Mit Schwung und Leidenschaft: Das große Finale der Musikfestspiele in Potsdam
In Sanssouci sind am Sonntag die Musikfestspiele vor der Kulisse der illuminierten Orangerie zu Ende gegangen. In diesem Jahr wurden Musik und Tanz miteinander verbunden.
Die Musikfestspiele Potsdam Sanssouci sind am Sonntagabend vor der stimmungsvoll-italienisierenden Kulisse der illuminierten Sanssouci-Orangerie zu Ende gegangen. Noch einmal konnte sich das diesjährige Thema „Tanz“ bei italienischer Barockmusik so richtig entfalten. Das Ensemble Holland Baroque brachte mit seinen schwungvollen Darbietungen das Publikum in beste Feierlaune.
Während des gut zwei Wochen veranstalteten wichtigsten Musikfestivals des Landes Brandenburg besuchten rund 12.200 Gäste 64 Veranstaltungen, darunter zwei Opernproduktionen. Das entspricht einer Auslastung von gut 93,23 Prozent. Damit knüpfen die Festspiele an die Auslastungszahlen aus der Zeit vor der Corona-Pandemie an.
Intendantin Dorothee Oberlinger ist darüber sehr beglückt: „Wir haben uns dem umfangreichen Thema von allen möglichen Blickpunkten aus kreativ genähert. Von Bühnentanz, der modernen Barberina in Grauns Oper ,Adriano in Siria‘, der Tanzwut in der Musik von der Renaissance bis zur Moderne und den vielen anderen Konzerten, die in historischen Räumen stattfinden konnten. Mich freut es, dass das Publikum selber tanzen konnte, wie beispielsweise bei der Tanzlust im Neuen Garten. Hochkultur soll Spaß machen.“
Ansteckende Entspannung herrschte durchweg am Sonntagnachmittag auch in der Friedrichskirche auf dem Babelsberger Weberplatz, dort, wo sich unter der Regierung Friedrichs II. böhmische Handwerker und Hofmusiker wie Franz und Georg Benda ansiedelten. Das auf internationalen Konzertpodien erfolgreich musizierende Collegium Marianum aus Prag spielte und sang unter der Leitung der Weltklasse-Flötistin Jana Semerádová auf verschiedensten Instrumenten wie Barockvioline, Charango, Block- und Traversflöte, Cimbalon, Violone, ein abwechslungsreiches, dynamisch auf Hochspannung getrimmtes Programm, das die musikalischen Beziehungen zwischen böhmischen Missionaren und Peruanern im 18. Jahrhundert beleuchtete.
Temperamentvolle tschechische und peruanische Volksmusik verband sich mit der Grazie und Anmut barocker europäischer Musik. Die Mutter Jesu, Maria, stand oftmals im Mittelpunkt der Gesänge. Nicht nur feierliche Lobgesänge wurden angestimmt, sondern tänzerisch beschwingte Lieder, die von einer ganz eigenen Religiosität erzählen. Das Konzert verströmte eine ungezwungene Heiterkeit, dank der virtuosen Darbietungen von Jana Semerádová und ihres hervorragenden Teams. Das Publikum spendete viel Applaus, der kaum enden wollte.
Auch die Sieger des Lunchkonzert-Wettbewerbs 2023, das Orpheus Ensemble Basel, wurden von den Zuhörerinnen und Zuhörern im Raffaelsaal der Sanssouci-Orangerie ins Herz geschlossen. Das junge Ensemble kam mit einem zu Herzen bewegenden Programm nach Sanssouci, mit Vokalwerken von Claudio Monteverdi, die von leidenschaftlichen Liebesbeziehungen erzählen. Dazwischen gab es Instrumentalstücke von den Monteverdi-Zeitgenossen Tarquinio Merula, Giovanni Girolamo Kapsberger und Giovanni Mealli.
Die beiden Sopranistinnen Lena Tschinderle sowie Emile Ribokaité sangen die kunstvoll komponierten Emotionen mit klaren und ausdrucksstarken Stimmen. Die Geigerin Laura Esterna Pezzoli begeisterte für ihr sensibles Spiel einer Mealli-Sonate, Bianca Cucini, Viola da gamba, und Sergio Bermudez Bullido, Theorbe/Barockgitarre agierten ebenfalls auf bewundernswertem Niveau. Nur Emma Bas Gonzáles und Larissa Pfister blieben mit ihrem tänzerischen Kommentar zu Monteverdi auf der Strecke, da ihnen im Raffaelsaal aus denkmalpflegerischen Gründen wohl ein Podest vorenthielten wurde.
Über den Sieg beim diesjährigen Lunchkonzert-Wettbewerb, an dem vier Ensembles der Alten-Musik-Szene teilnahmen, kann sich Apollo’s Cabinet freuen. Für 2025 ist ihnen ein Konzert im Festspielprogramm „Grand Tour“ sicher.
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