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Russlands Präsident Wladimir sendet

© Foto: Imago/Mikhail Tereshchenko

„Man muss nur den Hahn aufdrehen“: Putins vergiftetes Angebot, Gas über Nord Stream 2 zu liefern

Bei der russischen Energiewoche sendet der Kremlchef ambivalente Signale. Er stellt Gaslieferungen in Aussicht und droht der EU zugleich mit einem Lieferstopp bei Energie.

Russlands Präsident Wladimir Putin hat nach den Lecks an der Ostsee-Pipeline Nord Stream Gaslieferungen durch den einzigen noch betriebsfähigen Strang der Pipeline Nord Stream 2 angeboten.

„Man muss nur den Hahn aufdrehen“, sagte Putin bei einem Auftritt auf der russischen Energiewoche in Moskau. Die Röhre sei wohl nicht so beschädigt worden, dass sie nicht mehr genutzt werden könne, sagte er.

Gleichzeitig drohte der Kremlchef angesichts des geplanten Ölpreisdeckels in der EU mit einem Lieferstopp von Energieressourcen. „Russland wird nicht gegen den gesunden Menschenverstand handeln und für das Wohlergehen anderer bezahlen“, sagte er. „Wir werden keine Energieressourcen an Länder liefern, die ihre Preise begrenzen.“

Die EU hatte in der vergangenen Woche angesichts von Putins seit mehr als siebeneinhalb Monaten andauerndem Krieg gegen die Ukraine formal weitere Russland-Sanktionen beschlossen, darunter einen Ölpreisdeckel.

Moskau reagierte bereits damals mit Drohungen, die eigenen Ölexporte umzuleiten. Putin warnte nun zudem, durch eine solche Preisbremse werde sich das Investitionsklima weltweit verschlechtern.

Putin verurteilt „Akt internationalen Terrorismus“

Mit Blick auf die Explosionen bei Nord Stream 1 und 2 sprach Putin bei seinem Auftritt von einem Terroranschlag. „Es gibt keinen Zweifel, das ist ein Akt internationalen Terrorismus, ein zutiefst gefährlicher Präzedenzfall“, sagte er.

Ziel sei es, die Beziehungen zwischen der EU und Russland endgültig zu zerreißen und Europa zu schwächen. Als mutmaßliche Profiteure der Sabotage bezeichnete Putin unter anderem die USA. Bereits zuvor hatte der Kremlchef den Westen für die Lecks verantwortlich gemacht.

An den beiden Röhren von Nord Stream 1 und einer Röhre von Nord Stream 2 in der Ostsee waren nach Explosionen Ende September schwere Beschädigungen entdeckt worden. Bisherigen Erkenntnissen zufolge hatten sich mindestens zwei Detonationen ereignet, die zu vier Lecks führten.

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Bei den Explosionen war einer von vier Strängen der Pipeline verschont geblieben. Russland drängt seit Monaten auf die Inbetriebnahme von Nord Stream 2, das Projekt wurde wegen Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine im Frühjahr gestoppt. Bundeskanzler Olaf Scholz rechnet laut eigener Aussage nicht damit, dass durch Nord Stream 2 jemals Gas nach Europa fließen wird.

Vor diesem Hintergrund zeigt sich auch Putins vergiftetes Angebot: Sollte Europa darauf eingehen und Gas durch Nord Stream 2 akzeptieren, würde das einen Rückzieher gegenüber Russland bedeuten und zeigen: Der Kontinent ist zu abhängig von russischem Gas, um einmal gemachte Ankündigungen auch durchzuhalten.

Anfang September hatte Russland die Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream 1 mit Verweis auf technische Probleme eingestellt, die angeblich wegen westlicher Sanktionen nicht behoben werden können. Schon kurz nach den Explosionen an den Nord Stream Pipelines gab es Spekualtion, dass Russland absichtlich eine Röhre intakt gelassen habe.

Gas über Türkei umleiten

Putin stellte bei seinem Auftritt in Moskau auch eine verstärkte Umleitung von russischem Gas über die Türkei nach Europa in Aussicht. „Den verloren gegangenen Umfang des Gastransits über Nord Stream könnte Russland durch das Schwarze Meer leiten und so in der Türkei einen riesigen Gas-Hub schaffen, wenn unsere europäischen Partner daran interessiert sind“, sagte Putin. Die Pipeline Turkstream sei ohnehin sicherer als die Route durch die Ostsee, meinte er.

Ansonsten werde Russland sein Gas aber in jedem Fall auf dem Weltmarkt los, versicherte der 70-Jährige. Dazu baue Russland schon jetzt seine Infrastruktur aus. Putin erinnerte in dem Zusammenhang an den Bau der Pipeline Kraft Sibiriens 2 nach China sowie einer Gasleitung in die Mongolei. Bis diese Projekte realisiert sind, könnten allerdings Jahre vergehen.

In Deutschland ist der Gasverbrauch zuletzt gestiegen, angesichts der kalten Temperaturen jedoch sehr viel weniger als stark als erwartet. Das geht aus dem wöchentlichen Bericht der Bundesnetzagentur hervor. Alexander Roth vom Deutschen Institut der Wirtschaftsforschung sieht darin einen Hinweis auf Einsparungen der Haushalte und Gewerbe. (Tsp, dpa)

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