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Susie Myerson (Alex Borstein, links) spricht „Midge“ Maisel (Rachel Brosnahan) Mut zu für ihre weitere Karriere.

© Philippe Antonello/Prime Video

Wonderful: Mrs. Maisel bezaubert über fünf Staffeln

Die Amazon-Dramedy erzählt von Frauen Ende der 50er Jahre im (komischen) Kampf um Selbstverwirklichung und Selbstbehauptung

Miram „Midge“ Maisel (Rachel Brosnahan) ist auf Abschiedstournee. Nicht als Komikerin, da ist ihr der Durchbruch endlich gelungen, sondern als Mittelpunkt der Prime-Video-Serie. Die fünfte Staffel ist die finale, gerade sind die letzten Folgen der insgesamt 43 Episoden gelaufen. „The Marvelous Mrs. Maisel“ (Prime Video, fünf Staffeln), kreiert von Amy Sherman-Palladino und ihrem Mann Daniel Palladino, ist und bleibt eine Sensation im Streaming-Business. Was 2017 begann, eine Hausfrau und Mutter sucht als Komikerin im männerdominierten Stand-up-Geschäft der 50er Jahre ihren Weg, wurde zum Dauerlauf, als Story und als Serie.

Story von Selbstbehauptung

Eine Geschichte von Selbstverwirklichung und Selbstbehauptung, eingebettet in die jüdische Familie Weissman und in die exzentrische Verwandtschaft von Maisel & Co, die beide mehr Hindernis als Hilfe sind. Ehemann Maisel (Michael Zegen) ist untreu, bleibt aber auch nach der Scheidung die wahre Liebe ihres Lebens. Das Verhältnis von Midge zu Männern gestaltet sich immer schwierig. Pech in der Liebe, Glück in der Karriere, beides entwickelt sich über die Folgen und ersteres bleibt immer der Schattenwurf des zweiten.

Zur Naturgewalt der Midge Maisel, die beim Publikum am besten mit schmutzigen Witzen ankommt, kommt die Power ihrer umtriebigen Managerin Susie Myerson (Alex Borstein), in ihrer Einzigartigkeit eine Vorbotin aller Queer-Erscheinungen. Gemeinsam scheitern sie, gemeinsam gewinnen sie – und erst das Finale wird zeigen, welcher Preis der tatsächlich höhere war. Rachel Brosnahan und Alex Borstein prägen diese (Frauen-)Serie, ihre beider Figuren sorgen für den Gegenbeweis, dass Frauen nicht zugleich hübsch und komisch sein können.

Der Hintergrund der Familen Weissman und Maisel tritt zunehmend in den Vordergrund. Mathematik-Professor Abe Weissman („Monk“-Darsteller Tony Shalhoub) hatte die Columbia-Universität verlassen, um als Theaterkritiker für die „Village Voice“ zu arbeiten. Da gibt es bestürzende wie berührende Szenen, wenn Weissman etwa die Handlung eines neuen Stücks ins Jesushafte transzendieren will, das realiter aber nie von schlichter Banalität ist, und dabei seine Frau vorführt – um später im Schlafzimmer auf Knien um Verzeihung zu bitten. Das Menschliche, das Mitmenschliche fehlt bei aller Komik in dieser Dramedy nie.

Natürlich hängt auch eine solche Produktion an einigen Stellen durch, und bei jeder weiteren Staffel nach der Premiere ein wenig mehr. Es wirkt dann und wann ein wenig gesucht, ja angestrengt, was da alles passieren muss, sowohl in der Beziehung von Midge Maisel und Susie Myerson oder im Innen- und Zwischenleben der Ehepaare Weissman und Maisel. Aber diese Schwächephasen sind Momente und nicht mehr.

Wenn die Zuschauerinnen und Zuschauer eine gute Serie daran erkennen, dass eine Episode nicht zu Ende gehen soll, dann erkennen sie eine sehr gute daran, dass sie nie enden soll. „The Wonderful Mrs. Maisel“ garantiert beides.

Rasant in den Dialogen, skurril vorwärts und seitwärts getrieben in der Handlung, von einer selten gesehenen Dekor-, Kostüm- und Kulissenwucht – diese Dramedy ist der fortwährende Nachweis, dass Streaming die TV-Grenzen von Phantasie, Originalität und Kreativität eingerissen hat. Wir sagen danke.

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