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Ernährungsforscher untersuchen Zusammenhang zwischen Entzündungen und Herzinfarktrisiko

Früher galt er als typische Krankheit gestresster Manager und Börsenmakler. Und auch heute noch betrifft der Infarkt mehr Männer als Frauen. Bundesweit erleiden jährlich etwa 280 000 Menschen einen Herzinfarkt. Bekannt ist, dass hohe Blutfettwerte das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen steigern. Aber gibt es noch andere Substanzen, mit denen das Herzinfarktrisiko vorhergesagt werden kann?

Mit dieser Frage beschäftigte sich eine amerikanische Studie, an der Tobias Pischon vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Bergholz-Rehbrücke aktiv mitarbeitete. Er und seine Kollegen der Harvard School of Public Health stellten fest, dass Personen mit hohem Werten des C-reaktiven Protein (CRP) ein erhöhtes Herzinfarktrisiko besitzen. Das Eiweiß wird bei Entzündungsreaktionen vermehrt in der Leber gebildet und in die Blutbahn abgegeben. In geringen Konzentrationen findet es sich auch beim gesunden Menschen.

Bereits seit einigen Jahren diskutieren die Gelehrten über die Messung von Entzündungsmarkern zur Gefahrenabschätzung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Wie aus früheren Studien bekannt, steigern hohe CRP-Konzentrationen im Blut das Risiko eines Herzinfarktes. „Gleichzeitig liegen bei Personen mit auffälligen Werten auch andere Risikofaktoren wie Übergewicht, Diabetes und Bluthochdruck vor“, so Pischon. Folglich war für die Forscher die wichtigste Frage: Bringt die Messung der Substanz einen zusätzlichen Informationsgewinn bei der Risikoabschätzung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen?

Um dies zu erklären, wurden Blutproben von 708 Frauen und 795 Männern zwischen 30 und 75 Jahren analysiert, die zu Beginn der Studie hinsichtlich kardiovaskulärer Erkrankungen gesund waren. Die Wissenschaftler bestimmten in einem hochsensiblen Verfahren das CRP und andere wichtige Moleküle entzündlicher Reaktionen. „Die Konzentrationsunterschiede zwischen den CRP-Werten der einzelnen Teilnehmer lassen eine Aussage über die Infarktgefahr zu“, erklärt der Mediziner. Im Beobachtungszeitraum, erlitten 239 Frauen und 265 Männer einen nicht-tödlichen Herzinfarkt oder verstarben an einer Herzerkrankung. Die Forscher verglichen die Daten dieser Personen mit denen von gesunden Teilnehmern. Als wichtigstes Ergebnis der Studie nennt der Wissenschaftler die Beziehung zwischen dem hohem CRP-Niveau und der Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Herzinfarktes. Bei einer Konzentration von weniger als einem Milligramm CRP je Liter Blut ist demnach die Gefahr einer Erkrankung sehr gering. „Steigt der CRP-Spiegel auf über drei Milligramm, haben Personen – gegenüber denen mit niedrigen Werten – ein rund 70 Prozent höheres Herzinfarktrisiko.“

Ein weiterer Schwerpunkt der Forschungen war, die Mengen von klassischen Gefahrenanzeigern wie Cholesterin zu untersuchen. Hier bestätigte sich, dass ein hoher Cholesterinspiegel die Wahrscheinlichkeit eines Herzinfarktes steigert. „Im Vergleich zu den CRP-Messungen war die Assoziation zwischen den Blutfettwerten und dem Eintreten eines Herzinfarktes weitaus stärker“, resümiert der Wissenschaftler. Insgesamt sei in der Studie der zusätzliche Informationsgewinn durch das CRP geringer, als dies in früheren Forschungsergebnissen publiziert wurde. Somit bleibt die Bestimmung der Substanz bei der Routineuntersuchung umstritten.

Zur endgültigen Klärung wird der Mediziner seine Forschungen am Rehbrücker Ernährungsinstitut fortsetzen. Sein Projekt ist Bestandteil der europäischen EPIC-Studie, in der die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Lebensstil, Umweltfaktoren, chronischen Erkrankungen und Krebs erforscht werden. Insgesamt 27000 Brandenburger nehmen teil. Seit 1994 werden von den Studienteilnehmern, per Fragebogen, Angaben über Ernährung, Lebensstil sowie Erkrankungen erhoben. Mandy Schneider

Mandy Schneider

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