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Schlechte Zeiten für Milchkühe in Brandenburg.

© imago/CHROMORANGE

Leere im Stall : Jeder vierte Brandenburger Milchkuhhalter hat aufgegeben

Schlechte Rahmenbedingungen: In Brandenburgs Ställen gibt es immer weniger Milchkühe. Besonders die Zahl der mittelgroßen Betriebe ist deutlich zurückgegangen.

Auf Brandenburgs Wiesen weiden immer weniger Milchkühe. Von 2018 bis 2023 ging der Bestand an Milchkühen im Land um fast 40.000 Tiere zurück: Gab es vor sechs Jahren noch 163.871 Kühe in den Ställen und auf den Höfen des Landes, waren es 2023 nur noch 123.621 Tiere. Fast 200 Landwirtschaftsbetriebe haben die Haltung von Milchkühen aufgegeben. Das geht aus einer Antwort des Potsdamer Landwirtschaftsministeriums auf eine Kleine Anfrage des Agrarexperten der Linken, der Prignitzer Abgeordnete Thomas Domres, hervor.

Besonders deutlich ging dabei die Zahl der mittelgroßen Betriebe zurück: Während nur drei von 86 Betrieben, die zuvor mehr als 500 Tiere hielten, die Segel strichen, stellten 60 Prozent der zuvor 111 Betriebe, die zwischen 100 und 200 Tiere besaßen, die Milchviehhaltung ein. „Betriebe steigen aus der Milchviehhaltung aus, wenn das Ergebnis des Betriebszweiges über einen längeren Zeitraum einen negativen Deckungsbeitrag ausweist“, heißt es in der Antwort der Landesregierung.

Dasselbe gelte, wenn „Investitionen in die Milchviehhaltung erforderlich sind und die Gesamtfinanzierung der Investition nicht gesichert ist“, oder es nicht genügend Arbeitskräfte für die Milchviehhaltung gebe.

Das Ministerium betonte, dass man sich auf der Bundesebene weiterhin für eine „verpflichtende Einführung verbindlicher Lieferbedingungen in den Verträgen zwischen Produzenten und Abnehmern“ einsetze. Ein entsprechender Verordnungsentwurf des Bundeslandwirtschaftsministeriums liege seit März 2024 als Arbeitspapier vor.

Dem Prignitzer Abgeordneten Domres reicht das freilich nicht. Er fordert eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die Milchbauern: Die Milchwirtschaft sei „ein wichtiges Standbein für die Landwirtschaft und viele Betriebe“, so Domres.

Der Rückgang der Zahl der Milchkühe und Betriebe liege „vor allem an der Abhängigkeit von Weltmarktpreisen, von Molkereien und verarbeitenden Betrieben, die nach Belieben die Preise diktieren“. Es müssten „endlich verbindliche Lieferverträge vorgeschrieben werden, damit die Milchbauern wissen, wie viel Milch abgenommen wird und welchen Preis sie dafür bekommen“.

Auch andere Landwirtschaftsbetriebe haben Probleme. Die Zahl der Betriebe, die Schweine, Rinder, Hühner halten, verringerte sich deutlich. Nach Angaben des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg betreiben in Brandenburg rund 63 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe Viehhaltung. Vor drei Jahren lag dieser Anteil noch rund zwei Prozentpunkte höher. Die Schweinebestände in den Landwirtschaftsbetrieben in Brandenburg sind in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. Im Vergleich zur Landwirtschaftszählung 2020 ist die Zahl der schweinehaltenden Betriebe zum Stichtag 1. März 2023 um 16 Prozent gesunken. Zudem ging die Zahl der gehaltenen Schweine um 32 Prozent zurück. Insgesamt wurden im Rahmen der bundesweiten Agrarstrukturerhebung in Brandenburg 340 Betriebe mit 528.600 Schweinen gezählt.

Laut Landesbauernverband ist die Entwicklung kein neuer Trend, sondern eine stetige Abwärtsentwicklung. Ein Grund dafür sei die „Schere zwischen dem gesellschaftlichen, hohen Anspruch einer tierwohlgerechteren Haltung und dem, was die tierhaltenden Unternehmen dafür investieren können“, sagte eine Sprecherin. Zudem dränge preiswertes Schweinefleisch aus Spanien auf den Markt. Den Brandenburger Landwirten habe außerdem die Afrikanische Schweinepest zugesetzt, die es vor allem den Haltern im Osten des Landes erschwerte, ihre Tiere zu vermarkten. Geringere Nachfrage, fehlendes Personal und zu wenig Nachwuchs verstärkten den Rückgang. (mit dpa)

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