

Das sei gelungen, weil sie von Anfang an gewusst habe, „dass ich die Menschen mitnehmen muss. Wenn du schnell sein willst, dann geh allein, aber wenn du ankommen willst, dann geh mit den anderen.“

Tom Buhrow gibt sein WDR-Intendantenamt Ende des Jahres auf.

© imago/epd/IMAGO/Meike Böschemeyer (Boeschemeyer)

In der Vorstellungsrunde hatte Vernau zudem acht Punkte präsentiert, wie sie den öffentlich-rechtlichen ARD-Sender in die Zukunft führen will. Sie sprach sich unter anderem für mehr Regionalität, mehr Mut zur Gestaltung der ARD-Reformen und mehr Kooperationen mit privaten Unternehmen – hier nannte sie das Feld Künstliche Intelligenz – aus.

Die notwendige Transformation des WDR gehe deutlich über eine journalistische Aufgabe hinaus, so Vernau. Im Gegensatz zu den drei anderen Kandidaten ist die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin von Haus aus keine Journalistin.

Tom Buhrow betonte in der Pressekonferenz im Anschluss zur Wahl die Qualifikation seiner Nachfolgerin: Katrin Vernau sei „eine völlig integre Persönlichkeit, deren Handeln von Prinzipien getrieben“ sei. Auch sei sie weitaus mehr als eine „Zahlenfrau“, ob in der Wissenschaft, bei der Unternehmensberatung Roland Berger oder jetzt beim WDR habe sie stets Public Value als Wert hochgehalten.

Die Sanierungsarbeit beim RBB brachte Vernau Respekt ein

Der scheidende WDR-Chef wollte ausdrücklich auch den Eindruck verwischen, Vernau habe auf einen Job beim RBB verzichtet, „um WDR-Intendantin werden zu können“. Buhrow hatte die WDR-Verwaltungsdirektorin nach Berlin geschickt, um den mehr als nur schlingernden RBB zu stabilisieren.

Die Interims-Chefin hatte die Zweiländeranstalt wieder in die Spur zurückgebracht. Sie klärte intern auf, beendete das teure Bauprojekt Digitales Medienhaus, stärkte die Innenrevision, legte die drohende Millionenlücke offen und schob einen 49-Millionen-Euro-Sparplan samt Stellenabbau an. Sie legte in den Landtagen von Brandenburg und Berlin Rechenschaft ab. Sie kündigte Geschäftsleitungsmitgliedern. All das brachte ihr Respekt ein. Nach knapp einem Jahr wollte Vernau den RBB trotzdem wieder verlassen, das gelang ihr, wenn auch unter kommunikativen Verrenkungen.

Wie knapp das Rennen war, bewies die Auszählung der 55 abgegebenen Stimmen – alle Mitglieder des Rundfunkrates waren anwesend – im ersten Wahlgang. Während sich Katrin Vernau (17 Stimmen) und Helge Fuhst (16 Stimmen) für die zweite Runde qualifizierten, schieden WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn (15 Stimmen) denkbar knapp und der Leiter des ZDF-Studios in Washington, Elmar Theveßen (sieben Stimmen), relativ deutlich aus.

Weil aber weder Vernau noch Fuhst das notwendige Quorum von 28 Stimmen erreichten, kam es zur Stichwahl, bei der eine einfache Mehrheit zur Wahl reichte. Das Ergebnis im ersten Wahlgang zeigte, dass hier ein ergebnisoffener Wettbewerb stattfand. Als Tom Buhrow am Donnerstag den Gürzenich in Köln am Donnerstag verließ, versicherte er der Deutschen Presse-Agentur: „Ein großer Tag für den WDR.“

Die neue WDR-Intendantin wird auch in der Entlohnung in neue Sphären aufsteigen. So viel wie Amtsinhaber Tom Buhrow wird sie gleichwohl nicht verdienen. Buhrow war bislang mit 433.200 Euro Jahresgehalt der ARD-Intendant mit den höchsten Bezügen. WDR-Verwaltungsratsvorsitzende Claudia Schare machte klar, dass das Einstiegsgehalt der künftigen Spitzenkraft deutlich unterhalb des Gehalts von Buhrow liegen werde. Die Amtszeit von Katrin Vernau beträgt sechs Jahre. 

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