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Martin Schirdewan, Spitzenkandidat der Partei Die Linke für die Europawahl und Parteivorsitzender.

© dpa/Monika Skolimowska

Exklusiv

Wahl-Desaster bei der Linkspartei: Landtags-Fraktionschefin kritisiert Kampagnenführung der Parteispitze

Kann die Linken-Spitze sich im Amt halten? Eine Landtags-Fraktionschefin wagt sich mit einer Kritik an der Wahlkampagne vor.

In der Linkspartei gibt es nach dem desaströsen Abschneiden bei der Europawahl erste Kritik aus den Ländern an der Parteiführung und deren Kampagnenplanung. Eva von Angern, Vorsitzende der Linksfraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt, sagte dem Tagesspiegel: „Ich bedauere sehr, dass der ‚Armenarzt‘ Gerhard Trabert und Ines Schwerdtner nicht im Europaparlament sein werden. Sie hätten gerade in Ostdeutschland viel mehr in den Mittelpunkt unseres Wahlkampfes gestellt werden müssen.“

Trabert und Schwerdtner standen auf Platz vier beziehungsweise fünf der linken Europa-Wahlliste. Trabert ist als Sozialmediziner bekannt, der sich für eine bessere Gesundheitsversorgung armer Menschen einsetzt. Schwerdtner ist als Publizistin und Politikerin im Osten vergleichsweise bekannt.

Von Angerns Äußerung trifft einen Grundkonflikt in der Linkspartei, der der Sturz in die völlige politische Bedeutungslosigkeit droht: Soll die Partei versuchen, mit traditionellen Brot-und-Butter-Themen um Publikum zu werben, oder soll sie sich in eine progressivere Richtung entwickeln, wie sie in großstädtischen Milieus gut ankommt? Verschärfen kann sich der parteiinterne Konflikt kaum noch. Und dennoch ist das sehr schlechte Abschneiden bei der Europawahl eine Gefahr für die amtierende Parteispitze.

Ersterer Flügel hat zu Jahresbeginn die Führung der verbliebenen Bundestagsgruppe übernommen. Geht es nach den Strategen dieses Lagers, folgt beim kommenden Bundesparteitag eine Neubesetzung der Parteispitze. Ob dafür eine Mehrheit unter den Delegierten zu organisieren sein wird, ist aber äußerst ungewiss.

In von Angerns Heimatland Sachsen-Anhalt wird in diesem Jahr zwar kein neuer Landtag mehr gewählt, in drei anderen Ost-Bundesländern aber sehr wohl. Die starke Präsenz im Osten war immer die politische Lebensversicherung der Linkspartei.

Entsprechend groß ist dort das Entsetzen über das Abschneiden bei der Europawahl. Nicht auszuschließen ist, dass nun weitere Mitglieder oder Mandatsträger zur Wagenknecht-Partei überlaufen. Das könnte die Krise der Linken verschärfen.

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