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Brandenburg: Gangster mit Tunnelblick

Ein Einbruch wie aus einem Kriminalfilm: Unbekannte gruben in Berlin-Steglitz von einer Tiefgarage aus einen 30 Meter langen Tunnel bis in einen Tresor – Ob die Täter es nur auf Geld abgesehen hatten, ist unklar

Berlin - Die Einbrecher waren Profis: In der Nacht zu Montag sind Unbekannte durch einen selbst gebauten, 30 Meter langen Tunnel in den Tresorraum einer Volksbank-Filiale in Berlin-Steglitz eingedrungen und haben dort die Schließfächer leer geräumt. Anschließend legten die Kriminellen Feuer – offenbar um die Spuren zu vertuschen. Wie hoch der Schaden ist und ob die Täter es nur auf Geld abgesehen hatten, blieb am gestrigen Montag unklar.

Gegen 6.15 Uhr war bei der Feuerwehr zunächst ein Brand in einer angrenzenden Tiefgarage in der Wrangelstraße in Steglitz gemeldet worden. Wie sich dann herausstellte, wurde aus einer Einzelgarage der 30 Meter lange Tunnel direkt in die Bank gegraben. „Die Täter müssen den Tunnel wahrscheinlich über Wochen gebaut haben“, sagte ein Polizeisprecher. Dabei seien die Einbrecher professionell vorgegangen: Der kniehohe Tunnel sei durch Balken abgestützt gewesen. Und der Aushub sei fast komplett abtransportiert worden. Dabei haben die Kriminellen wahrscheinlich schweres Gerät benutzt, denn die Betonwand von der Garage zur Bank sei mit Stahl verstärkt gewesen. Doch offenbar hat niemand aus dem Umgebung etwas mitbekommen.

Die Tiefgarage gehört zu einem 70er-Jahre-Gebäude, in dem sich ein Ärztehaus mit mehreren Dentisten befindet sowie die Pizzeria „La Castellana“, die bei den Schauspielern des gegenüberliegenden Schlosspark-Theaters beliebt ist. Wie ein Ermittler vermutet, seien die Täter vermutlich nachts tätig gewesen.

Die Mitarbeiter der Pizzeria waren überrascht, als sie am Montagvormittag von dem Coup erfuhren. Der Chef, Jamil Suliman, sagte, er habe selbst Lagerräume in der Tiefgarage, von den Grabungsarbeiten aber nichts mitbekommen. In der Bank hat Suliman ein Schließfach, nun macht er sich Sorgen um sein Geld. Auch eine Zahnarzthelferin war verwundert. „Auch unsere Mitarbeiter haben Stellplätze in der Tiefgarage.“

Die Ermittlungen hat das Einbruchsdezernat der Abteilung Organisierte Kriminalität beim Landeskriminalamt übernommen. Die Beamten prüfen nun, wer die Einzelgarage gemietet hat, und sie befragen Anwohner. Ob es von den Tätern Videoaufzeichnungen aus dem Tresorraum gibt, blieb am Montag unklar.

Die Volksbank-Filiale war am Montag abgesperrt. Auf dem Zettel an der Tür der Bank wurde den Kunden jedoch mitgeteilt, dass die Filiale aus „technischen Gründen“ geschlossen bleibt. Probleme bereitete den Kriminaltechnikern jedoch das Feuer, das die Täter sowohl im Tresorraum als auch in der Tiefgarage gelegt hatten. „Wir wissen nicht, ob sie das so konstruiert haben, dass der Tunnel einstürzt, weswegen er nicht einfach so begangen werden kann“, sagte ein Polizeisprecher.

Die Tat erinnert an den spektakulären Bankeinbruch im Steglitz-Zehlendorfer Ortsteil Schlachtensee im Jahr 1995. Eine elfköpfige Bande hatte damals eine Commerzbank-Filiale überfallen und 16 Geiseln genommen. Als das Spezialeinsatzkommando (SEK) in die Bank eindrang, waren die Räuber mit ihrer Beute von mehreren Millionen Mark verschwunden – sie waren durch einen selbst gebauten Tunnel geflüchtet. Die Geiseln blieben unverletzt. Trickreich gingen Unbekannte auch im Juli 2008 vor, als sie rund 150 Schließfächer einer Commerzbank-Filiale am Kurfürstendamm leer räumten: Das Gebäude war saniert worden, was den Tätern, die am Wochenende eingedrungen sind, den Einbruch erleichterte. Auch hier legten die Einbrecher nach der Tat ein Feuer, um die Spuren zu vernichten.

Wie viele Schließfächer im aktuellen Fall betroffen sind, konnte die Sprecherin der Berliner Volksbank nicht sagen. Entschädigt würden aber nur die Kunden, die eine „separate Schließfachversicherung“ abgeschlossen haben. Wer diese Zusatzversicherung nicht hat, bleibt auf dem Schaden sitzen. Diese separate Versicherung koste 1,04 Promille des Versicherungswerts oder mindestens 30 Euro im Jahr. Die betroffenen Kunden würden von der Bank informiert und müssten eine Aufstellung der Wertsachen an die Versicherung und die Polizei weiterreichen. „Schön wäre es, wenn die Kunden auch Fotos der Wertgegenstände mitliefern könnten“, sagte die Sprecherin. Bargeld sei nicht versichert, betonte sie.

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