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Russlands Präsident Putin (r.) soll sich bei seinem türkischen Amtskollegen Erdogan beschwert haben.

© Alexei Druzhinin/imago/Itar Tass

Putin verärgert über Erdogan: Türkei liefert Drohnen an die Ukraine

Das russisch-türkische Verhältnis gilt als gut. Doch nun verärgert Ankara die Führung in Moskau – mit Drohnenlieferungen an die Ukraine.

Die Türkei verärgert mit der Lieferung von Kampfdrohnen an die Ukraine ihren Partner Russland. Die ukrainische Armee setzt die türkischen TB2-Drohnen seit dem Herbst gegen pro-russische Separatisten im Osten des Landes ein. Kremlchef Wladimir Putin hat seinen türkischen Kollegen Recep Tayyip Erdogan deshalb verwarnt.

Die Türkei will aber weitere Drohnen an Kiew liefern. Um die Spannungen abzubauen, bietet sich Erdogan jetzt erneut als Vermittler zwischen Kiew und Moskau an. Ein erster Versuch im vergangenen Jahr war gescheitert.

Die Differenzen zwischen Ankara und Moskau zeigen, dass die seit Jahren wachsenden Rüstungsexporte der Türkei, auf die Erdogan sehr stolz ist, zu ungewollten Problemen führen können. Der türkische Präsident legt großen Wert auf seine Partnerschaft mit Putin.

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Russland liefert Energie und Atomtechnologie an die Türkei. Zum Ärger ihrer Nato-Partner hat die Türkei zudem das russische Flugabwehrsystem S-400 gekauft. Beide Länder arbeiten im Syrien-Konflikt zusammen. Das gute türkisch-russische Verhältnis hat in Europa und den USA die Sorge verstärkt, Ankara wende sich vom Westen ab.

Erdogan sieht sein Land als eigenständige Regionalmacht

Erdogan sieht die Türkei als Regionalmacht mit einer eigenständigen Außenpolitik. Die Kampfdrohnen, die von der Firma seines Schwiegersohnes Selcuk Bayraktar gebaut werden, haben sich bei Kriegseinsätzen in Syrien, Libyen und Berg-Karabach bewährt. Sie wurden bereits an Länder wie Aserbaidschan, Äthiopien, Marokko, Tunesien und eben die Ukraine exportiert.

In einem Krieg zwischen Russland und der Ukraine wären die türkischen Drohnen gegen die russische Luftwaffe und Luftabwehrsysteme machtlos. Trotzdem ist Moskau wegen der türkischen Waffenlieferungen beunruhigt. Putin beschwerte sich nach russischen Angaben in einem Telefonat mit Erdogan im Dezember über den Einsatz der türkischen Drohnen durch die Ukraine.

Eine türkische Drohne wird in der Ukraine verladen.

© imago/Ukrinform

Die türkische Regierung entgegnet, die Drohnen gehörten nicht mehr der Türkei, sondern der Ukraine, weshalb Ankara der falsche Adressat für Beschwerden sei. Schon nach Putins Telefonat mit Erdogan hatte die türkische Rüstungsagentur erklärt, die Drohnen-Exporte an die Ukraine gingen wie geplant weiter. Die Türkei will auch Schiffe für die ukrainische Marine liefern.

Erdogans Regierung hält nicht nur deshalb an den Geschäften fest. Die Beziehungen der Türkei zu westlichen Staaten haben sich so verschlechtert, dass Europa und die USA die Zusammenarbeit mit Ankara im Rüstungsbereich herunterfahren.

So will Washington der Türkei wegen des Streits um die russischen S-400 keine Kampfjets des Typs F-35 liefern. Zudem hat Ankara das Problem, dass Exporte eigener Rüstungsgüter wie Kampfhubschrauber in Konfliktregionen schwierig oder unmöglich werden, wenn sie mit westlichen Komponenten wie Motoren ausgestattet sind.

Ankara kann sich Zwist mit Moskau nicht leisten

Die Türkei ist deshalb auf der Suche nach anderen Lieferanten – und da bietet sich die Ukraine an. So könnte der Motor für ein geplantes türkisches Kampfflugzeug, das statt der amerikanischen F-35 an die Luftwaffe gehen soll, aus der Ukraine kommen. Die Rüstungszusammenarbeit mit Kiew ist aus türkischer Sicht also nicht nur wegen der Kampfdrohnen vielversprechend.

Allerdings hat die Türkei ein Problem: Sie ist in etlichen Bereichen von Russland abhängig und kann sich gravierende Spannungen mit Moskau nicht leisten. Ankara will weitere Eskalationen zwischen Russland und der Ukraine deshalb schon aus Eigeninteresse vermeiden. Erdogan hat Putin und den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyi nach Angaben seines Sprechers in die Türkei eingeladen.

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