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Zur Bekämpfung des Lehrermangels setzen Brandenburger Schulen schon seit einigen Jahren auf Quereinsteiger.

© picture alliance/dpa

Lehrermangel in Brandenburg: Verbände schlagen Alarm

Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) lasse nachhaltige Konzepte zur Lehrkräftegewinnung vermissen. Auch die Konkurrenz zu Berlin sei ein Problem.

Brandenburger Pädagogenverbände warnen vor einem gravierenden Mangel qualifizierter Lehrer und fordern Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) zum Handeln auf. „Alles, was bisher passiert, bringt keine Lösung“, heißt es in einem am Montag verbreiteten, öffentlichen Brief an Ernst, der von den Landesvorsitzenden des Philologenverbands, des Lehrerverbands und des Verbands Brandenburgischer Oberschullehrer unterzeichnet ist. Statt endlich eine nachhaltige und tragfähige Lösungsstrategie zu entwickeln und sich mit den an Schule Beteiligten an einen Tisch zu setzen, komme aus dem Bildungsministerium nicht viel.

Die Verbände weisen auch auf die zunehmende Konkurrenz durch Berlin hin: „Der Lehrkräftebedarf Brandenburgs ist kaum noch abzudecken und nachdem Berlin nun auch verbeamten wird, versiegt der Zugang von ausgebildeten Lehrkräften aus Berlin.“ Ernst hatte hingegen jüngst im PNN-Interview erklärt, dass sie den Wettkampf mit dem Nachbarland um Lehrkräfte unproblematisch sehe. „Wir müssen die Konkurrenz mit Berlin nicht fürchten“, sagte Ernst. „Brandenburg ist ein hoch attraktiver Standort.“

Die Lehrervertreter fordern indes konkrete Maßnahmen, um Brandenburg für Lehrer attraktiv zu machen. Die von Ernst und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft angekündigte Verbeamtung von Seiteneinsteiger, die nur über einen Bachelorabschluss verfügen, sei nicht das geeignete Mittel, um gute Lehrkräfte zu gewinnen. Allen Seiteneinsteigern müsse wie in Sachsen die Möglichkeit der vollständigen Nachqualifizierung angeboten werden.

Viele Lehrer gehen bald in den Ruhestand

Aber auch mit vielen Quereinsteiger lasse sich der Bedarf bald nicht mehr decken, weil die geburtenstärksten Jahrgänge in den Ruhestand gehen. „Wir verlieren von 2025 bis 2030 fast ein Drittel aller Lehrkräfte. Ausgebildeter Ersatz ist nicht mal ansatzweise in Sicht“, heißt es in dem Brief. Auch die grundständige Ausbildung von Lehrern müsse daher forciert werden. Die Anzahl der Studienplätze müsse genauso verdoppelt werden wie die Anzahl der Plätze in den Studienseminaren. In den Schulen müsse für den Lehrerberuf geworben, die Attraktivität des Lehrerberufs müsse gesteigert werden.

Auch der Brandenburgische Pädagogen-Verband (BPV) schlägt Alarm. Die Bildung in Brandenburg sei sowohl personell als auch qualitativ auf Talfahrt. „Weitreichende fundierte Konzepte fehlen, um diesen katastrophalen Kurs zu ändern“, sagt BPV-Präsident Hartmut Stäker. Die Bedarfsrechnungen zeigten für die nächsten zehn bis 15 Jahre weiter akuten Personalmangel, auch die Qualität der Lehrerbildung entspreche nicht den Anforderungen. „Die Verantwortung, die das Land für die junge Generation trägt, wird auf die Schulen abgewälzt, die aufgrund des akuten Personalmangels, der Probleme nach Corona und der selten ausreichend ausgebildeten Seiteneinsteiger diese Situation nicht bewältigen können“, so Stäker.

Als Maßnahme schlägt der Pädagogenverband ein praxisbezogenes, teilweise berufsbegleitendes Lehramtsstudium vor. Ziel des Konzepts, das am Dienstag (10. Januar) in Potsdam vorgestellt wird, sei es, junge, ausgebildete Lehrkräfte schneller in die Praxi zu bekommen und somit die Schulen zu stärken.

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