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Surfen, eine lebenslange Leidenschaft des Reporters William Finnegan.

© picture alliance / Owen Humphreys/PA Wire/dpa

William Finnegans „Barbarentage“: Ewig auf den Wellen

Sonne, Meer und ein paar politische Farbspritzer: William Finnegans Autobiografie „Barbarentage“ ist vor allem ein Buch über das Surfen.

Am besten beginnt man die Lektüre dieses Buches mit dem allerletzten Satz, dann weiß man, was hier auf fast 600 Seiten erzählt wird. Der „New Yorker“-Reporter William Finnegan, der 1952 geboren wurde und also nicht mehr der Allerjüngste ist, unterhält sich mit einem furchtlosen jungen Surfer über Gott und das Vertrauen in diesen, dass Gott, so der junge Surfer zu Finnegan, eben schützend die Hand über alle halte, gerade über die Surfer, und seien die Wellen noch so riesig und noch so gefährlich. Und der skeptische Finnegan schreibt dann: „Ich zweifelte weiterhin. Aber ich hatte keine Angst. Ich wollte nur einfach nicht, dass es jemals endete.“

Finnegan meint damit natürlich das Surfen, nicht das eigene Leben, und „Barbarentage“, das gleichzeitig seine Autobiografie sein soll, ist vor allem ein Buch über das Surfen, über eine lebenslange Leidenschaft. Diese beginnt, als Finnegan als Zwölf-, 13-Jähriger mit seinen Eltern nach Haiwaii zieht und die Wellen als „Spielfeld“ entdeckt. Sie werden für ihn einerseits zum Objekt „tiefster Sehnsucht und Verehrung“, andererseits auch zum Gegner, gar Todfeind, den es zu bezwingen gilt. Von nun an geht es ihm um nichts anderes als das Surfen, um Wellen, Breaks, Spots, Line-ups oder Take-offs, (ein Glossar erklärt die Fachbegriffe). Das ist manchmal faszinierend, weil William Finnegan sich so präzise erinnert und seine Bewegungen auf dem Wasser toll beschreibt. Das liest sich mitunter aber auch arg langatmig, weil Finnegan auf der ganzen Welt unterwegs ist, viele Milieus kennenlernt, diese durchaus als Reporter kritisch porträtiert, aber stets dezent, zurückhaltend – nur am Ende zuverlässig aufs Surfen zurückzukommen.

„Barbarentage“ fehlen so vielleicht ein paar reflektierende Gedanken, ein paar politische Farbspritzer auf den Seiten, es hat aber so viel Sonne und Meer, Bretter und blauen Himmel wie kein zweites Buch dieses Genres.

William Finnegan: Barbarentage. Aus dem amerikanischen Englisch von Tanja Handels. Mit fachlicher Beratung von Jens Steffenhagen. Suhrkamp, Berlin 2018. 568 S., 18 €.

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