zum Hauptinhalt

Defa-Regisseur mit Widerständen: Filmmuseum ehrt Siegfried Kühn

20 Jahre lang arbeitete er für die Defa, zwölf Filme entstanden in dieser Zeit. Einige davon, wie etwa die satirische Komödie „Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow“ aus dem Jahr 1973, gelten bis heute durch ihren innovativen Stil als interessanteste Filme ihrer Zeit.

Von Sarah Kugler

20 Jahre lang arbeitete er für die Defa, zwölf Filme entstanden in dieser Zeit. Einige davon, wie etwa die satirische Komödie „Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow“ aus dem Jahr 1973, gelten bis heute durch ihren innovativen Stil als interessanteste Filme ihrer Zeit. Im März dieses Jahres ist der Regisseur und Drehbuchautor Siegfried Kühn 80 Jahre alt geworden, weshalb ihm das Filmmuseum Potsdam am Freitag einen eigenen Filmabend widmet.

Auf eigenen Wunsch des Filmemachers wird „Heute sterben immer nur die anderen“, einer seiner späten Filme aus dem Jahr 1991, gezeigt, der die Geschichte einer krebskranken Frau bis zu ihrem Tod erzählt. Im Anschluss wird es ein Filmgespräch mit Regisseur und den Darstellerinnen Katrin Sass sowie Ulrike Krumbiegel geben. Die Moderation übernimmt Medienwissenschaftlerin Jeannette Eggert.

Der Film, der nach einer Erzählung von Charlotte Worgitzky entstanden ist, widmet sich dem bis heute stark umstrittenen und zum Teil tabuisierten Thema Sterbehilfe. Die Hauptfigur Maria (Gudrun Ritter) erfährt, dass sie an Krebs erkrankt ist und begreift schnell, dass sie bald sterben wird. Lisa und Hanna, Freundinnen aus frühen Tagen, reagieren ganz unterschiedlich auf die gesundheitliche Situation der Freundin: Während sich Lisa (Ulrike Krumbiegel) einer wirklichen Auseinandersetzung verweigert, entscheidet sich Hanna (Katrin Sass), trotz der eigenen Ängste, für aktive Sterbehilfe. Ein fast moderner Film also, der in seiner Thematik bis heute nichts an Aktualität eingebüßt hat.

Und es ist nicht Kühns einziger Film, der umstritten war: Sein 1967 entstandender Dokumentarfilm „Das rote Plakat“, der sich mit bekannten Werken linker internationaler Plakatkunst auseinandersetzte, die gegen Imperialismus und Krieg gerichtet waren, wurde erst 1973 in den Kinos gespielt. Es war der zweite Film des 1935 in Breslau geborenen Regisseurs, der seine Kindheit bei seiner Großmutter in Schlesien verbrachte und von 1952 bis 1955 eine Ausbildung zum Bergbau-Ingenieur absolvierte. Erst ab 1958 studierte er Filmregie, zunächst an der Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg, danach ging er an das Institut für Kinematographie in Moskau. Nachdem er einige Zeit am Deutschen Theater in Berlin tätig war, entstand 1969 sein erster Defa-Spielfilm „Im Spannungsfeld“, es folgten unter anderem „Zeit der Störche“ (1970), „Die Wahlverwandtschaften“ (1974) und „Don Juan“. Im Jahr 1988 entstand der Film „Die Schauspielerin“, für den Corinna Harfouch auf dem Internationalen Filmfestival Karlovy Vary den Grand Prix als beste Darstellerin erhielt. „Die Lügnerin“ mit Katharina Thalbach aus dem Jahr 1992 war schließlich sein letzter Film. Kühn, der in zweiter Ehe mit Schauspielerin Katrin Sass verheiratet war, lebt seit 2010 mit seiner dritten Ehefrau Irma Grefte zusammen. 

Filmvorführung und Gespräch, morgen 19 Uhr im Filmmuseum, Breite Straße 1A

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false