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Der Linken-Bundestagsabgeordnete Diether Dehm.

© dpa

Linken-Abgeordneter reist nach Moskau: Warum Diether Dehm Werbung für Sputnik macht

Der Linken-Bundestagsabgeordnete Diether Dehm lässt sich in Moskau mit Sputnik V impfen - vor laufenden Kameras der russischen Staatsmedien.

Während seiner Impfung war der Abgeordnete von Kameras umringt, die Journalisten drängten sich in dem kleinen Sprechzimmer. Doch dieses Impf-Bild ist anders als die vielen anderen, die derzeit täglich in den sozialen Medien veröffentlicht werden. Denn der Mann auf dem Foto ist der Linken-Bundestagsabgeordnete Diether Dehm, der sich in Moskau demonstrativ mit dem russischen Corona-Impfstoff Sputnik V impfen ließ. Russische Staatsmedien, allen voran eine Nachrichtenagentur, die ebenfalls Sputnik heißt (und heute lieber SNA genannt werden will), verbreiteten die Botschaft.

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Ihm gehe es „hervorragend“, verkündete ein bestens gelaunter Dehm nach der Impfung. Er bringe ein „unglaubliches Opfer für die deutsch-russische Freundschaft“, weil er nun drei Tage kein Bier trinken dürfe.

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Bevor ihm die Spritze gesetzt wurde, berichtete er noch, der Verfassungsschutz habe ihn seit dem 19. Lebensjahr als russischen Agenten geführt, es gebe vier Meter Akten über ihn, obwohl er kein Wort Russisch könne und nie in Russland gewesen sei. Tatsächlich war der Liedermacher Dehm in den 70er Jahren in der Bundesrepublik als inoffizieller Mitarbeiter der Stasi tätig und berichtete an seine Führungsoffiziere beispielsweise über den ausgebürgerten Wolf Biermann.

Der 71-jährige Dehm hätte sich in Deutschland bereits impfen lassen können, zum einen wegen seines Alters, zum anderen, weil Bundestagsabgeordnete zur Prioritätsgruppe 3 gehören und bereits seit der vergangenen Woche Termine erhalten. Mit der Reise verbindet der Linken-Politiker vor allem eine politische Botschaft: Er wirbt für Sputnik V und kritisiert, dass der russische Impfstoff bisher keine Zulassung in der EU erhalten und deshalb auch in Deutschland nicht eingesetzt wird. Neben Vakzinen aus China und Kuba sei Sputnik einer der drei „vom deutschen Imperialismus am meisten ignorierten und verleumdeten Impfstoffe“.

In einer Presseerklärung sprach Dehm von „niederträchtigen, geopolitisch-ideologischen Scheuklappen“. Mit der Aktion wolle er „den Druck auf die Zulassung des russischen Impfstoffs erhöhen“ und „die kommerziellen Interessen der EU-Führung an börsennotierten Impfstoffen enttarnen“. Dehm lässt dabei unerwähnt, dass der europäischen Arzneimittelagentur (EMA) noch wichtige Daten aus Russland für eine Zulassung fehlen.

Dehm machte ein Lied über „uralte Mächte“ und das Coronavirus

Zugleich betont er, dass er weder „fanatischer Impfgegner noch -Befürworter“ sei. Im vergangenen Jahr hatte Dehm ein selbstgeschriebenes Lied zur Coronakrise veröffentlicht, in dem er Verschwörungsmythen anklingen ließ. So war darin beispielsweise im Zusammenhang mit dem Virus von „uralten Mächten“ die Rede. Weiter hieß es in dem Lied: „Worauf reimt sich Covid?/ Auf jeden Fall auf Profit. / Ich lass mir da nicht drohn mit.“ Der Landesverband der Linken in Niedersachsen entfernte das Video nach kurzer Zeit von seiner Internetseite. Andere Abgeordnete berichten, dass Dehm im Bundestag oft ohne Maske unterwegs war.

Für Dehm könnte die Reise nach Moskau einer seiner letzten publikumswirksamen Auftritte als Bundestagsabgeordneter sein. Bei der Aufstellung der niedersächsischen Linken für die Bundestagswahl unterlag er im Kampf um einen sicheren Listenplatz, obwohl sich Ex-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht für ihn ausgesprochen hatte. 

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