zum Hauptinhalt
Beliebtestes Paar. Boerne (Jan Josef Liefers, l.) und Thiel (Axel Prahl).Foto:WDR

© WDR/Will Weber

Krimi am Sonntag: Geld und Liebe

Das beliebteste "Tatort"-Team ermittelt wieder: Beim "Herrenabend" aus Münster begeben sich Axel Prahl und Jan Josef Liefers als Kommissar Thiel und Pathologe Boerne auf Abwege.

Im Ranking der beliebtesten „Tatort“-Kommissare landen die Münsteraner Ermittler Jan Josef Liefers und Axel Prahl seit Jahren ganz vorne, beim letzten Fall im Oktober 2010 mit rekordverdächtigen 10,6 Millionen Zuschauern. Wie schwer es ist, dauerhaft die Nummer eins zu sein, davon kann der Fußballclub Bayern München zurzeit ein Lied singen. Der WDR-„Tatort“ hingegen scheint sich unter der Ägide von Redakteur Gebhard Henke keine größere Schwächephase zu erlauben, auch wenn dem neuesten Fall nicht in jede Windung seiner kniffligen Kleinstadt-Polit-Geschichte, Abteilung Steuerflucht, zu folgen ist. Die Autoren lassen sich zumindest stets etwas einfallen, um die Balance zwischen überkandideltem Witz und spannendem Mordfall zu halten. Für viele Reiz und Fluch dieses urigen Krimis zugleich: Die „Tatort“-Provinz Münster scheint meilenweit vom Rest der Republik entfernt.

Der Mord am Geschäftsmann Berger, welcher Kommissar Thiel (Prahl) und Pathologe Boerne (Liefers) diesmal Rätsel aufgibt, hat Autor Magnus Vattrodt („Der Novembermann“) mit einer Familiengeschichte um den Spitzenpolitiker Rüdiger Klarbach (sehr stark: Stephan Schad) verknüpft; ein ehemaliger Staatssekretär, der für die Subventionierung von Agrargeschäften in Osteuropa zuständig war und vor Jahren bei einem Hausbrand in Südafrika zwecks Geldwäsche sein eigenes Ableben vortäuschte. Ein Untoter, der in Deutschland nicht in den Knast, aber irgendwie zurück ins Leben, zu Frau und Tochter will.

Boerne irrt sich, Thiel verliebt sich, der verdächtige „Kartoffelkönig“ Hans Lüdinghaus (Michael Wittenborn) als Karikatur des Münsteraner Geldadels, Staatsanwältin Klemm tanzt fast nackt auf dem Tisch, ein recht undurchsichtiges Beziehungsgeflecht – der 19. „Tatort“ aus Münster (Regie: Matthias Tiefenbacher) ist vielleicht nicht der beste, aber er wird den Vorsprung halten. Einen schönen Satz halluziniert Thiel vor der hübschen Finanzbeamtin Krassnik (Ulrike Tscharre): „Ich würde jetzt gerne nackt mit Ihnen Abendessen und Sie anschließend heiraten.“ Aber nicht im St.-Pauli-Shirt. Markus Ehrenberg

„Tatort: Herrenabend“,

ARD, 20 Uhr 15

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false