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Von Klaus Büstrin: „Für mich wie eine Bibel“

„Der kleine Prinz“ zum 70. Geburtstag von Christel Bodenstein im Filmmuseum aufgeführt

Nur ein einziges Mal wurde der Fernsehfilm „Der kleine Prinz“, den Konrad Wolf 1966 bei der DEFA drehte, ausgestrahlt. Das war elf Jahre später. Dann aber nie wieder. Die DDR – in Sachen Autorenrechte nicht mit allen „Wassern gewaschen“ – versäumte vor Drehbeginn, die Rechte an der literarischen Vorlage und der deutschen Übersetzung zu erwerben. Die Succession Saint Exupéry untersagte die Aufführung des Films.

Nun stand am 13. Oktober dieses Jahres der 70. Geburtstag der Schauspielerin Christel Bodenstein an. Zu DDR-Zeiten ein Star. Man überlegte, mit welchem Film sie am Besten zu ehren wäre. Doch sie brachte selbst einen Wunsch vor: „Der kleine Prinz“ sollte gezeigt werden. Aber da waren die kleinen Probleme mit den Rechten ...

Das Filmmuseum fand dennoch einen Weg, den „Kleinen Prinzen“ aus der Versenkung zu holen. Und wenn es nur für eine Aufführung wäre. Eine Mitarbeiterin mit Französisch-Kenntnissen nahm telefonisch Kontakt mit den Erben des Autors Antoine des Saint-Exupéry auf, und konnte wohl durch ihren Charme, die Ausstrahlung des Film erwirken. Aber nur für den Gratulationsabend für Christel Bodenstein. Und so freute sich am Donnerstag Museumsdirektorin Bärbel Dalichow mit den zahlreichen Gästen, dass der Film wenigstens zu dieser Veranstaltung gezeigt werden durfte.

Die Jubilarin war natürlich am glücklichsten. „Saint-Exupérys Buch gehört von jeher zu meinen Lieblingsbüchern. Es ist zu meiner Bibel geworden“, sagte die Schauspielerin. Der Film sei ihr deswegen so wichtig, weil er die einzige künstlerische Zusammenarbeit mit ihrem damaligen Mann, dem Regisseur Konrad Wolf, dokumentiere. „Als er mich fragte, ob ich den Kleinen Prinzen spielen möchte, war ich zunächst etwas verwirrt. Denn eigentlich hasste er es, wenn Ehefrauen eines Regisseurs in Filmen, die sie drehen, mitspielen.“ Konrad Wolf habe zu ihr gesagt, dass sie die Rolle verkörpern könne. „Es wurde dann eine sehr leise und konzentrierte Arbeit“, sagte Christel Bodenstein am Donnerstag. „Besonders traumhaft ist die Besetzung gewesen. Bedeutende Schauspieler Berliner Theater wurden verpflichtet.“

In der Tat, der Film lebt von den beeindruckenden darstellerischen und sprachlichen Leistungen eines Eberhard Esche, Wolfgang Heinz, Fred Düren, Klaus Piontek oder einer Inge Keller. Christel Bodenstein kann in der Titelrolle immer wieder berühren, in ihrer Naivität, Schlichtheit und Wärme. Doch man hat den Eindruck, dass dieser „Kleine Prinz“ eher eine verfilmte Theateraufführung ist. Er wirkt statuarisch, kühl, die Typologie der Gestalten sind ganz und gar der literarischen Vorlage entnommen, er findet zu keiner filmischen Interpretation. Ein Film, der sich stark auf das Wort des Dichters konzentriert. Er will von ihm nicht ablenken. Bis auf die Rahmenhandlung, die einen Bezug auf den Zweiten Weltkrieg herstellt, orientierte sich Wolf streng an die literarische Vorlage von Antoine de Saint-Exupéry. Er erzählt vom Absturz eines Piloten (wunderbar Eberhard Esche) inmitten der Wüste, von seinen Erlebnissen auf anderen Planeten und seiner Einsamkeit. Aber ob der Film ein großer Publikumserfolg geworden wäre, ist fraglich.

Christel Bodenstein konnte jedenfalls in ihrer Filmkarriere mit „Der kleine Prinz“ einen für sie wichtigen Edelstein hinzufügen, ohne die Zuschauer im Fernsehen oder im Kino erreichen zu können. An ihr lag es nicht.

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