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Landeshauptstadt: Eine Zimmerpflanze vom Chefvermieter

Nach sechs Monaten Tapetenwechsel dürfen Drewitzer Plattenbewohner in ihre vier Wände zurück

Von Eva Schmid

So viele Gratulanten hat Liselotte Gieram nicht erwartet. Und Geschenke brachten sie auch noch mit: Der Herr mit dem Brot und Salz stellte sich als Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) heraus.  Neben ihm trug Brandenburgs Bauminister Jörg Vogelsänger (SPD) einen Umzugskarton – darin ein Bildband zu Potsdams Mitte. Und zu guter Letzt gab es dann noch eineZimmerpflanze vom Vermieter höchstpersönlich, Pro-Potsdam-Geschäftsführer Jörn-Michael Westphal.

Liselotte Gieram ist eine von den fast 30 Mietern, die für zirka sechs Monate aus ihren Wohnungen in der Konrad-Wolf-Allee herausmussten. Denn ihre Wohnungen waren die ersten, die im Rahmen des Drewitzer Gartenstadtprojekts umfassend modernisiert wurden. Inzwischen ist der Umbau abgeschlossen: Die Wohnungen sind energetisch saniert und barrierearm umgebaut worden und die Mieter konnten zurückkehren.

Für die Rentnerin, die seit 23 Jahren in ihrer Wohnung lebt, sind Begriffe wie Wärmedämmung und Solarthermieanlage nur Schall und Rauch. Ihr geht es um das Praktische, um ihre Zwei-Zimmer-Wohnung, die jetzt so anders aussieht.

„Ich bin schon etwas überrascht, dass Wohnzimmer und Küche doch viel kleiner sind als geplant“, sagt die Rentnerin. Ein Wandschrank habe schon gar nicht mehr ins Wohnzimmer gepasst, der musste dann abgesägt und in ein anderes Zimmer gestellt werden. Schuld an dem Platzmangel, erklärt Projektleiter Kristian Klüsener, seien die größeren Balkone und der Einbau von Aufzügen.

Seit ihrem Einzug am 4. Januar gewöhne sie sich aber zunehmend an die neue Wohnung. Und der Balkon sei großartig. Das bestätigt ihr auch Bauminister Vogelsänger: „Ich hab früher auch in einer Platte gewohnt und mein Balkon war halb so groß.“ Die Mieterin kann nun von der Küche und vom Wohnzimmer aus den Balkon betreten, das gefalle ihr sehr gut. Vogelsänger fügt hinzu: „Sehen Sie, so eine Sanierung bringt Lebensqualität.“

Im ersten der insgesamt vier Bauabschnitte des Projekts „Gartenstadt Drewitz“ hat die Pro Potsdam 30 Wohnungen der Konrad-Wolf-Allee 20 bis 24 in Angriff genommen. Bis März 2013 werden weitere 30 Wohnungen in den Häusern mit der Nummern 14 bis 18 fertig. Die städtische Immobilienholding plant zudem die Wohnungen im Guido-Seeber-Weg bis Mitte 2013 und der Eduard-von-Winterstein-Straße bis Anfang 2014 zu modernisieren.

„Bei diesem Projekt kommt alles zusammen – energetische Sanierung, altersgerechter Umbau von Wohnungen und die Belegungsbindung“, so Vogelsänger. Denn auch nach der Modernisierung wird der Preis für Bestandsmieter auf 5,50 Euro pro Quadratmeter durch die städtische „Mietenbremse“ gedeckelt.

Eine der barrierearmen Wohnung hat sich auch Petra Bigus gesichert. Früher wohnte sie am Schlaatz. Ihr Mann mit einer körperlichen Behinderung konnte dort nicht mehr auf den Balkon. Die neue Wohnung passe perfekt. Einziger Nachteil: die Parksituation. Ihr sei noch unklar, ob sie ihr Auto bei Fertigstellung des Stadtteilparks in der Konrad-Wolf-Allee noch vor dem Haus parken könne.

Der Drewitzer Bürgervertreter Klaus Morholz-Wensauer sagt, dass den Mietern genügend Stellplätze zur Verfügung stehen werden. „Das Parkraumkonzept wird noch von der Stadt geprüft“, so Pro-Potsdam-Sprecherin Jessica Beulshausen.

Die Modernisierungsmaßnahmen beschränken sich wie berichtet nicht nur auf die Gartenstadt, sondern werden auf den ganzen Stadtteil ausgeweitet. „Es ist sinnvoll, das gesamte Wohngebiet zu betrachten“, erklärt Westphal. Bis 2025 sollen die 1650 Wohnungen der Pro Potsdam saniert werden. Westphal schätzt das Gesamtvolumen des Umbaus auf 80 Millionen Euro.

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