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Politik: Hinter den Linden: Akten, Akten, Akten

Da liegt er also, ein schlichter Aktendeckel. Sieht ganz harmlos aus, DIN-A-4-Format, einfarbig, oben mit einem schwarzen Aufdruck: "XYZ-Fraktion im Deutschen Bundestag".

Von Robert Birnbaum

Da liegt er also, ein schlichter Aktendeckel. Sieht ganz harmlos aus, DIN-A-4-Format, einfarbig, oben mit einem schwarzen Aufdruck: "XYZ-Fraktion im Deutschen Bundestag". Dann hat jemand noch einen Klebezettel mit dem Namen dessen drauf geklebt, dem der Aktendeckel mal gehört hat.

Jetzt also liegt er hier auf dem Schreibtisch. Das sollte er eigentlich nicht. Hier ist nicht die XYZ-Fraktion. Aber der Vorbesitzer hat ihn weggeworfen, achtlos in den Papierkorb, bei einer dieser Politikerklausuren, die Anfang des Jahres immer in Orten wie dem Wildbad Kreuth oder in Wörlitz oder in Magdeburg stattfinden. War ja auch weiter nichts drin in dem Aktendeckel, bloß ein paar Kopien von Agenturmeldungen, die jetzt längst überholt sind.

Gewiss, es ist nicht schön, in solche Aktendeckel einfach reinzugucken. Aber kann man ausschließen, dass in so einem Aktendeckel der Vorbesitzer - nicht ganz unwichtig ist er in der XYZ-Fraktion - einen Geheimplan mit sich herumträgt, den er dann versehentlich liegen lässt, und jemand anders wirft ihn nichtsahnend weg? Ach, das gäbe eine schöne Nachricht: "... wie sich aus einem unserer Zeitung vorliegenden Konzept ergibt ..." - und der gelbe Neid der Kollegen als Dreingabe!

Apropos Kollegen: Der liegt also hier, der Aktendeckel. Was, wenn wir jetzt arge Schelme wären, einen Geheimplan fabrizierten, ihn in den Aktendeckel steckten, ihn wie zufällig im Reichstag rumliegen ließen? Sehr leichtsinnig von dem Vorbesitzer, so einen schönen Aktendeckel einfach wegzuwerfen! Kann bloß froh sein, dass wir keine argen Schelme sind.

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