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Landeshauptstadt: Staatsanwälte voller Hoffnung

Potsdams Strafverfolger freuen sich auf das neue Justizzentrum in der Jägerallee – weil es ihre schwierigen Arbeitsbedingungen wesentlich verbessern könnte

Völlig weiße Wände, nur ein loses Foto seines Sohnes auf dem Schreibtisch: Das Arbeitszimmer des neuen Sprechers der Potsdamer Staatsanwaltschaft Helmut Lange wirkt unpersönlich. Mehr muss es auch nicht sein, sagt er – so kurz vor dem Umzug seiner Behörde in das neue Justizzentrum in der Jägerallee. Die Potsdamer Staatsanwälte haben diese Woche ihren Umzug an den künftigen Arbeitsplatz begonnen. Und versprechen sich von dem neuen Gebäudekomplex wichtige Verbesserungen für ihre Arbeit – nicht nur wegen des vielfältigeren Mittagsangebots in der Innenstadt.

Denn zurzeit sitzen die Strafverfolger in vier Gebäuden, quer über den Ministerialkomplex an der Heinrich-Mann-Allee 103 verteilt. In einem, im Sommer schnell aufgeheizten Container-Büro-Trakt sind zum Beispiel die Ermittler für Sexualdelikte und Jugendkriminalität untergebracht. Ein anderes Haus – „die Ruine“ genannt – ist seit mehr als 20 Jahren nicht saniert worden. „Diese Bedingungen werden sich stark verbessern“, sagt Lange diplomatisch, wenn er an den Zustand der Gebäude denkt. Dazu käme, dass sich viele Wege enorm verkürzen würden, nicht nur wegen der gemeinsamen Justizbibliothek für Richter und Staatsanwälte. Zwei wesentliche Erleichterungen dürfte es geben: Einmal können Staatsanwälte, wenn sie bei Prozessen am Amts- oder Landgericht eingespannt sind, in den Verhandlungspausen schnell zurück in ihre Büros und dort weiter arbeiten.

Bisher hatten sie immer den Fahrtweg von der Innenstadt in den Dienstsitz in der Teltower Vorstadt dazwischen „Das wird nun effektiver“, sagt Lange. Dazu kommt, dass bisher täglich bis zu 2,5 Tonnen Akten auf dem Gelände der Heinrich-Mann-Allee transportiert werden mussten – hin und her, in Kisten mit 10 bis 15 Kilo Papier. Zwei Stunden hat diese Arbeit nach Angaben eines Mitarbeiters jeden Morgen gedauert. „Das wird nun wesentlich kürzer“, sagt Lange. Ebenso wird die bisherige Außenstelle in Luckenwald nach Potsdam ziehen müssen.

Auch organisatorisch wird sich die Staatsanwaltschaft mit dem Umzug verändern. Künftig würden die Staatsanwälte nach einzelnen Regionen aufgeteilt, erklärt Lange – mehrere Ermittler sind dann nur für Potsdam zuständig, andere nur für zum Beispiel Potsdam-Mittelmark.

So hoffe man, sagt Lange, eine weitere Beschleunigung der Verfahren zu erreichen. „Wir haben nur die begrenzten Mittel, die wir haben.“ Rund 56 000 Verfahren bearbeitet Potsdams Staatsanwaltschaft pro Jahr, 60 Staatsanwälte bei insgesamt 230 Mitarbeitern stehen dafür zur Verfügung. Zudem ist sie Schwerpunktbehörde in Brandenburg für Wirtschaftskriminalität. Die Behörde selbst sprach in der Vergangenheit von 20 Prozent Unterbesetzung. Bei der Durchschnittsdauer von Strafverfahren lag Brandenburg laut Kriminalstatistik nur auf Platz 9 der Bundesländer – mit 4,3 Monaten.

Doch bevor es zu der möglichen Beschleunigung der Verfahren kommt, ist nun der Umzug aktuell. Von möglichen Urlaubssperren für die Zeit spricht Lange, „weil die Arbeitsfähigkeit im laufenden Betrieb erhalten bleiben muss.“ Den 1. März nennt er als „Idealziel“ für den Umzug. Sein neues Büro kann er dann persönlicher einrichten.

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