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Angekommen in Potsdam. Bettina Schütt, neue Dorint-Chefin, an ihrem Arbeitsplatz. Die Holländerin war weltweit in Hotels tätig und will jetzt dauerhaft in Potsdam bleiben.

© Andreas Klaer

Dorint-Hotel Potsdam: Erst Liftboy, dann Chefin

Von Holland nach Potsdam: Bettina Schütt ist die neue Direktorin des Potsdamer Dorint-Hotels.

Ihr erster Arbeitsplatz im Londoner Hilton Hotel war der Fahrstuhl. Bettina Schütt hatte gerade in Den Haag ihren Bachelor an der Hotelschule gemacht und wurde plötzlich Liftboy. Das bedeutete, zwei Wochen lang Gäste freundlich begrüßen, hoch- und runterfahren, zum Zimmer begleiten, höflich sein und immer lächeln. Ein Crashkurs in Sachen ehrlich gemeinter Freundlichkeit und Dienstbarkeit, sagt Schütt. Jetzt ist die mittlerweile 54-Jährige ganz oben angekommen, um zu bleiben: Seit wenigen Wochen ist Schütt Direktorin des Potsdamer Dorint-Hotels und außerdem Dorint-Regionaldirektorin Region Ost. Die erste und einzige Frau in dieser Position. Sie ist für insgesamt sechs Hotels der Gruppe verantwortlich.

Für die in Holland geborene Hotelexpertin enden somit ein paar Wanderjahre. Sie kommt, auch ihrer Familie zu Liebe, zurück nach Potsdam. Vor etwa 20 Jahren zog es die Familie, Mann und zwei Töchter, aus Berlin ins ländliche Rehbrücke. Meistens allerdings war sie in all den Jahren irgendwo im Ausland, am Arbeitsort der Mutter. „Das ist ganz normal in der Hotellerie, man ist viel unterwegs“, sagt Schütt. Als die Stelle in Potsdam jetzt vakant wurde, sei sie gefragt worden – „man kennt sich in der Branche“ –, ob sie Lust darauf hätte. Hatte sie. Als Erstes konnte sie gleich ein neues Dorint-Hotel in Erfurt eröffnen, das fand sie toll.

Schon immer ist sie viel gereist, zuerst als Kind mit ihren Eltern, und wollte das bald beruflich machen. Gut, dass ihr das keiner ausgeredet hat, weil man in der Branche angeblich wenig verdiene. „Das stimmt nicht und es ist sehr schade, dass es dieses Vorurteil gibt. Man kann im Hotelgewerbe viele interessante Positionen erreichen“, sagt Schütt. Auch die Vielseitigkeit des Berufs werde oft unterschätzt. Es gehe ja hier nicht nur ums Bettenmachen. Wer im Hotelgewerbe arbeitet, macht Service und Housekeeping, Veranstaltungsmanagement, Marketing. Er muss das Kaufmännische beherrschen und im Restaurant formvollendet bedienen können.

Sie selbst suchte sich schon als Schülerin Ferienjobs in Hotels, dann kam die Ausbildung, anschließend arbeitete sie in London und Düsseldorf und spezialisierte sich bald auf den betriebswirtschaftlichen Teil. Gleich nach der Wende ging sie nach Berlin und, während 15 Wanderjahren, nach Belgien, Ungarn und in die Schweiz. Dort arbeitete sie zuletzt für einen Kreuzfahrtanbieter. Von Land aus. Ihre Aufgabe als Brand-Performance Direktorin: Die Marke verkaufen und dafür sorgen, dass sie bei dem breiten und doch irgendwie besonderen Kreuzfahrtpublikum ankommt. „Wenn man zehn verschiedene Nationen an Bord hat, ist das eine Herausforderung, alle zufriedenzustellen. Die Deutschen wollen um 19 Uhr Abendbrot essen, die Italiener um 22 Uhr, die Spanier noch später, und die Chinesen sind wieder ganz anders drauf“, sagt sie.

Nun muss sie sich nicht mehr um 5000 oder 6000 Kreuzfahrer kümmern, sondern um ein Hotel mit etwa 600 Plätzen. Das sei doch vergleichsweise „gemütlich“ sagt sie. Da könne man Stammgäste kennenlernen und auch seine Mitarbeiter. Das ist ihr wichtig. Etwa 90 Angestellte arbeiten im Potsdamer Dorint. Man legt dabei Wert auf langfristige Beschäftigungsverhältnisse. Auch um Familienfreundlichkeit ist man bemüht. „Wir haben eine tolle Frauenquote im Haus.“ Mütter mit kleinen Kindern arbeiten manchmal vorübergehend Teilzeit oder legen die Schichten zumindest so, dass es zu den Kita-Öffnungszeiten passt. „Man kann über alles reden.“Das Besondere am Potsdamer Hotel, im Übrigen das größte der Stadt, sagt sie, sei der flexible und schöne Konferenzbereich. Hier finden Tagungen, Veranstaltungen und im Winter wieder der Brandenburg-Ball statt. „In der Woche sind wir ein Business-Hotel, am Wochenende kommen die Touristen.“ Die Auslastung zwischen 63 und 65 Prozent sei gut, sagt Schütt. „Aber da geht noch was.“ Der kürzlich erfolgte Verkauf der Immobilie habe keine Auswirkungen auf das Hotel. „Wir bleiben Dorint.“ Der Gast werde davon nichts merken.

Künftig sollen noch mehr Potsdamer das Haus für sich entdecken. Schütt hat schon Ideen, wie das gehen könnte. So wird es in diesem Herbst und Winter an den Wochenenden verschiedene Fondue-Abende im Restaurant geben. „Gänsebraten kann jeder“, sagt sie.

Derzeit ist die Chefin noch dabei, alle Abteilungen des Hotels kennenzulernen. Gern ist sie mittendrin und auch für das Pressegespräch wählt sie nicht ihr Büro, sondern eine offene Sitzgruppe im Foyer, neben eincheckenden Gästen und aufbrechenden Reisegruppen.

Momentan fühlt sich Schütt selber noch nicht so richtig als Potsdamerin, sondern eher als Touristin. Sie schlendert gern durch Potsdam, entdeckt immer neue Straßen und Ecken. Das Holländische Viertel findet sie, mit der Expertise einer Niederländerin, erstaunlich gut gelungen und ziemlich authentisch. Gern isst sie dort die holländischen Poffertjes.

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