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Carola Rackete steht vor einer Preisverleihung im Rathaus.

© dpa/Oliver Berg

Update

Frühere „Sea Watch“-Kapitänin: Flüchtlingsaktivistin Carola Rackete soll für Linke bei Europawahl antreten

Die Aktivistin wurde 2019 bekannt, als sie 53 Menschen vor der Küste Libyens aus dem Mittelmeer rettete. Die Linken forcieren mit der Kandidatur die Abgrenzung zu Sahra Wagenknecht.

| Update:

Die Klima- und Flüchtlingsaktivistin Carola Rackete soll einem Bericht zufolge im kommenden Jahr als Spitzenkandidatin der Linken bei der Europawahl antreten. Das berichtete „Zeit Online“ am Montag unter Berufung auf Parteikreise.

Die Parteiführung der Linken forciere mit der Kandidatur Racketes ihren Kurs der Abgrenzung zur Linkenpolitikerin Sahra Wagenknecht, die die Gründung einer eigenen Partei angekündigt und wiederholt migrationskritische Töne angeschlagen hat.

Die Vorsitzenden Janine Wissler und Martin Schirdewan präsentierten die Pläne am Montag offiziell. „Die Linke öffnet sich für Engagierte, für Aktive aus den sozialen Bewegungen der Zivilgesellschaften“, sagte Wissler in Berlin. „So zeigen wir: Die Linke ist Teil eines linken Pols der Hoffnung, der größer ist als sie selbst.“

Rackete soll Spitzenkandidatin neben Schirdewan werden, derzeit Fraktionschef der Linken im Europaparlament.

Carola Rackete, Umwelt und Flüchtlingsaktivistin spricht bei einer Pressekonferenz der Partei Die Linke.

© dpa/Britta Pedersen

Die 35-jährige Kapitänin wurde 2019 international bekannt, als sie mit aus Seenot geretteten Flüchtlingen auf dem Schiff Sea Watch trotz eines Verbots der italienischen Behörden die Insel Lampedusa anlief. Es folgte ein Strafverfahren, das 2021 aber eingestellt wurde.

Rackete ist auch Unterstützerin der Klimagruppe Extinction Rebellion und sieht sich selbst vorrangig als Ökologin. Sie bezeichnete die Klimakrise als „Ergebnis kapitalistischer Misswirtschaft und Ausbeutung“ und als größte Gerechtigkeitskrise der Welt. Sie sieht ihre Kandidatur für den Linken-Landesverband Sachsen nach eigenen Worten als Chance, die sozialen und ökologischen Bewegungen im Europaparlament zu verankern. Sie wolle aber parteilos bleiben, kündigte sie an.

Auch Gerhard Trabert soll von der Linken-Spitze aufgestellt werden.

© dpa/Britta Pedersen

Das gilt auch für Sozialmediziner Gerhard Trabert, der bereits 2022 als Parteiloser für die Linke für das Amt des Bundespräsidenten kandidiert hatte. Auch er soll von der Linken-Spitze aufgestellt werden. Der Arzt kümmert sich seit Jahrzehnten um Arme und Obdachlose in Mainz, engagiert sich aber auch in der Flüchtlingshilfe. Er soll Platz vier der Liste zur Europawahl einnehmen, hinter der Gewerkschafterin Özlem Demirel.

„Ich bin wieder da“, scherzte Trabert mit Blick auf seine Präsidentschaftskandidatur von 2022, als er Amtsinhaber Frank-Walter Steinmeier unterlag. Der 67-Jährige nannte vor allem die große Zahl von Armen und Obdachlosen in der Europäischen Union als Motivation zur Kandidatur für das Europaparlament. Die Stärke der Rechtspopulisten hänge auch damit zusammen, dass sich Menschen von Politikern nicht wahrgenommen fühlten. Er wolle denen etwas entgegensetzen, „die einfach so weit weg von der Lebensrealität vieler Menschen sind“.

Offiziell werden die Kandidatinnen und Kandidaten für die Europawahl erst bei einem Linken-Parteitag in Augsburg Mitte November aufgestellt. Ob die Nominierten überall in der Partei auf Gegenliebe stoßen, ist unklar.(AFP, dpa)

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