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Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu vor neun Jahren vor dem US-Kongress.

© AFP/Alex Wong

Netanjahu in den US-Kongress eingeladen: Die Rede darf nicht zur Lunte am Pulverfass werden

Ein Auftritt des israelischen Premiers in Washington ist ein Wagnis. Worte haben Macht. Auf den Zeitpunkt kommt es an. Erst muss der Krieg in Gaza vor einem Ende stehen.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Benjamin Netanjahu, Israels Ministerpräsident, eingeladen in den US-Kongress. Netanjahu, wie er eine Rede hält. Und das kann er! „Bibi“ in seiner amerikanischen Art kann zur ultimativen Herausforderung werden. Für Präsident Joe Biden. In jeder Beziehung.

Denn Netanjahu spricht für alle, die nicht glauben können, dass der jüngste Plan, vorgestellt von Biden selbst, Frieden bringen oder den Menschen in Gaza oder Israel nützen wird. Und das sind viele. Ja, Zehntausende demonstrieren in Israel – aber die Mehrheit sind sie nicht.

Warum? Es ist doch so: Die palästinensische Hamas, die Terrororganisation, verbunden mit anderen Terrororganisationen, die Israel nach dem Leben trachten, kann nicht an der Macht bleiben.

Sie würde massiv vom Wiederaufbau Gazas profitieren und in ein paar Jahren wieder angreifen. Sie will doch Israel unverändert vernichten. Jeder Plan muss deshalb auch Wahlen in Gaza und politische Reformen beinhalten, die idealerweise mit der Hilfe verknüpft sind.

Nur weigert sich die Hamas, Waffenstillstandsbedingungen zu ändern. Auf Vorschlag von Biden (!) hat sie erklärt, dass die Rückgabe der Geiseln erst nach dem Ende der „Aggression“ erfolgen werde. Israels Aggression, versteht sich. Vom eigenen Massaker mit rund 1200 toten Israelis und mehr als 250 in den Gazastreifen Verschleppten keine Rede.

Für ein Abkommen braucht es Garantiemächte

Gilt nicht mehr, dass mit Terroristen schwer zu verhandeln ist? Warum fordert die Welt, fordern die USA nicht von der Hamas, zuerst alle Geiseln (tote und lebende) an Israel zu übergeben und danach die restlichen Details zu koordinieren, zu besprechen und zu beschließen? Mit den USA, Ägypten, Katar als Garantiemächten. Die Staaten der Abraham-Abkommen mit Israel nicht zu vergessen, Bahrein, die Vereinigten Arabischen Emirate, Marokko und der Sudan.

Die Israelis wollen ihre Leute zurück, wollen Sicherheit und Frieden. Kann das dieser Deal? Nein. Noch nicht. So nicht. Und was, wenn der Premierminister das so vor beiden Häusern des US-Kongresses sagt? Das kann unabsehbare Folgen haben, für alle Seiten, in jeder Beziehung. Die zwischen Biden und Netanjahu wäre nur ein Teil davon. Und es träfe so viele Menschen, noch viel mehr als die in der Region.

Worte haben Macht. Nicht zuletzt auf den Zeitpunkt kommt es an. Es muss vorher erst noch am Friedensplan gearbeitet werden. Die Rede darf nicht zur Lunte am Pulverfass werden.

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